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Chemikalienstrategie im dritten Quartal?
EU-News | 03.06.2020
#Kreislaufwirtschaft #Chemikalien

Chemikalienstrategie im dritten Quartal?

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Foto: Matthias Rietschel

Anfang Juni präsentierte die EU-Kommission Ziele für sicherere Chemikalien auf einer Konferenz. Fünf Mitgliedstaaten fordern schnell strengere Regeln für endokrine Disruptoren. Noch bis 20. Juni können Interessierte den Fahrplan der EU-Kommission über die geplante Chemikalienstrategie kommentieren.

"Europa muss dringend handeln, um Mängel in der Chemikalienpolitik zu beheben" - so zitiert der Umweltinformationsdienst ENDS Europe einen hochrangigen EU-Beamten, der an einer Konferenz zu sicheren Chemikalien für ein grüneres Europa teilnahm. Die Europäische Chemikalienagentur ECHA hatte am 2. Juni eine Online-Konferenz veranstaltet, bei der es auch um Risiken für die Gesundheit und den Schutz für Ökosysteme ging. Unter dem Dach des Green Deal sind zahlreiche neue Politikmaßnahmen geplant, die auch dem Schutz vor Umweltverschmutzung und der Kreislaufwirtschaft sowie nachhaltigen Produktions- und Konsummustern dienen.

Kestutis Sadauskas von der Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission betonte laut ENDS Europe, dass die EU den Schutz verwundbarer Gruppen stärken, die kombinierten Auswirkungen von Chemikalien bekämpfen und eine solides Management von Umwelthormonen (endokrine Disruptoren) sicherstellen müsse. Außerdem gelte es, persistente Chemikalien wie PFAS zu bekämpfen. Gefährliche Chemikalien müssten ersetzt werden, was in der Praxis aber noch nicht gut genug funktioniere. In seinem Videobeitrag warnte Sadaukas vor mit Chemikalien verbundenen Krankheiten sowie durch Chemikalien bedingten Artenschwund und betonte, dass 74 Prozent der Chemikalien gefährlich für Mensch und Natur seien. 90 Prozent der EU-Bevölkerung seien über den Einfluss von Chemikalien besorgt. Mit der geplanten Chemikalienstrategie wolle die EU-Kommission den Schutz vor gefährlichen Chemikalien verbessern, den rechtlichen Rahmen vereinfachen und stärken und wissenschaftliche Erkenntnisse möglichst schnell in die praktische Politik einbeziehen.

Endokrine Disruptoren

Dänemark hat in Kooperation mit Belgien, Frankreich, Schweden und den Niederlanden strengere Regeln für hormonell wirksame Chemikalien (endokrine Disruptoren - EDCs) gefordert und eine internationale Datenbank veröffentlicht. Darin werden Stoffe aufgeführt, die auf EU-Ebene als endokrine Disruptoren identifiziert sind. Hinzu kommen Stoffe, die im Rahmen des EU-Chemikalienrechts im Hinblick auf endokrine Störungen evaluiert sowie Stoffe, die von einem oder mehreren der teilnehmenden Länder als endokrine Disruptoren betrachtet werden. Eine offizielle EU-Liste solcher Substanzen steht nämlich noch aus, wie so vieles andere.

Das Europäische Umweltbüro (EEB) hatte der ECHA für 2020 zehn zentrale Forderungen übermittelt, da es zur Erreichung des EU-Ziels für eine giftfreie Umwelt noch ein "langer Weg" sei (EU-News 12.03.2020). Auch die Qualität der eingereichten Daten bei der ECHA im Rahmen der Europäischen Chemikalienverordnung REACH lassen nach wie vor zu wünschen übrig (EU-News 02.04.2020). Zurzeit läuft noch eine öffentliche Konsultation zum Fahrplan der EU-Kommission für ihre künftige Chemikalienstrategie, deren Veröffentlichung im dritten Quartal 2020 geplant ist. [jg]

ECHA-Konferenzprogramm mit Videobeiträgen

Artikel in ENDS Europe (kostenpflichtig): EU Commission: chemicals strategy must address environment threat und EU urged to speed up stricter endocrine disruptors regulation

Pressemitteilung dänische Regierung zur EDC-Datenbank und EDC-Datenbank

Konsultation zum Fahrplan "Chemicals - strategy for sustainability (toxic-free EU environment)

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