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Tiefseebergbau: Kommt ein Moratorium?
EU-News | 29.05.2019
#Wasser und Meere #Rohstoffe und Ressourcen

Tiefseebergbau: Kommt ein Moratorium?

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c. Pixabay

Tiefseebergbau hat potenziell schädliche Auswirkungen auf Ökosysteme, Fischerei, Fische und andere Meereslebewesen in den Ozeanen. Deshalb hat der Beirat für Langstreckenfangflotten (Long Distance Fleet Advisory Council - LDAC) der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten empfohlen, ein Moratorium für den Tiefseebergbau in internationalen Gewässern zu vereinbaren. Auch die Finanzierung der entsprechenden Technologien sollte ausgesetzt werden.

Der LDAC empfiehlt außerdem, dass in den Gebieten unter der Zuständigkeit der Internationalen Meeresbodenbehörde kein Tiefseeabbau erlaubt werden sollte, bis:

  • Die Risiken für die Meeresumwelt umfassend bewertet und verstanden worden sind,
  • klar festgestellt ist, dass der Tiefseebergbau tatsächlich notwendig ist und nicht nur profitabel für Unternehmen oder die Länder, die Bergbau wollen,
  • internationale Verpflichtungen anerkannt werden, die zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Ozeane, der Stärkung der Widerstandsfähigkeit der marinen Ökosysteme und Initiativen zum Übergang zur Kreislaufwirtschaft, nachhaltigen Konsum- und Produktionsmustern und damit verbundenen Anstrengungen, wie sie für die Agenda für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen 2030 dienen.

Seas At Risk und das Bündnis zum Schutz der Tiefsee (Deep Sea Conservation Coalition - DSCC) begrüßten die Forderung nach einem Moratorium durch den LDAC. Der Beirat folge damit den Bedenken von Wissenschaft, Fischereiindustrie und Umweltorganisationen, die eine große Gefahr für die Ökosysteme sehen. Die Internationale Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority - ISA), eine zwischenstaatliche Organisation, die im Rahmen des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen (UNCLOS) gegründet wurde. Die ISA ist dabei, Vorschriften zu entwickeln, die den Abbau der internationalen Gebiete des Meeresbodens per Lizenz erlauben würden. Matthew Gianni von DSCC sagte: "Wissenschaftler haben davor gewarnt, dass der Verlust der Artenvielfalt unvermeidlich und in menschlichen Maßstäben voraussichltich dauerhaft sein wird, wenn die Internationale Meeresbodenbehörde damit beginnt, Lizenzen zu erteilen, um aus dem Meeresboden im tiefen Ozean Metalle wie Kupfer, Nickel, Kobalt und Mangan abzubauen."

DSCC und Seas At Risk forderten die EU-Mitgliedstaaten auf, sich auf der nächsten Jahrestagung der ISA für ein Moratorium starkzumachen. Zudem müsse die ISA dringend reformiert werden, da sie von der Ausgabe der Tiefseebergbaulizenzen wirtschaftlich profitiere. Das Moratorium sei angesichts des globalen Biodiversitätsschwundes und der geringen Kenntnisse über ökosystemare Zusammenhänge in der Tiefsee eine Sache des "gesunden Menschenverstandes", urteilte John Tazer vom WWF International.

Das Exekutivkomitee des LDAC hatte den Moratoriumsvorschlag an die Europäische Kommission und die EU-Mitgliedstaaten auf seiner Sitzung in Polen in der vergangenen Woche angenommen und am Dienstag veröffentlicht. Der LDAC ist ein EU-Fischereipolitikorgan, das Interessenvertreter sowohl des Fischereisektors (einschließlich des Fang-, Verarbeitungs- und Marketings als auch der Gewerkschaften) und anderer Interessengruppen (Umwelt-NGOs, Verbraucherschutz und andere zivilgesellschaftliche Organisationen) vertritt. Seas At Risk, WWF, Oceana, Bloom Association und andere sind Mitglieder der LDAC.

Die Internationale Meeresbodenbehärde ISA wurde 1994 gegründet und hat ihren Sitz in Jamaika. Sie soll die Bodenschätze der Tiefsee als "gemeinsames Erbe der Menschheit" verwalten. Im 25. Jahr des Bestehens des Seerechtsübereinkommens UNCLOS fordert die Zivilgesellschaft weltweit eine Politik, die "Ozeane für alle" gewährleistet (EU-News 24.04.2019) [jg]

Pressemitteilung Seas At Risk

Empfehlung des LDAC

Offizielle Seite der ISA

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