Menü
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen
Startseite
Aktuelles & Termine
Aktuelles & EU-News
Europäische Schiffswracks an den Stränden der Welt – neue Zahlen
EU-News | 04.02.2021
#Kreislaufwirtschaft

Europäische Schiffswracks an den Stränden der Welt – neue Zahlen

Rubrik_Verkehr_Containerschiff_c.Pixabay_elbe-1764819_1920
c. Pixabay

Ein neuer Bericht der Shipbreaking Platform macht deutlich, dass viele, ehemals unter europäischer Flagge fahrende Schiffe unter katastrophalen Bedingungen für Umwelt und Gesundheit an südasiatischen Stränden auseinandergenommen werden.

Von den 630 Schiffen, die im vergangenen Jahr zum Verschrotten verkauft worden seien, wurden 446 an drei Stränden in Indien, Bangladesch und Pakistan behandelt. Die 446 Schiffe machten etwa 90 Prozent der gesamten verschrotteten Tonnage aus. Fast ein Viertel der in Südasien abgewrackten Tonnage sei im Besitz europäischer Reedereien gewesen, heißt es im Bericht. Allein aus Griechenland seien 48 Schiffe nach Südasien verkauft worden.

Die EU-Schiffsrecyclingverordnung legt fest, dass unter europäischer Flagge fahrende Schiffe nur an Orten verschrottet werden dürfen, die auf der Liste der von der EU genehmigten Schiffsrecyclinganlagen stehen. Bisher enthält diese Liste keine Orte im globalen Süden. Schiffseigentümer umgingen diese Regelung einfach, indem sie ihre Schiffe vor der Verschrottung verkauften und umflaggen ließen, so die NGO. „Fast die Hälfte der Schiffe, die 2020 nach Südasien verkauft wurden, wechselten nur wenige Wochen vor der Strandung die Flagge. Mindestens 14 dieser Flaggenwechsel ermöglichten es den Schiffseignern, die EU-Schiffsrecyclingverordnung zu umgehen“, stellte die Shipbreaking Platform fest.

„Es ist ein Skandal, dass Gesetze und Standards, die auf den Schutz von Mensch und Umwelt abzielen, bei der Abwrackung fast der gesamten globalen Flotte ignoriert werden“, erklärte Ingvild Jenssen, Geschäftsführerin der Shipbreaking Platform. Die Arbeiter*innen in diesen Abwrackwerften seien durch fehlende Sicherheitsmaßnahmen und austretende giftige Dämpfe und Substanzen großen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt und litten häufig an Krebs- und anderen Berufskrankheiten. Allein in Bangladesh seien im vergangenen Jahr zehn Menschen beim Abwracken von Schiffen gestorben. Über Unfälle in indischen und pakistanischen Werften seien keine Informationen zu erhalten.

Schiffe gelten als Sondermüll, da sie viele giftige Materialien und Substanzen enthalten, die auf sichere und umweltgerechte Weise entsorgt werden müssen, unter anderem Cadmium, Blei, Asbest und Quecksilber. Ihre Ausfuhr aus Industrieländern in Länder des globalen Südens ist deshalb durch die Basler Konvention verboten.

Bis 2023 muss die EU-Kommission die Umsetzung der Schiffsrecyclingverordnung überprüfen und gegebenenfalls einen Vorschlag für eine Überarbeitung präsentieren. [km]

Bericht „The Toxic Tide“

Pressemitteilung der Shipbreaking Platform

Das könnte Sie interessieren

Blick auf Mülltonnen unterschiedlicher Farben - Papier (blau), Biomüll (braun), Plastik (gelb), Restmüll (dunkelgrau)
EU-News | 27.03.2024

#Kreislaufwirtschaft

Abfall-Mix: Müllexporte, Verpackungen, Kunststoffgranulat

Der Umweltrat hat am 25. März die überarbeitete Abfallverbringungsverordnung angenommen. Der Umweltausschuss hat zu Mikroplastik und der Vermeidung von Verlusten von Plastik-Pellets abgestimmt. Und Anfang März gab es eine vorläufige politische Einigung im Trilog zur Verpackungsverordnung. Abfallverb...