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EU-Emissionshandel: CO2-Emissionen von fossilem Gas überholen Braunkohle
EU-News | 21.04.2021
#Klima und Energie

EU-Emissionshandel: CO2-Emissionen von fossilem Gas überholen Braunkohle

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c. Ralf Vetterle | Pixabay

Die britische Denkfabrik Ember hat Daten des europäischen Emissionshandelssystems (EU-ETS) ausgewertet – mit einem interessanten Ergebnis: die CO2-Emissionen von Gaskraftwerken lagen im Jahr 2020 erstmals höher als die von Braunkohlekraftwerken.

Zudem sanken die Emissionen des Stromsektors im Vergleich zu 2019 um 17 Prozent, vor allem aufgrund des anhaltenden Rückgangs von Stein- und Braunkohle, was dazu führte, dass Gas einen Rekordanteil von 34 Prozent an den Gesamtemissionen des Sektors ausmachte.

Ember zufolge ist Gas in zehn Ländern (Großbritannien, Frankreich, Spanien, Belgien, Österreich, Niederlande, Italien, Malta, Lettland, Irland) seit mehreren Jahren die größte Emissionsquelle. Der Stromsektor zählt in Italien, Großbritannien, Spanien, den Niederlanden und Frankreich zu den CO2-intensivsten im EU-ETS.

Sorgen bereitet Ember die politische Entwicklung, da sich viele europäische Länder, beispielsweise Polen, dafür einsetzen würden, dass Gaskraftwerke für eine grüne Finanzierung in Frage kommen (EU-News zur EU-Taxonomie vom 22.04.2021). Laut dem European Gas Tracker von Global Energy Monitor seien 70 Prozent der aktuell vorgeschlagenen neuen Gaskapazitäten in der EU in Ländern geplant, die derzeit deutlich mehr Energie aus Kohle als aus Gas erzeugen (Klima und Energie kompakt vom 15.04.2021). Der Rest befinde sich in Italien und Frankreich.

Laut EU-Kommission ist der Treibhausgasausstoß der im EU-ETS erfassten Wirtschaftssektoren im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 um 13,3 Prozent gesunken. Besonders drastisch gingen die Emissionen im Jahr 2020 im Flugverkehr zurück, nämlich um 64,1 Prozent. Kraftwerke und Fabriken stießen 11,2 Prozent weniger Treibhausgase aus, im Energiesektor sanken die Emissionen um 14,9 Prozent. Der starke Rückgang sei unter anderem auf die COVID-19-Pandemie zurückführen.

WWF Deutschland legt ETS-Reformvorschlag vor

Nach Carbon Market Watch (Klima und Energie kompakt vom 15.04.2021) hat auch der WWF Deutschland Reformvorschläge für das EU-ETS veröffentlicht. Die vom Öko-Institut erstellte Studie kommt zum Ergebnis, dass das CO2-Einsparziel des ETS für 2030 auf mindestens 65 Prozent, besser noch 70 Prozent angehoben werden sollte – je nach Ausgestaltung der übrigen Klimaschutzpolitik der EU. Viviane Raddatz, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland, unterstrich: „Der Emissionshandel ist das Zugpferd europäischen Klimaschutzes in den Sektoren Strom, Industrie und Flugverkehr. Allerdings ist er nur 3 von den 15 Jahren seiner Existenz wirksam gewesen. Für die 2020er kommt es nun darauf an, einerseits das Ziel zu verschärfen, andererseits den Überschuss an Zertifikaten viel schneller und kontinuierlicher zu beseitigen. Sonst wird er keinen Unterschied machen“.

DUH und ZWE: Abfallverbrennung verbindlich in ETS aufnehmen

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der europäische Umweltschutzverband Zero Waste Europe (ZWE) haben am Donnerstag an die EU-Kommission appelliert, die Verbrennung von Siedlungsabfällen verpflichtend in das EU-ETS aufzunehmen. Bisher sei die Aufnahme der Abfallverbrennung freiwillig. Aus Sicht von DUH und ZWE ist dieser Ansatz gescheitert und läuft dem Aufbau einer Kreislaufwirtschaft sowie dem Klimaschutz zuwider. Deshalb brauche es für die Abfallverbrennung dringend einen verbindlichen CO2-Preis, um die Abfallvermeidung, getrennte Wertstofferfassung und das Recycling zu fördern. Bundesumweltministerin Svenja Schulze solle sich darüber hinaus für dieses Anliegen im EU-Ministerrat starkmachen.

Ember: Gas power plants overtook lignite in 2020 to become Europe’s #1 power sector emitter 

EU-Kommission: EU-Emissionshandel: Treibhausgasausstoß sinkt 2020 um 13 Prozent, Emissionen aus Flugverkehr sogar um 64 Prozent 

WWF veröffentlicht Studie zur Reform des europäischen Emissionshandels 

DUH: EU-Kommission muss Abfallverbrennung in den EU-weiten Emissionshandel aufnehmen

Redakteurin: Ann Wehmeyer

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