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Corona und Naturschutz: Aktivitäten und Positionen
News | 06.05.2020

Corona und Naturschutz: Aktivitäten und Positionen

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c. Pixabay

Viele DNR-Mitglieder kämpfen auch in den zurückliegenden Tagen und Wochen für den Schutz der Natur im Großen und im Kleinen, international, in Deutschland und vor Ort. Die Bedingungen zu Zeiten der Corona-Pandemie sind allerdings erschwert. Neben finanziellen Sorgen wegen ausbleibender Förder- und Spendengelder (DNR-Brief an die Bundesregierung) machen auch Versammlungsverbote den Aktiven zu schaffen. Nicht nur der Deutsche Naturschutztag muss auf das kommende Jahr verschoben werden.

Doch das Thema Naturschutz und Corona hat es auf höchste Ebene geschafft (EU-News 08.04.2020, EU-News 30.04.2020) - und in die Tagesschau: "Die Lehren aus Corona: Mehr Naturschutz, weniger Seuchen" oder die ZDF-Nachrichten. Für die praktische Arbeit von Umwelt- und Naturschutzorganisationen ändern Lippenbekenntnise jedoch zunächst einmal nichts.

Naturschutz international

Die Zoologische Gesellschaft (ZGF) schreibt über den Naturschutz in den 18 Ländern, in denen sie auch während der Corona-Krise arbeitet, dass sich die Situation vor Ort jeden Tag ändert. Die Zentrale in Frankfurt ist auf Heimarbeit umgestellt, Besprechungen finden per Videokonferenz statt, die Gesundheit geht aber auch in den herausragenden Wildnisgebieten vor, die das Kernanliegen der ZGF sind. Bisher gebe es keine Hinweise, dass das Virus eine direkte Auswirkung auf natürliche Ökosysteme hat, allerdings gibt es massive indirekte Auswirkungen. Denn Nationalparks wie der Manu Nationalpark in Peru wurden geschlossen, um die dortige indigene Bevölkerung nicht zu gefährden. Reisen in Projektgebiete, Exkursionen, Patrouillen und die Ermittlung von Tierbeständen mussten stark reduziert werden oder fallen aus, dafür konnten teilweise die Überwachung per Kleinflugzeug oder die Auswertung von Satellitendaten intensiviert werden. Infrastrukturmaßnahmen müssen zeitlich verschoben werden, die stärksten Einschränkungen gebe es im Bereich der Entwicklung einer nachhaltigen Landnutzung, der Unterstützung der Gemeinden und bei der Umweltbildung. Sorgen macht besonders die finanzielle Ausstattung der Schutzgebiete in der biodiversitätsreichen Tropenzone, wo staatliche Unterstützung schon vor der Krise wenig erfolgte und nun auch private Mittel oder von Tourismus generierte Mittel wegbrechen. Hier bräuchte es einen Rettungsschirm für herausragende Biodiversitätsgebiete. Als eine der ältesten Naturschutzorganisationen überwiegt jedoch eine gelassene Grundhaltung: "Die ZGF wurde vor 162 Jahren gegründet. Seither ist die Menschheit immer wieder mit großen Krisen konfrontiert worden. Im Zusammenwirken unseres Vereins und der Stiftung besteht heute eine stabile, krisenfeste Konstruktion. Mit einem sicherheitsorientierten Ansatz, zu dem auch weitere, angegliederte Stiftungen gehören, haben wir ausreichend Reserven aufgebaut, so dass die Zoologische Gesellschaft Frankfurt auch lange Zeit unter den jetzt völlig veränderten Rahmenbedingungen bestehen kann."

Der WWF mit seinen vielen Projekten beschreibt unter anderem, dass das Projektgebiet Dzanga-Sangha in Zentralafrika geschlossen wurde mit einem strengen Besuchsverbot. Denn neben der Bevölkerung vor Ort müssten auch die dort lebenden Gorillas vor dem Virus geschützt werden; noch gibt es keinen Beweis, dass Covid-19 auch Menschenaffen infizieren kann, aber sollte dies so sein, wäre es eine große Gefahr für die bedrohten Tiere im Kongobecken. In Asien liegen die Projekte für nachhaltige Lebensmittelproduktion und Konsum wegen der Ausgangssperren auf Eis. Viele Menschen und ganze Familien sind in existenzielle Not geraten, die Wilderei könnte zunehmen, die medizinische Versorgung in entlegenen Gebieten steht still. Der WWF ruft zu Spenden auf und fordert - ebenso wie der DNR und viele andere Verbände - ein grünes Konjunkturprogramm für den Neustart nach Corona.

Die Tropenwaldstiftung Oro Verde beschreibt, dass die Projektarbeit beispielsweise in Guatemala, so gut es geht, aufrechterhalten wird. Die Mitarbeiter*innen leben selbst vor Ort und wissen: "Insbesondere in diesen Zeiten, da selbst der regionale Handel stark eingeschränkt ist, erweist sich jedoch der lokale Anbau von Lebensmitteln zur Versorgung der Gemeinden als umso wichtiger. Daher fördert ASOCUCH [Vereinigung der Organisationen der Cuchumatanes] auch vermehrt die Bewirtschaftung von Hausgärten zur Produktion von Obst und Gemüse".

Der NABU bloggt zu seinen weltweiten Projekten in Tadschikistan, Äthiopien, Kirgistan oder Indien.

Deutschland

Auch im Home Office kann politische Arbeit geleistet werden, Stellungnahmen für Planfeststellungsvorhaben sind teilweise ins Digitale verlegt worden. Doch es ist ja noch so viel mehr, womit sich Umwelt- und Naturschutzverbände beschäftigen!

Die Organisationen sind auch Arbeitgeber und Fördermittelempfänger (Tipps gibt es auf unserer Unterseite zu Corona). Der NABU hat außerdem Informationen zum Bundesfreiwilligendienst und Corona-Virus verfasst.

Der BUND informiert auf einer Extraseite und gibt außerdem Öko-Tipps für Zuhause. Die Aurelia Stiftung fordert, dass der Insektenschutz nicht aufgeschoben werden darf und trommelt weiter für die Europäische Bürgerinitiative Bienen und Bauern retten, ebenso wie der BUND Naturschutz.

Die BUND Naturschutz Ortsgruppe Ebermannstedt-Wiesental beklagt massive Verletzungen der Naturschutzauflagen wie Hecken- und Baumrodungen während der Brutzeit in FFH- oder Landschaftsschutzgebieten. "Gründe für die Naturzerstörungen kann man bei den Verursachern vielleicht in der Annahme finden, dass es ja niemand merken wird, wenn die Leute zu Hause bleiben sollen. Spaziergänge und körperliche Aktivitäten in der Natur sind während der Corona-Krise jedoch weiterhin ausdrücklich erlaubt." Die Ortsgruppe vermutet, dass für viele Menschen in Zeiten der Krise der Schutz einer intakten Natur und Landschaft eine noch viel wichtigere Rolle als bisher einnimmt, da diese den notwendigen Halt und Ausgleich gibt.

Der Deutsche Wanderverband weist in einem offenen Brief an die Bundesregierung, Länder und Kommunen darauf hin, dass die vielen Menschen, die jetzt in der Natur und im Wald Erholung suchen, ohne die ehrenamtliche Arbeit der Vereine zur Wegmarkierung vielerorts keine Orientierung finden würden. Der Verband fordert Unterstützung besonders für Wandererheime, die wegen der Corona-Auflagen geschlossen sind. Auch der Deutsche Alpenverein informiert, dass die Hüttensaison verspätet startet und bisher keine genauen Richtlinien und Auflagen für die eingeschränkte Öffnung der Gastronomie- und Hotelbetriebe und damit auch Alpenvereinshütten exisieren. Das Wandern sei aber bei Beachtung wichtiger Regeln wieder möglich. Auch die NaturFreunde können ihre Vereinsaktivitäten nicht wie gewohnt abhalten, die Naturfreundehäuser in Deutschland sind seit Mitte März geschlossen. Deshalb setzt sich der Verband auf politischer Ebene intensiv für ein „Rettungspaket Belegungsausfall“ ein.

Es fehlt Ihr Standpunkt? Dann schreiben Sie uns gern eine E-Mail an mittwochspost@dnr.de und wir fügen Ihre Organisation und Aktivität hinzu. [jg]

Naturschutz international

ZGF: Naturschutz während der Coronakrise

WWF-Blog: Die Corona-Krise & erste Folgen für den Naturschutz

Oro Verde: Wie Projektarbeit trotz Ausgangssperre funktioniert

NABU: Corona-Folgen für weltweiten Naturschutz

Deutschland

Aurelia-Stiftung: Projekte laufen trotz Corona-Einschränkungen weiter

BUND Naturschutz OG Ebermannstadt: Naturschutzarbeit in Zeiten der Corona-Krise

Deutscher Alpenverein: Start in die Hüttensaison 2020?

NaturFreunde Bundesveranstaltungen bis Ende Juni abgesagt

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