Fischereiausschuss fällt "in düstere Zeiten" zurück
Der Fischereiausschuss des Europäischen Parlaments hat in seiner Sitzung am Dienstag über einen Vorschlag der EU-Kommission abgestimmt, wie die Rechtsvorschriften mit technischen Maßnahmen für die Erhaltung der Fischereiressourcen und den Schutz der Meeresökosysteme überarbeitet werden sollen. Der Vorschlag fasst mehr als 30 bestehende Verordnungen und Richtlinien zusammen, die alle darauf abzielen, die Auswirkungen der Fischerei auf Ökosysteme zu minimieren. Der Vorschlag schwächt jedoch mehrere bestehende Maßnahmen beziehungsweise schafft Vorschriften ganz ab, kritisiert die Meeresschutzorganisation Seas at Risk.
"Es ist eine Schande, dass der Fischereiausschuss beschlossen hat, in die düsteren Zeiten schlechten Umweltschutzes zurückzukehren und die bestehende Umweltgesetzgebung, die in einigen Fällen Jungfische und Lebensräume für Jahrzehnte geschützt hat, zu schwächen oder abzuschaffen", moniert Fischereipolitikreferent Björn Stockhausen von Seas At Risk. So könne die Überfischung nicht beendet werden und Ökosysteme seien nicht mehr in der Lage, zur Erhaltung der Fischbestände beizutragen. Der Vorschlag schwäche schon sprachlich die Umweltschutzambitionen ab, indem oft von "trägt dazu bei" statt von tatsächlicher Zielerreichung die Rede sei. Es gebe keine kohärenten Regeln für den Beifang von Meeressäugern und Seevögeln in den EU-Meeren. Dies kritisiert auch BirdLife.
Seevögel enden vielfach als sogenannter "Beifang", unter anderem in Langleinen und Kiemennetzen. Diese unbeabsichtigten Todesfälle stellen eine große Bedrohung dar. Jedes Jahr sterben allein in europäischen Gewässern 200.000 Seevögel, schätzt BirdLife. Der Fischereiausschuss habe außerdem kein verbindliches Ziel für die Verringerung des Fangs von Jungfischen festgelegt. Wer erlaube, Fische zu fangen, bevor sie sich fortpflanzen konnten, trage zum Rückgang der Bestände bei und schade sowohl der Umwelt als auch dem Fischereisektor.
Die Position des Fischereiausschusses wird Thema einer Plenarsitzung des Europäischen Parlaments sein, um den endgültigen Standpunkt des Parlaments festzulegen. Ein Versuch, diesen Schritt zu überspringen und direkt mit dem Rat über die endgültige Gesetzgebung in Verhandlungen zu treten, war nicht erfolgreich, berichtet Seas at Risk. Dies eröffne die Chance, die Position des Parlaments noch einmal zugunsten der Meeresumwelt anzupassen und sicherzustellen, dass bestehende Rechtsvorschriften zur Minimierung der Auswirkungen der Fischerei auf Ökosysteme nicht geschwächt werden. [jg]