Plastikverschmutzung: An Mehrweg geht kein Weg vorbei
Vergangenen Samstag trat das EU-weite Verbot bestimmter Einwegplastikprodukte in Kraft. Um Verschmutzung und hohen Ressourcenverbrauch durch Verpackungen in den Griff zu bekommen, müsse die EU ambitionierte Regeln für Mehrwegverpackungen auf den Weg bringen, forderten Umweltverbände.
Verbot von Einwegplastik
Einwegbesteck und -geschirr aus Plastik, Trinkhalme, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff dürfen seit dem 3. Juli nicht mehr in der EU produziert werden. Mit dem Verbot setzen die Mitgliedstaaten die Anforderungen der EU-Einwegplastik-Richtlinie um (siehe EU-News vom 19.12.2018). Die Meeresschutzorganisation Seas at Risk veröffentlichte zu diesem Anlass einen Katalog mit über 150 wirksamen Methoden, die dazu beitragen, die Verschmutzung durch Einwegplastik zu verringern. Mit der Veröffentlichung will Seas at Risk „eine ehrgeizige Umsetzung der Richtlinie zu Einwegplastikprodukten unterstützen und nationale sowie regionale Behörden, Unternehmen und zivilgesellschaftliche Akteure zur Reduzierung von Einwegplastikprodukten“ anregen. Die vorgestellten Methoden hätten sich bereits als erfolgreich erwiesen und könnten auch leicht in anderen Regionen übernommen werden.
Mehrweg: Empfehlungen für EU-Vorgaben
Verschiedene Umweltorganisationen machten darauf aufmerksam, dass die nun verbotenen Produkte nicht einfach durch andere Einweglösungen ersetzt werden sollten. „Die Plastikindustrie wird weiterhin Unmengen an Plastik produzieren. … Einweg bleibt eine Sackgasse, nur Mehrweg führt in eine ressourceneinsparende und umweltschonende Zukunft“, erklärte Janine Korduan, Expertin für Kreislaufwirtschaft beim BUND.
Dafür seien verbindliche EU-weite Abfallvermeidungsziele und Wiederverwendungsquoten, finanzielle Erleichterungen für Mehrwegverpackungen und verpflichtende transparente Kennzeichnungen notwendig, forderte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) im Rahmen der Europäischen Reuse-Konferenz in dieser Woche. Die im Green Deal angekündigten Maßnahmen müssten nun umgesetzt werden, unter anderem biete dafür die anstehende Überarbeitung der EU-Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle die passende Gelegenheit.
Mit welchen politischen Maßnahmen der Mehrwegsektor in der EU gestärkt werden kann, zeigte auch eine in dieser Woche veröffentlichte Studie der Organisation Circular Economy Portugal. Für den Hotel-, Restaurant- und Catering-Sektor sei ein 100-prozentiges Mehrwegziel notwendig, für die Mitnahme und Lieferung von Lebensmitteln schlägt die Studie ein Ziel von 75 Prozent vor. Weitere Empfehlungen sind sektorspezifische Ziele, die Harmonisierung und Vereinfachung der Verpackungszusammensetzung und -formate, die Begrenzung der Verwendung von Einwegplastik und die Investition öffentlicher Mittel in Forschung und Entwicklung.
Jean-Pierre Schweitzer, Referent für Produkte und Kreislaufwirtschaft beim Europäischen Umweltbüro (EEB), kommentierte die Ergebnisse der Studie: „Jahrzehntelang hat sich die europäische Verpackungspolitik auf End-of-Pipe-Lösungen und Recycling konzentriert. Infolgedessen ist die Wiederverwendung auf dem niedrigsten Stand und der Verpackungsmüll auf dem höchsten Stand der Geschichte. Wenn die politischen Entscheidungsträger der Kreislaufwirtschaft verpflichtet sind, ist es an der Zeit, die Wiederverwendung ernst zu nehmen.“ [km]
Seas at risk: Multilingual interactive map to reduce and phase out single-use plastics in Europe
Circular Economy Portual: Making the business case for packaging reuse systems