Menü
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen
Startseite
Aktuelles & Termine
Aktuelles & EU-News
Die Meinungen zur EU-Waldstrategie klaffen auseinander
EU-News | 25.03.2021
#Wald #Biodiversität und Naturschutz

Die Meinungen zur EU-Waldstrategie klaffen auseinander

csm_Wald__1__-Maria_Bossmann_06254732f9
c. Maria Bossmann

Ein Dutzend EU-Mitgliedstaaten hat ein Papier zur geplanten EU-Waldstrategie nach 2020 bei der letzten Tagung des Agrarrats Anfang der Woche eingereicht. Die Waldschutzorganisation FERN fordert im Rahmen der öffentlichen Konsultation zur EU-Waldstrategie eine Beschränkung der Biomassenutzung. Und die EU-Kommission hat neue Leitlinien zur Waldbrandvorsorge vorgelegt.

Strategien im Europäischen Green Deal könnten waldpolitische Konsequenzen haben, fürchten einige Mitgliedstaaten

"Nur nicht zu viel Ökologie" - so könnte man den Einwand beziehungsweise die information note eines Dutzends Mitgliedstaaten zur von der EU-Kommission geplanten EU-Waldstrategie nach 2020 beim Agrarrat am 22./23. März zusammenfassen. Die österreichische Delegation hat mit Unterstützung von elf weiteren Mitgliedstaaten "Besorgnis" über die Art und Weise geäußert, wie mit verschiedenen Initiativen im Rahmen des Grünen Deals der EU die waldbezogenen Aspekte angegangen werden. Dadurch könnte aus Sicht von Österreich, Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Estland, Finnland, Ungarn, Lettland, Litauen, Malta, Polen und der Slowakei der Geltungsbereich "schon vorab festgelegt werden". In Österreich ist besonders die in der EU-Biodiversitätsstrategie geforderte Außernutzungsstellung von Waldflächen umstritten. Die österreichische Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (Österreichische Volkspartei) sowie die Forstindustrie lehnen dies laut Medienberichten ab. Österreich zählt zu den waldreichsten EU-Ländern.
Die Mehrheit der Ministerinnen und Minister habe betont, dass die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und ihre multifunktionale Rolle in der EU-Waldstrategie gefördert werden müssten, berichtet der Agrarrat. Sprich: Mehr Wirtschaft, mehr Soziales und lieber nicht ganz so viel Ökologie - doch eher eine Forststrategie statt Waldstrategie.

FERN: Gesetzesänderungen müssen EU-Waldstrategie flankieren

Die Waldschutzorganisation FERN hat auf die öffentliche Konsultation "Wälder - eine neue Strategie" geantwortet und Gesetzesänderungen zur Beschränkung der Nutzung von Biomasse in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie gefordert. Außerdem müssten die Regeln für staatliche Beihilfen und die EU-Richtlinie zur Energiebesteuerung überarbeitet werden. Angesichts der Klimakrise und des drohenden Zusammenbruchs der Artenvielfalt werde die Zeit knapp. Entwaldung und Waldzerstörung seien komplexe lokale Probleme, die durch noch komplexere internationale Mechanismen verursacht würden. Deshalb brauche die EU eine starke Waldstrategie, die die vielen bestehenden Probleme berücksichtigt, um Wälder zu erhalten und zerstörte Wälder wieder gesund zu machen. Um dem Druck auf die Wälder entgegenzuwirken, müsse die Waldstrategie Änderungen an der Gesetzgebung vorschlagen, die den größten direkten oder indirekten Druck auf die Wälder ausübten.

Leitlinien zur Verhinderungen von Waldbränden

Die EU-Kommission hat am Montag neue Leitlinien für Waldbrandprävention vorgelegt. Es gehe vor allem darum, vorbeugende Maßnahmen besser zu verstehen und wirksame Bewältigungsmaßnahmen zu fördern. In den Leitlinien werden mögliche Präventionsmaßnahmen vorgestellt, die im Rahmen von staatlichem Handeln, Planung und Waldbewirtschaftung ergriffen werden können. Darüber hinaus wird erläutert, wie die EU-Mitgliedstaaten EU-Mittel zur Förderung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Waldbränden beantragen und auf EU-Ebene zusammenarbeiten können. Erstellt wurde der Text von einer Waldbrandexpert*innengruppe (Expert Group on Forest Fires - EGFF) aus 40 Ländern innerhalb und außerhalb der EU. In der für 2021 angekündigten neuen EU-Waldstrategie (öffentliche Konsultation bis 19. April) sei eines der Ziele eine effektive Aufforstung sowie die Erhaltung und Wiederherstellung der Wälder in Europa um unter anderem die Häufigkeit und das Ausmaß von Waldbränden zu reduzieren. Auch die im Mai 2020 vorgelegte EU-Biodiversitätsstrategie 2030 enthält das Ziel sicherzustellen, dass die EU ausreichend gerüstet ist, um große Waldbrände zu verhindern und auf große Waldbrände zu reagieren, die erhebliche Schäden an der biologischen Vielfalt der Wälder verursachen. Die notwendige Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Wäldern ist außerdem Bestandteil der neuen EU-Strategie für die Anpassung an den Klimawandel.

Im Februar hatten sowohl eine neue Studie der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) der EU-Kommission als auch der deutsche Waldzustandsbericht deutlich gemacht, wie stark die Wälder durch den Klimawandel gefährdet sind (EU-News 25.02.2021). [jg]

Ergebnisse EU-Agrarministerrat

Information note "Challenges and priorities in preparation of the EU Forest Strategy post2020"

FERN-Pressemitteilung Response to the forest strategy consultation und ausführliche Stellungnahme

EU-Kommission Pressemitteilung: EU-Kommission arbeitet für die Waldbrandprävention in Europa und weltweit  und die zugehörigen Leitlinien

Öffentliche Konsultation zur EU-Waldstrategie (bis 19.04.2021)

Artikel Niederösterreichische Nachrichten: BIODIVERSITÄT: Waldbesitzer kritisieren geplante Außernutzungsstellung

Internationaler Tag des Waldes

Zahlreiche Aktivitäten rund um den 21. März

2012 hat die UNO den 21. März zum Tag des Waldes erklärt. Jährlich gibt es ein neues Motto, 2021 lautet es "Waldrestaurierung: ein Weg zu Erholung und Wohlbefinden".

Die Weltnaturschutzunion hat den Internationalen Tag der Wälder genutzt, um auf bisherige Erfolge der weltweit größten Initiative zur Wiederherstellung von Waldlandschaften (FLR) - 211 Millionen Hektar degradierter und entwaldeter Landschaften, die im Rahmen der Bonn Challenge zur Wiederherstellung verpflichtet wurden - hinzuweisen. In kurzen Videoclips werden weltweit Projekte vorgestellt. Weiterlesen

"Aufforstung ist keine Ausrede für Untätigkeit im Klimaschutz in anderen Bereichen" - das hat ein Bündnis von Verbänden in einem offenen Brief an die EU-Kommission kritisiert. FERN, BirdLife, Carbon Market Watch, CAN Europe, Greenpeace, Transport & Environment und Europäisches Umweltbüro wollen nicht, dass neue EU-Klimaziele und Änderungen an der Verordnung über Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) nur auf die Senkenfunktion von Wäldern setzen. Auch Emissionen aus Landwirtschaft, Verkehr, Industrie, Wohnungsbau und Energie müssen reduziert werden, um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen. Weiterlesen

Ökosysteme: mehr als Kohlenstoffspeicher

Eine neue Studie des Öko-Instituts hat auch die Rolle der EU-Wälder untersucht. Die Wälder der 27 EU-Mitgliedstaaten und in Großbritannien umfassten etwa eine Fläche von 167 Millionen Hektar. Sie enthielten Biomasse, die insgesamt 9,8 Gigatonnen CO2 speicherten. Doch gerade der Wald sei Störungen in Folge des Klimawandels stark ausgesetzt. Stürme und Trockenheit ließen Bäume absterben, Schädlinge breiteten sich leichter aus, die noch mehr Pflanzen vernichteten. Schätzungen gingen davon aus, dass solche Störungen dazu führen, dass die europäischen Wälder von 2021 bis 2030 jährlich 180 Megatonnen (Mt) weniger CO2 speichern. Die sogenannte Netto-Waldsenke schrumpfe damit um mehr als 50 Prozent. Zusätzlich setzten Waldbrände große Menge vormals gespeicherten CO2s frei. So seien etwa durch die Brände in Portugal und Italien im Jahr 2017 insgesamt rund 23 Mt CO2 freigesetzt worden – das waren rund 40 Prozent der Wald-Kohlenstoffsenken in den beiden Ländern in den Vorjahren. Weiterlesen

newsletter-2123481_960_720

Waldexpertise im DNR-Newsletter

Die Märzausgabe des DNR-Newsletters beleuchtet das Thema "Wald". Lesen Sie unter anderem ein Interview mit Universitätsprofessor Dr. Pierre Ibisch, einen Artikel von László Maráz vom Forum Umwelt und Entwicklung sowie einen Beitrag über die letzten europäischen Urwälder von Jana Ballenthien (Robin Wood). Der Newsletter erscheint Anfang März, zum Abo gelangen Sie hier.

LULUCF - Wald und Klimaschutz

Der Klimaökonom Felix Matthes vom Öko-Institut hat für den Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) eine Kurzanalyse erarbeitet, wie die Senkenleistung von Wäldern und Landflächen in Deutschland seit 1990 gemessen und bewertet wurde. Weiterlesen

Das könnte Sie interessieren

Boden_c._Pixabay
EU-News | 11.04.2024

#Biodiversität und Naturschutz #Bodenschutz #Landwirtschaft und Gentechnik

Bodengesundheit: Parlament will fünf Bewertungsstufen

Das EU-Parlament hat seine Position zum neuen Bodenüberwachungsgesetz festgelegt. Zwar wurden einige Verbesserungen erzielt, aber Umweltverbänden war schon der ursprüngliche Vorschlag der Richtlinie zu schwach....