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Energierat: Wasserstoffgemische in die Energienetze
EU-News | 14.06.2021
#Klima und Energie

Energierat: Wasserstoffgemische in die Energienetze

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c. A different perspective | Pixabay

Die 27 EU-Energieminister*innen positionieren sich zur Neufassung der Verordnung transeuropäischer Energienetze (TEN-E), unterstützen die Renovierungswelle und beraten über die EU-Wasserstoffstrategie.

Verhandlungsposition zur TEN-E-Verordnung

Obwohl sich elf EU-Länder zuvor dagegen ausgesprochen hatten, einigten sich die Minister*innen am Freitag darauf, dass vormalige Erdgas-Infrastrukturen (Pipelines und Terminals) bis 2029 zur Speicherung oder zum Transport eines Gemisches aus Wasserstoff, fossilem Gas oder Biomethan verwendet werden dürfen.

Die Klimaschutzorganisation Climate Action Network (CAN) Europe warnte jedoch, dass nicht definiert sei, zu welchen Anteilen die Gase transportiert werden dürfen. Vor dem Hintergrund höherer Kosten für die Herstellung und den Transport von Wasserstoff sei es wahrscheinlich, dass fossiles Gas auch bei neuen Projekten Vorrang haben werde. Außerdem sei nicht geregelt, dass der Wasserstoff im Gemisch ausschließlich mit erneuerbaren Energien hergestellt werden müsse.

„Die neunjährige Übergangszeit, in der die bestehende Gasinfrastruktur für den Transport von Wasserstoffgemischen aufgerüstet werden kann, steht im völligen Widerspruch zu einem bereits gut überversorgten europäischen Gasnetz“, zeigte sich Esther Bollendorff vom Climate Action Network (CAN) Europe bestürzt.

Ein weiterer Kritikpunkt der Brüsseler Klimaschutzorganisation: Unternehmen würden auch künftig von den Subventionen profitieren, da sie über das Europäische Netzwerk der Fernleitungsnetzbetreiber für Gas (ENTSO-G) bei politischen Entscheidungsprozessen über die Entwicklung und Finanzierung von Infrastrukturprojekten im Energiebereich eingebunden blieben. Ebenso wie der Vorschlag der EU-Kommission gewähre der Rat den Unternehmen Einfluss, anstatt die Befugnisse an ein unabhängiges Gremium zu übergeben, wie es zahlreiche NGOs gefordert hatten (Klima und Energie kompakt vom 15.04.2021).

Vor dem Treffen der Energieminister*innen hatte der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier appelliert, sich im Rat dafür einzusetzen, die Förderung aller fossilen Gasinfrastrukturprojekte zu beenden, eine Beimischung von Wasserstoff zu fossilen Brennstoffen auszuschließen und keinen Raum für Ausnahmeregelungen zu lassen.

Voraussichtlich im Juli wird das EU-Parlament über seine Verhandlungsposition zur TEN-E-Verordnung abstimmen.

Renovierungswelle und Wasserstoffstrategie

Darüber hinaus verabschiedeten die Minister*innen Schlussfolgerungen zur Strategie der EU-Kommission „Eine Renovierungswelle zur Sanierung der Wirtschaft von Heute und zur Schaffung der umweltfreundlichen Gebäude von Morgen“.

Die Mitgliedstaaten unterstützen das Ziel, die Quote energetischer Renovierungen in der EU bis 2030 zu verdoppeln und gleichzeitig die Energiearmut zu bekämpfen, neue Arbeitsplätze zu schaffen und Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft zu fördern.

Laut dem Online-Nachrichtenmagazin Euractiv traten Konfliktlinien zwischen den Minister*innen während eines Meinungsaustausches zur EU-Wasserstoffstrategie zutage. Bei dem Treffen in Luxemburg berichteten die EU-Staaten über ihre nationalen Wasserstoffstrategien und erläuterten ihre Positionen im Hinblick auf die anstehenden Entscheidungen über den EU-Rechtsrahmen für Wasserstoff, der noch in diesem Jahr vorgelegt werden soll.

Die Minister*innen aus Estland, Frankreich, Ungarn und Polen sprachen sich deutlich gegen Wasserstoffimporte aus und forderten, dass die Priorität auf der Produktion von Wasserstoff in Europa liegen sollte.

Auf der Gegenseite hätten die Niederlande, Belgien, Spanien und Deutschland ihre Absicht signalisiert, den Import von grünem Wasserstoff aus Ländern zu fördern, die ihn in großen Mengen produzieren können. Die Gruppe der EU-Staaten, die den Wasserstoffimport steigern will, beherbergt auch einige der verkehrsreichsten Häfen des Kontinents.

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