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Eurostat: fünf Jahre Stillstand beim Klimaschutz
EU-News | 23.06.2020
#Klima und Energie

Eurostat: fünf Jahre Stillstand beim Klimaschutz

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c. Pixabay

Die europäische Statistikbehörde Eurostat kommt im diesjährigen Fortschrittsbericht zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele zum ernüchternden Ergebnis, dass die EU beim Klimaschutz keine Fortschritte erzielt hat.

Am Montag veröffentlichte Eurostat den Bericht „Sustainable development in the European Union — Monitoring report on progress towards the SDGS in an EU context — 2020 edition“. Darin heißt es, dass es für das Nachhaltigkeitsziel (SDG) 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“ in den vergangenen fünf Jahren keinerlei Fortschritte gab. Zwar habe die EU die Treibhausgasemissionen um fast 21 Prozent gegenüber 1990 verringern können. Doch sei die EU nicht auf dem Weg, ihr 2030-Ziel erfüllen. Erfreulich sei der Fortschritt bei den erneuerbaren Energien und moderat in Sachen Energieeffizienz. Allerdings würden negative Entwicklungen, wie der wachsende CO2-Ausstoß neuer Pkws, wirtschaftliche Verluste aufgrund des Klimawandels sowie steigende Oberflächentemperaturen und eine zunehmende Versauerung der Meere und Ozeane, die Erfolge zunichte machen, heißt es im Bericht.

Noch schlechter sieht es für das SDG 5 „Geschlechtergleichheit“ aus: Hier habe sich die EU sogar von den Zielen der nachhaltigen Entwicklung entfernt. Keine Aussagen könne Eurostat über die Entwicklung bei SDG 6 „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ und SDG 14 „Meeresökosysteme“ treffen, denn die Datenlage sei zu dünn.

Deutliche Fortschritte gab es dem Bericht zufolge beim SDG 16 „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“. Gute Fortschritte, wenn auch deutlich langsamer, waren bei SDG 1 „Keine Armut“ und SDG 3 „Gesundheit und Wohlergehen“ zu verzeichnen, gefolgt von SDG 2 „Kein Hunger“ und SDG 8 „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“.

Bei acht Nachhaltigkeitszielen hat die EU laut Eurostat in den zurückliegenden fünf Jahren insgesamt moderate Fortschritte erzielt. Dazu gehören SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“, SDG 4 „Hochwertige Bildung, SDG 17 „Partnerschaft zur Erreichung der Ziele“, SDG 12 „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“, SDG 7 „Bezahlbare und saubere Energie“, SDG 10 „Weniger Ungleichheiten“, SDG 15 „Leben und Land“ und SDG 9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“.

Das europäische Büro der Umweltstiftung WWF nannte den Eurostat-Bericht ein Armutszeugnis für die EU. Dass fast fünf Jahre nach der Annahme und Ratifizierung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung keine Fortschritte beim Klima- und Biodiversitätsschutz gemacht wurden, zeige, dass die EU die SDGs nicht ernstnehme. Nach Ansicht des WWF müssten die Maßnahmen des European Green Deal konsequent umgesetzt werden, um eine Kehrtwende zu schaffen. Auch die Ankündigung der EU-Kommission unter Ursula von der Leyen, die Nachhaltigkeitsziele in das Europäische Semester zu integrieren, sei eine Möglichkeit, die Umsetzung der SDGs in den Vordergrund zu rücken.

Das Europäische Umweltbüro (EEB) und das Netzwerk SDG Watch Europe kritisierten, dass dem Bericht eine globale Perspektive fehle. Negative Auswirkungen durch Produktion und Konsum in der EU auf Länder des Globalen Südens fehlten in den Berechnungen. Beide Akteure argumentieren, dass die Ergebnisse deutlich schlechter ausfallen würden, wenn soziale und ökologische Kosten auf globaler Ebene berücksichtigt würden. [aw]

Eurostat: Sustainable development in the European Union — Monitoring report on progress towards the SDGS in an EU context — 2020 edition 

WWF EU: Clear lack of progress on environmental SDGs, says damning Eurostat report 

EEB Metamag: Europe's sustainability statistics fail to measure up to reality

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