Verschoben ist nicht aufgehoben: Klimaschutz ohne Konferenz
Es war kein Aprilscherz: Die UN-Klimakonferenz in Glasgow wird in Folge der Corona-Pandemie erst im kommenden Jahr stattfinden. Klimaschützer*innen äußerten Verständnis, bekräftigten aber, dass der Kampf gegen die Klimakrise unvermindert weitergehen müsse.
Sowohl die britische Regierung als auch das Sekretariat der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) teilten am Mittwoch mit, dass die für November geplante 26. Vertragsstaatenkonferenz (COP26) auf das kommende Jahr verlegt werde. Die Corona-Pandemie mache die notwendigen Vorbereitungen des Gipfels unmöglich. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.
EU-Vizekommissar Frans Timmermans, zuständig für den Europäischen Green Deal sowie für die Klimapolitik, erklärte in einem Statement, dass die EU die Verschiebung zur Kenntnis nehme. Zugleich betonte er, dass die EU-Kommission in ihrer Arbeit nicht nachlasse, um den nächsten Klimagipfel zu einem Erfolg zu machen. Zu diesem Zweck arbeite die Kommission zurzeit an der Risikoabschätzung für ein höheres EU-Klimaziel 2030 sowie an einem höheren nationalen Klimabeitrag (nationally determined contribution, NDC) im Rahmen des Pariser Klimaabkommens.
Auch Klima- und Umweltschutzorganisationen zeigten Verständnis. Der Gesundheitsschutz gehe vor. Dennoch dürften die Staaten den Kampf gegen die Klimakrise nicht aus den Augen verlieren.
Wendel Trio, Direktor des Climate Action Network (CAN) Europe forderte, dass die wirtschaftlichen Hilfsprogramme zum einen die Klimakrise berücksichtigen und zum anderen die sozial-ökologische Transformation gewährleisten müssten.
Ester Asin, Leiterin des europäischen Büros der Umweltstiftung WWF drängte die EU, ihrer Führungsrolle gerade jetzt gerecht zu werden und das 2030-Ziel vor September “drastisch anzuheben”.
Dass es wichtig sei, jetzt die Weichen für resilientere Volkswirtschaften und Gesellschaften zu stellen, davon ist Jennifer Morgan, Direktorin von Greenpeace International, überzeugt. Ein Zurück zum “business as usual” sei vollkommen inakzeptabel.
Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, hofft indes auf einen Nachholtermin im Frühjahr 2021. Dies würde den Staaten erlauben, den notwendigen Umbau der verschiedenen Sektoren mit den Wiederaufbau-Programmen nach der Corona-Krise zusammenzudenken. Nicht zuletzt prophezeite er: “Wenn Donald Trump im November als US-Präsident abgewählt wird, kann die nachgeholte COP im kommenden Jahr sogar ein großer klimapolitischer Aufbruch werden.” [aw]
CAN Europe: CAN Europe’s reaction to COP26 postponement
WWF EU: UN climate talks (COP26) postponed to 2021
Greenpeace EU: Delayed UN global climate conference must not derail EU action, Greenpeace