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Faire und saubere Kleidung: So kann es funktionieren
EU-News | 23.04.2020
#Wirtschaft

Faire und saubere Kleidung: So kann es funktionieren

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(c) Fair Trade Advocacy Office

Ein Bündnis aus 65 Organisationen hat in dieser Woche vorgestellt, wie eine Textilstrategie der EU aussehen müsste, damit Menschenrechts- und Umweltstandards in der Textilindustrie sichergestellt werden können.

Die knapp 30 Seiten lange „Schattenstrategie“ des Bündnisses deckt alle Bereiche und Akteure der Wertschöpfungskette von Textilien, Kleidung, Leder und Schuhen ab und enthält unter anderem Maßnahmen für eine bessere Bezahlung von Arbeitskräften, das Beenden unfairer Handelspraktiken, eine nachhaltige Produktpolitik und Abfallbehandlung. Unternehmen müssten gesetzlich dazu verpflichtet werden, Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette zu übernehmen. Dafür sei ein EU-weit gültiges Lieferkettengesetz mit speziellen Anforderungen für den Textilbereich notwendig. Die EU müsse mit strengeren Umweltvorschriften für die Gestaltung, Herstellung und Behandlung von Kleidung zudem verhindern, dass giftige Stoffe bei der Produktion eingesetzt werden. Durch das Prinzip der Erweiterten Produktverantwortung müssten Hersteller rechtliche und finanzielle Verantwortung für die Abfallbehandlung ihrer Produkte tragen. Klare Verpflichtungen für Marken und Einzelhändler seien zudem notwendig, damit diese Verträge einhalten und Bestellungen nicht kurzfristig stornierten, was derzeit bedingt durch die Corona-Krise noch häufiger als in normalen Zeiten geschehe und schwerwiegende Auswirkungen auf die Situation der Arbeitnehmer*innen bedeute. Auch durch ihre Handelspolitik müsse die EU nachhaltige Produktionspraktiken in der Textilindustrie fördern.

Die bisherigen freiwilligen Maßnahmen der Unternehmen hätten es nicht geschafft, die Industrie fair und nachhaltig zu gestalten, so Sergi Corbalán, Exekutivdirektor vom Fair Trade Advocacy Office und Teil des Bündnisses. Deshalb sei es nun an der Zeit, dass die Staats- und Regierungschefs der EU die Struktur der Branche neu gestalteten. Corbalán wies darauf hin, dass die vorgelegte Strategie der zivilgesellschaftlichen Organisationen kein „Menü“ darstelle, aus dem „die Kommission sich bestimmte Initiativen herauspicken“ könne. Nur umfassende Maßnahmen in allen angesprochenen Bereichen könnten die katastrophalen Arbeitsbedingungen und Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima beenden. Die EU-Kommission hatte im Rahmen des Green Deal angekündigt, eine Strategie für nachhaltige Textilien zu erarbeiten.

Das Papier der NGOs wird auch von den EU-Abgeordneten Delara Burkhardt (S&D, Deutschland), Heidi Hautala (Grüne/EFA, Finnland) und Helmut Scholz (GUE/NGL, Deutschland) unterstützt. Sie forderten ihre Kolleg*innen im EU-Parlament in einem Brief dazu auf, sich ihnen anzuschließen und die Forderungen an die EU-Kommission weiterzugeben.

Sowohl das Parlament als auch die Umweltminister*innen der Mitgliedsländer werden sich in den kommenden Monaten mit der Ankündigung der EU-Kommission befassen und sich zur geplanten Textilstrategie äußern. [km]

Pressemitteilung des Europäischen Umweltbüros

Überblick über die Strategie und weitere Dokumente beim Fair Trade Advocacy Office

Zusammenfassung der Strategie

Flyer zur Strategie

Brief an die EU-Abgeordneten

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