Mehr Ladesäulen und weniger CO2-Emissionen von Flugzeugen und Schiffen
Die Automobilindustrie fordert den raschen Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur. Die EU-Mitgliedstaaten kommen der Luftfahrtbranche bei CO2-Einsparmaßnahmen wohl entgegen. Zugleich unterstützen sie einen „CO2-neutralen EU-Schiffsverkehrssektor“.
E-Mobilität braucht Ladestationen
Der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) und der Branchenverband der europäischen Elektrizitätswirtschaft Eurelectric begrüßten in einer gemeinsamen Stellungnahme vom Dienstag, dass die EU-Kommission in ihrem Ende Mai vorgelegten Konjunkturprogramm (EU-News vom 28.05.2020) einen Schwerpunkt auf Elektromobilität setzt. Gleichwohl müsse die Kommission dafür sorgen, dass der EU-weite Ausbau von Ladeinfrastruktur beschleunigt werde – beide Verbände zitieren eine Berechnung der Kommission, wonach bis 2030 rund 2,8 Millionen öffentliche Ladestationen benötigt würden.
Die Ladeinfrastruktur müsse im Einklang gebracht werden mit der Quote für emissionsfreie und –arme Fahrzeuge, die bis 2025 und bis 2030 auf Europas Straßen unterwegs sein sollen. Zudem müssten unterschiedliche Ladekapazitäten von Fahrzeugen und unterschiedlichen Typen von Ladesäulen berücksichtigt werden.
Auf rechtlicher Ebene sprechen sich ACEA und Eurelectric dafür aus, die EU-Richtlinie für alternative Kraftstoffinfrastruktur so schnell wie möglich an die Realitäten anzupassen.
Weniger Druck für Airlines zur CO2-Reduktion?
Am Dienstag verständigten sich die EU-Mitgliedstaaten darauf, den Grenzwert für zukünftige CO2-Emissionen im internationalen Flugverkehr zu ändern. Dieser Schritt geschieht vor dem Hintergrund der negativen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den Flugverkehr und der bevorstehenden Einführung des Mechanismus zur Kompensation und Reduktion von CO2-Emissionen (CORSIA – Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation) durch die Internationale Zivile Luftfahrtorganisation (ICAO) der Vereinten Nationen.
Statt wie ursprünglich vorgesehen, die CO2-Emissionen des Zeitraums 2019 und 2020 als Basis zu nehmen, soll nach dem Willen des Rates der Referenzwert nun lediglich durch die Emissionen des Jahres 2019 berechnet werden. Über diesen Wert hinaus darf der internationale Flugverkehr, der vor der Corona-Pandemie zu den am stärksten wachsenden Industrien zählte, nur noch CO2-neutral wachsen. Mit anderen Worten müssen Airlines alle darüber hinaus entstehenden CO2-Emissionen über Ausgleichsprogramme kompensieren, die durch Zertifikate gekauft und gehandelt werden sollen.
Doch mit dem massiven Einbruch des weltweiten Flugverkehrs in Folge der COVID-19-Pandemie würde der Grenzwert deutlich niedriger ausfallen, als in Vor-Corona-Zeiten angenommen, was wiederum die Fluggesellschaften unter enormen Handlungs- und Kostendruck bringen würde, die CO2-Emissionen stärker zu drosseln und mehr Kompensationsmaßnahmen zu finanzieren.
Die Frage der CO2-Obergrenze ist auch Gegenstand der seit Montag laufenden Sitzung des ICAO-Rates. Das Treffen endet voraussichtlich am 26. Juni.
CO2-neutral auf dem Seeweg
Am vergangenen Freitag nahmen die EU-Verkehrsminister*innen Schlussfolgerungen zum Schiffsverkehr an, in denen sie die Zukunft des Seeverkehrs und der Binnenschifffahrt als „CO2-neutral, unfallfrei, automatisiert und wettbewerbsfähig“ bezeichnen. Bahnbrechend ist diese Aussage allerdings nicht, unterstützt der Rat in seinen Schlussfolgerungen doch lediglich die Erklärung von Opatija vom März dieses Jahres (EU-News vom 12.03.2020). Darin bekräftigten die Verkehrsminister*innen, dass die klimaschädlichen Emissionen des Schiffsverkehrs erheblich reduziert werden müssen. [aw]
Ausflug: Airlines und Corona-Hilfen
Austrian Airlines (AUA) soll insgesamt 600 Millionen Euro an Zuschüssen und Krediten erhalten. Im Gegenzug soll sich die AUA verpflichten, ihre CO2-Emissionen bis 2030 um fünfzig Prozent zu reduzieren im Vergleich zu 2018. Das Ziel soll durch eine höhere Treibstoffeffizienz von AUA-Maschinen und der Beimischung alternativer Kraftstoffe bei Kurz- und Mittelstreckenflügen erreicht werden, wie EurActiv am Dienstag berichtete.
Rettungspaket für Austrian Airlines: Der grüne Kompromiss
Am Mittwoch bewilligte die EU-Kommission Staatshilfen der Regierung in Lissabon in Höhe von 1,2 Milliarden Euro für die portugiesische Fluggesellschaft TAP. Allerdings gebe es keinerlei Umwelt- und Klimaschutzauflagen, so das Nachrichtenportal EurActiv.
Portugal’s €1.2bn airline bailout given EU blessing
Die Lufthansa kündigte unterdessen an, 26.000 Stellen zu streichen. Auch das von der Bundesregierung zugesagte Hilfspaket in Höhe von neun Milliarden Euro ist an keine Bedingungen zu Klima- und Umweltschutz gekoppelt.
Einen Überblick zu finanziellen Hilfen für europäische Airlines bietet der Airline Bailout Tracker der Umwelt- und Klimaschutzorganisationen Carbon Market Watch, Transport & Environment und Greenpeace.