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Polnische Regierung setzt Białowieża Urwald aufs Spiel
EU-News | 06.07.2017
#Wald #Biodiversität und Naturschutz

Polnische Regierung setzt Białowieża Urwald aufs Spiel

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c. pixabay

Die polnische Regierung hält trotz internationaler Kritik bisher an Abholzplänen im letzten Urwald Europas fest. Umweltorganisationen protestieren und blockieren die Rodungen. Es droht eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof und die Aberkennung des Weltnaturerbetitels der UNECSO.

Seit 1979 hat der Białowieża Nationalpark in Polen an der Grenze zu Weißrussland den Status als Weltnaturerbe. Unter den jahrhundertealten Baumbeständen leben Wisente, Luchse, Elche und Wölfe. Doch die polnische Regierung will einige Gebiete abholzen. Es hagelt Proteste von allen Seiten: Naturschutzverbände protestieren und die EU-Kommission droht mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Denn seit 2008 gehört das Gebiet auch zu den Natura-2000-Schutzgebieten mit entsprechend strengen Nutzungsauflagen. Im April hat die polnische Regierung im Rahmen eines förmlichen Vertragsverletzungsverfahrens eine mit Gründen versehene Stellungnahme der EU-Kommission erhalten - eine Art "blauer Brief". Wenn das Mitgliedsland nicht fristgerecht innerhalb eines Monats und glaubhaft über getroffene Maßnahmen zur Umsetzung des EU-Rechts berichtet, kann die EU-Kommission die Angelegenheit vor Gericht bringen.

Eine fraktionsübergreifende Gruppe von 13 Abgeordneten im EU-Parlament hat nun die EU-Kommission in einem Brief aufgefordert, genau das zu tun, berichtet der Umweltinformationsdienst ENDS Europe Daily. Außerdem müssten die fortlaufenden Abholzaktivitäten unterbunden werden, forderten die EU-ParlamentarierInnen aus dem grünen, dem sozialdemokratischen und dem konservativen Lager sowie eine Abgeordnete der EFDD. Offiziell begründet die polnische Regierung die Abholzungsmaßnahmen mit einem Borkenkäferbefall. Diese Begründung hält der Naturschutzbund (NABU) für "vorgeschoben". „Borkenkäfer fressen nur an Nadelbäumen. Der Urwaldcharakter in Białowieża jedoch kommt von mehrhundertjährigen Eichen. Der polnische Umweltminister selbst hat die Streichung des Gebietes von der UNESCO-Liste gefordert und die Fällungen explizit angeordnet. Hinter diesen Maßnahmen stehen rein wirtschaftliche Interessen“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Das UNESCO-Weltnaturerbekommittee hat die polnische Regierung aufgefordert, die Abholzung im Urwald einzustellen, da Białowieża sonst bald den Status als gefährdetes Weltnaturerbe erhalten könnte. Auch die Umweltrechtsorganisation ClientEarth hatte eine Überprüfung des Status und einen Stopp der Abholzungspläne gefordert und begrüßte, wie auch Rettet den Regenwald, die Position der UNESCO. Das UNESCO-Komittee tagt vom 2. bis 12. Juli in Krakau. [jg]

UNESCO-Länderseite Polen

41. Sitzung des UNECSO-Weltnaturerbekommittees

Artikel in ENDS (kostenpflichtig)

Reaktion ClientEarth

Reaktion Rettet den Regenwald

Reaktion NABU

Hintergrund: Artikel in Spektrum der Wissenschaft (Ende Mai)

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