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Internationaler Klimaschutz: Es reicht nicht für zwei Grad
EU-News | 02.03.2021
#Klima und Energie

Internationaler Klimaschutz: Es reicht nicht für zwei Grad

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c. pixabay

Die UN stellen den Staaten des Paris-Abkommens in Sachen CO2-Einsparung ein schlechtes Zeugnis aus. Da hilft auch das höhere EU-Klimaziel 2030 nichts. Dabei sind laut Internationaler Energieagentur die globalen CO2-Emissionen schon zurück auf Vorkrisenniveau.

Das Sekretariat der UN-Klimarahmenkonvention UNFCCC hat am vergangenen Freitag seinen Synthesebericht „Initial NDC Synthesis Report“ veröffentlicht. Von den 191 Vertragsstaaten des Pariser Klimaabkommens hätten 75 Staaten, die insgesamt für 30 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind, bis Ende 2020 neue oder aktualisierte Klimaschutzpläne (nationally determined contributions, NDCs) an das Sekretariat gemeldet, darunter die EU und das Vereinigte Königreich.

Die Auswertung der vorliegenden NDCs zeichne ein gemischtes Bild. Lob ging an die EU als einer der größten Emittenten, da sie ihr Klimaziel 2030 von 40 auf mindestens 55 Prozent anheben wolle. Andere Länder, darunter Japan, Südkorea, Russland, Neuseeland, die Schweiz und Australien, hätten hingegen Pläne vorgelegt, die ihre Klimaschutzzusagen von 2015 nicht übertreffen.

Im Ergebnis müssen die Vertragsstaaten des Pariser Klimaabkommens ihre Anstrengungen verdoppeln und dieses Jahr ehrgeizigere NDCs vorlegen, um das Ziel zu erreichen, den globalen Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts auf 2 Grad Celsius, idealerweise auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

„2021 ist ein entscheidendes Jahr, um dem globalen Klimanotstand zu begegnen. Die Wissenschaft ist eindeutig: Um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, müssen wir die globalen Emissionen bis 2030 um 45 Prozent gegenüber dem Stand von 2010 senken. Der heutige Zwischenbericht der UNFCCC ist ein rotes Alarmsignal für unseren Planeten. Er zeigt, dass die Regierungen nicht annähernd so ehrgeizig sind wie nötig, um den Klimawandel auf 1,5 Grad zu begrenzen und die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Die großen Emittenten müssen in ihren nationalen Beiträgen weit vor der UN-Klimakonferenz im November in Glasgow viel ehrgeizigere Emissionsreduktionsziele für 2030 vorlegen“, mahnte UN-Generalsekretär António Guterres.

Dem Bericht zufolge haben einige der größten Emittenten noch kein neues Ziel fristgerecht bis Jahresende 2020 vorgelegt. Viele hätten offenbar die Entwicklung in den USA mit den US-Präsidentschaftswahlen im November abgewartet, vermutet die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. Neben den USA hätten nämlich auch China, Japan, Indien und Indonesien noch keine Zielverschärfung verkündet. „Diese Staaten müssen in den kommenden Monaten ihre nachgebesserten Ziele vorlegen, wenn das 1,5-Grad-Limit nicht außer Reichweite geraten soll“, forderte Rixa Schwarz, Teamleiterin Internationale Klimapolitik bei Germanwatch.

Die Weltklimakonferenz COP 26 soll vom 1. bis 12. November 2021 im schottischen Glasgow unter Vorsitz des Vereinigten Königreiches in Kooperation mit Italien stattfinden. Am 22. April wollen die USA ein Gipfeltreffen zum internationalen Klimaschutz ausrichten.

UNFCCC: Greater Climate Ambition Urged as Initial NDC Synthesis Report Is Published 

UNFCCC: The Paris Agreement 

Germanwatch: UN-Bericht: Druck für bessere Klimaziele 2030 wächst enorm 

IEA: CO2-Ausstoß nimmt trotz Covid-19-Krise wieder zu

Der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge haben die CO2-Emissionen weltweit das Niveau erreicht, das vor Beginn der Coronapandemie herrschte. Nachdem sie im April 2020 einen Tiefstand erreicht hatten, stiegen die globalen CO2-Emissionen danach wieder stark an. Neueste Daten zeigten, dass die globalen Emissionen im Dezember 2020 sogar um 2 Prozent oder 60 Millionen Tonnen höher waren als im gleichen Monat des Vorjahres.

Als Gründe führt die IEA die wieder an Fahrt aufnehmende Weltwirtschaft, die damit verbundene wachsende Energienachfrage sowie fehlende politische Maßnahmen zur Förderung sauberer Energie an.

Im Coronajahr 2020 sind die klimaschädlichen Emissionen weltweit um fast zwei Milliarden Tonnen gesunken. Das sei der größte absolute Rückgang in der Geschichte, schreibt die IEA. Etwa eine Milliarde Tonnen sei allein auf den geringeren Einsatz von fossilem Öl im Straßenverkehr und in der Luftfahrt zurückzuführen. Da der Reiseverkehr und die wirtschaftlichen Aktivitäten weltweit wieder zunähmen, stiegen auch Ölverbrauch und Emissionen wieder. Der von der IEA konstatierte „Rekordanstieg“ bei den Verkäufen von Elektrofahrzeugen reiche nicht aus, um die CO2-Emissionen im Verkehr auszugleichen.

IEA: After steep drop in early 2020, global carbon dioxide emissions have rebounded strongly   

Redakteurin: Ann Wehmeyer

Energiecharta-Vertrag (ECT): vierter Anlauf für eine Reform

Die vierte Verhandlungsrunde der Vertragsstaaten des ECT zur angestrebten Reform läuft noch bis Freitag. Das Climate Action Network (CAN) Europe veröffentlichte vorab ein Briefing, dass die Kontroversen des Reformprozesses übersichtlich zusammenfasst.

CAN Europe: ECT Information on the 4th negotiation round 

Youth 4 Climate Justice: Teilerfolg für Klimaklage

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) urteilte in der vergangenen Woche, die Klimaklage von sechs Kindern und jungen Erwachsenen aus Portugal im Schnellverfahren zu behandeln. Damit wies der Gerichtshof einen Versuch der 33 beklagten Regierungen zurück, das Schnellverfahren zu kippen. Zur Begründung führte der EGMR die „Wichtigkeit und Dringlichkeit der aufgeworfenen Fragen“ an. Die Regierungen beantragten außerdem die Erlaubnis, zu argumentieren, dass der Fall unzulässig sei und daher die Anfechtung ihrer Klimapolitik nicht gehört werden sollte. Der Gerichtshof lehnte auch diesen Antrag ab. Er verlängerte jedoch die Frist für die Regierungen, ihre Klageerwiderung bis zum 27. Mai 2021 einzureichen.

Mehr zur Klimaklage vor dem EGMR 

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