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Zertifikate und Fischereikontrollen außer Kontrolle?
EU-News | 23.04.2020
#Wasser und Meere

Zertifikate und Fischereikontrollen außer Kontrolle?

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(c) Greenpeace

Der WWF hat wegen ausbleibender Kontrollen in der internationalen Fischerei vor illegalen Aktivitäten gewarnt. Wegen der Corona-Pandemie fänden viele Umladungen besonders der großen Flotten auf See ohne Fischereibeobachter statt. Die Gesundheit aller Beteiligten stehe zwar zweifellos an erster Stelle, jedoch sei zu befürchten, dass dadurch illegale Fänge zunähmen. Die Organisation forderte, die elektronischen Maßnahmen beispielsweise über Satelliten weiter auszudehnen. Während kleinere Boote und Schiffe wegen der Pandemie häufig in Häfen blieben, würden die industriellen Fischereifahrzeuge die Fänge sofort gefrieren, lagern und dann auf Transportschiffe umlagern, ohne dass die Fischarten und Mengen durch einen neutralen Beobachter kontrolliert werden. Auch Rückwürfe und der Fang bedrohter Arten seien Bestandteil der üblichen Kontrollen - die nun wegen Corona ausfielen. Fang- und Transportschiffe müssten verpflichtend Daten über das weltweit genutzte Anti-Kollisionssystem Automatic Identification System (AIS) senden, forderte der WWF. Ergänzend sollte das Vessel Monitoring System (VMS) zur Kontrolle sowie Kameras an Bord genutzt werden. Illegal Fischerei lasse Fischbestände kollabieren, gefährde die Nahrungsmittelsicherheit von Küstengemeinden und verursache weltweit Schäden von bis zu 21 Milliarden Euro pro Jahr.

Die EU hatte vergangene Woche umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen auch für die von der Corona-Krise betroffenen Fischereiwirtschaft beschlossen (EU-News 16.04.2020). Die in Deutschland für Fischerei zuständige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner begrüßte laut Medienberichten die EU-Hilfen. Diese seien "gut und wichtig" für die traditionell verankerte Küstenfischerei.

Das für die nachhaltige Fischerei entwickelte Siegel des Marine Stewardship Council steht seit längerem in der Kritik, weshalb der MSC im Frühjahr seine Zertifizierung verändert hat. Allerdings gehen aus Sicht des WWF die Neuerungen nicht weit genug, da "weitreichende Verbesserungen fehlen und das Zertifizierungssystem anhaltende Schwächen aufweist". Der MSC sitze die Situation einfach aus. Die Organisation hat gegen 17 vorgeschlagene Zertifizierungen Einspruch erhoben, darunter gegen die Gemeinsame Grundfisch-Fischerei in der Nordsee. Prinzipiell könne das Siegel und die Zertifizierung aber zu Verbesserungen im Fischereimanagement beitragen, so der WWF.

Das Forum Umwelt & Entwicklung hat in seinem neuesten Rundbrief die "vermarkteten Meere" unter die Lupe genommen und untersucht, wer an der Zerstörung der Ozeane verdient. Die einzelnen Beiträge berichten über gigantische Plastikstrudel, schrumpfende Fischbestände, den Raubbau in der Tiefsee, Massentourismus und seine Folgen und die unmenschlichen Arbeitsbedingungen der Seeleute. Nicht zuletzt kommen die Mitgliedstaaten der Europäischen Union ihrer Verpflichtung zur Einrichtung nachhaltiger Fanggrenzen nicht nach. Überfischung und illegale Rückwürfe seien noch immer Realität. [jg]

WWF-Pressemitteilung zu Fischereikontrollen 

taz-Artikel zu MSC  sowie hierzu MSC-Pressemitteilung und Reaktion des WWF zum MSC

Forum Umwelt & Entwicklung: Rundbrief I/2020: Vermarktete Meere - wer verdient an der Zerstörung der Ozeane?

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