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Ozeane und Kryosphäre: deutliche Warnsignale
EU-News | 26.09.2019
#Wasser und Meere #Klima und Energie

Ozeane und Kryosphäre: deutliche Warnsignale

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Der Weltklimarat (IPCC) hat am Mittwoch seinen "Sonderbericht über den Ozean und die Kryosphäre in einem sich wandelnden Klima (SROCC)" veröffentlicht. Er zeigt, dass der Klimawandel bereits heute schwerwiegende Folgen für die Meere und die von Eis bedeckten Gebiete (Kryosphäre) der Welt hat. Die 195 IPCC-Mitgliedstaaten haben den Bericht auf ihrer Plenarsitzung vom 20. bis 23. September 2019 in Monaco einstimmig verabschiedet.

Hauptergebnisse des SROCC: Der Anstieg des Meeresspiegels beschleunigt sich zunehmend und gefährdet Küstenregionen. Die Ozeane erwärmen sich und versauern, die Zahl der marinen Hitzewellen steigt. Der Sauerstoffgehalt nimmt ebenso ab wie die Biodiversität, was die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme verringert. Gletscher verlieren an Masse, was die Trinkwasserversorgung beeinträchtigt. Permafrostböden tauen auf, was zu einer zusätzlichen Erwärmung führt. Verändern sich die Ozeane, verändert sich das Wetter: Extreme nehmen zu. Und dieser Teufelskreis ist fatal, denn "alle Menschen auf der Erde sind direkt oder indirekt vom Ozean und der Kryosphäre abhängig". Ohne sofortige und ehrgeizige Emissionsreduktion wird eine nachhaltige Entwicklung und eine mögliche Anpassung an den Klimawandel immer schwieriger. Ohne effektiven Klimaschutz wird der Meeresspiegel bis Ende dieses Jahrhunderts durchschnittlich zwischen 61 und 110 Zentimeter ansteigen.

Einen "Weckruf" nannten den SROCC die EU-Kommissare für Klimaschutz, Umweltschutz und Forschung und forderten die Einhaltung der Pariser Klimaziele. Miguel Arias Cañete (Klimaschutz), Karmenu Vella (Umwelt und Maritimes) und Carlos Moedas (Forschung und Innovation) forderten eine entschlossene Reaktion: „Die Weltmeere können nur dann gesund bleiben, wenn wir die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen. Die EU fordert daher erneut die ehrgeizige Umsetzung des Pariser Abkommens.“ Ziel der EU ist es, bis zum Jahr 2050 zum ersten CO2-neutralen Kontinent zu werden.

Die Meeresschutzorganisation Seas At Risk warnt, dass die lebenserhaltenden Ökosysteme der Meere und Polarregionen zunehmend an ihre Grenzen kommen und fordert, die Ozeane zu schützen und damit als wichtige Größe im Klimaschutz anzuerkennen. In einem offenen Brief an die aktuellen und zukünftigen Präsidenten der EU haben über 50 Organisationen die schnellstmögliche Beseitigung akuter Stressfaktoren für die Ozeane gefordert. Sie rufen die EU-Mitgliedstaaten auf, Überfischung und illegale Fischerei zu beenden sowie die Ziele der Gemeinsamen Fischereipolitik umsetzen. Darüber hinaus fordern die Organisationen, darunter Greenpeace, Deutsche Umwelthilfe, Schutzstation Wattenmeer und Deutscher Naturschutzring:

  • Ein wirksames Abkommen zum Schutz der Hohen See ab 2020.
  • 30 Prozent der Ozeane müssen bis 2030 zu Meeresschutzgebieten werden und die restlichen 70 Prozent dürfen ausschließlichen nachhaltig bewirtschaftet werden.
  • Die Tiefsee muss durch ein Moratorium des Tiefseebergbaus geschützt werden.

Jan Kowalzig, klimapolitischer Experte bei Oxfam Deutschland, kommentierte: „Der Sonderbericht zeigt unmissverständlich: Wegen der verantwortungslos schwachen Ziele, die sich die meisten Länder unter dem Pariser Abkommen gesetzt haben, bedrohen der steigende Meeresspiegel, stärkere Unwetterkatastrophen oder sinkende Fischbestände zunehmend die Menschen vor allem an den Küsten der ärmeren Länder.“

Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek sagten bei der Vorstellung des Berichts in Berlin, er sei "ein Appell an die Weltgemeinschaft, effektivere Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen, bevor gravierende Klimafolgen oder gar `Kipp-Punkte` eintreten, die den Klimawandel zusätzlich beschleunigen".

In einer gemeinsamen Pressemitteilung fordern Umweltbundesamt (UBA) und Alfred-Wegener-Institut (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, "den notwendigen Klimaschutz in Deutschland wirksam umzusetzen und Lösungsansätze zu entwickeln, um die Meeresökosysteme und Küsten nicht zusätzlich belasten". [jg]

IPCC-Sonderbericht und die Zusammenfassung der Hauptaussagen auf Deutsch

Reaktionen:
EU-Kommission

Seas At Risk

Der Offene Brief "Protect Our Life Support System" in voller Länge hier [Englisch]

Oxfam Deutschland

BMU/BMBF

UBA & AWI

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