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Studien: Klimakiller Gas? CO2-Preis durch Kohleausstieg im Sinkflug?
EU-News | 20.09.2019
#Klima und Energie #Mobilität

Studien: Klimakiller Gas? CO2-Preis durch Kohleausstieg im Sinkflug?

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© Foto: Pixabay

Energy Watch Europe widerspricht der Annahme, Gas sei eine klimafreundliche Brückentechnologie. Laut Transport & Environment sind Lkws mit Gasantrieb dreckiger als Diesel. Und dem EU-Emissionshandel droht eine „Kohleblase“, zeigt Carbon Market Watch.

Erdgas: Mär einer Brückentechnologie?

Eine Studie des Berliner Think-And-Do-Tanks Energy Watch Group will das weit verbreitete Bild von Erdgas als klimaschonende Brückentechnologie entlarven: Durch „alarmierende“ Methanemissionen erhöhe die Umstellung von Kohleverstromung und Ölheizung auf Erdgas den Treibhauseffekt der Energieversorgung um rund 40 Prozent. Somit leiste Erdgas entgegen der gängigen Ansicht keinen Beitrag zum Klimaschutz. Stattdessen passiere eine zusätzliche Beschleunigung des Klimawandels.

Die Autor*innen der Studie berechneten erstmals die Klimawirkung einer fossil-fossilen Substitution durch Erdgas auf Basis der neuesten Forschung zu den Methan- und Kohlendioxidemissionen entlang der gesamten Lieferkette. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eventuelle CO2-Einsparungen durch die hohen Methanemissionen von Erdgas bei weitem überkompensiert werden, sodass eine Umstellung von Kohle und Erdöl im Strom-, Wärme-, und Verkehrssektor auf Erdgas die höchst negative Klimawirkung von Kohle und Erdöl sogar noch deutlich übertrifft.

Studie der Energy Watch Group  

Gasantrieb offenbar schmutziger als Diesel

Eine von der niederländischen Regierung in Auftrag gegebene Studie, die der Umweltverband Transport & Environment (T&E) am Mittwoch veröffentlichte, belegt, dass Lastwagen mit Flüssiggasantrieb (liquified natural gas, LNG) bis zu fünfmal mehr Stickoxide ausstoßen als ihre mit Diesel betriebenen Pendants.

Nach Auffassung von T&E stehen die Testergebnisse im Widerspruch zu den Behauptungen der betroffenen Lkw-Hersteller, dass Gas-Lkws die Stickoxidemissionen um 30 Prozent senken würden. Die drei getesteten LNG-Lkw der Hersteller Iveco, Volvo und Scania stießen im kombinierten Stadt-, Land- und Autobahnverkehr zwei- bis fünfmal mehr schädliche Stickoxide aus als der getestete Diesel-Lkw mit dem niedrigsten Testergebnis.

Die Praxistests zeigen ebenso, dass alle drei getesteten Gas-Lkw ähnlich hohe Feinstaubemissionen verursachen wie Diesel-Lkw. Damit stehen auch diese Ergebnisse im Gegensatz zu den Angaben der Fahrzeughersteller, dass Feinstaubemissionen nahezu vollständig eliminiert würden.

Außerdem sind Gas-Lkw kein geeignetes Mittel, um den Straßengüterverkehr zu dekarbonisieren: Die LNG-Lkw von Scania und Iveco mit Fremdzündungsmotor verursachen lediglich 3 bis 5 Prozent weniger CO2-Emissionen als der getestete Diesel-Lkw mit dem niedrigsten Testergebnis. Der LNG-Lkw von Volvo mit neuer Hochdruck-Direkteinspritzung (HPDI) weist 14 Prozent geringere Emissionen auf. Berechnungen von T&E zeigen jedoch, dass nach der Berücksichtigung der vorgelagerten Emissionen durch Gasförderung und -transport Fahrzeuge mit Fremdzündungsmotor sogar klimaschädlicher sind als Diesel-Lkw und Fahrzeuge mit HPDI-Motor lediglich einen geringfügigen Vorteil bringen.

T&E-Bericht „Senken Gas-Lkw Emissionen?“    

Kohleausstieg könnte EU-Emissionshandel gefährden

Die Klimaschutzorganisation Carbon Market Watch (CMW) hat in einem aktuellen Bericht davor gewarnt, dass der Kohleausstieg Milliarden ungenutzte CO2-Zertifikate auf den Markt spülen könnte und das Instrument erneut wirkungslos werde.

Gerade erst hatte sich der Preis für eine Tonne CO2-Äquivalent erholt – von zeitweilig unter fünf Euro auf aktuell 26 Euro pro Tonne CO2. Doch könnte der Preis schon bald erneut in den Keller rutschen, wenn mehr und mehr Kohlekraftwerke in den EU-Ländern stillgelegt werden. CMW beziffert die Menge an Zertifikaten auf 2,22 Milliarden, die aufgrund des Kohleausstiegs bis 2030 frei werden und den Markt an CO2-Zertifikaten fluten. Bis 2040 steigt die Anzahl auf mehr als sechs Milliarden Zertifikate, prognostiziert CMW.

Die Autor*innen der Studie empfehlen, die Marktstabilitätsreserve (Market Stability Reserve, MSR) des EU-ETS „deutlich zu stärken“, die bereits ungenutzte Zertifikate vom Markt nimmt. Andernfalls droht eine „Kohleblase“.

Außerdem können die EU-Mitgliedstaaten in der vierten Handelsperiode ab 2021 freiwillig Zertifikate streichen. CMW rät den Staaten, diese Möglichkeit unbedingt zu nutzen. [aw]

Studie von CMW Avoiding a carbon crash   

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