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Über den ökonomischen Wert und die Wiederherstellung von Biodiversität
EU-News | 04.02.2021
#Biodiversität und Naturschutz

Über den ökonomischen Wert und die Wiederherstellung von Biodiversität

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c. Pixabay

Während der EU-Umweltkommissar Sinkevičius ein EU-Gesetz zur Wiederherstellung von Natur in diesem Jahr verspricht, fordert ein viel beachteter Bericht einen globalen Marshall-Plan für Biodiversität. Der WWF stellt Projekte zur erfolgreichen Renaturierung in sieben EU-Ländern vor.

EU: Brüssel scheint bemüht, die Natur wiederherzustellen

Während die EU-Kommission rechtsverbindliche Ziele für die Umkehrung der ökologischen Degradation vorbereitet, versprach EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius ein robustes Gesetz zur Wiederherstellung der Natur in diesem Jahr. Sinkevičius sprach am Mittwoch auf einer Online-Veranstaltung des Europabüros des WWF, wie der Umweltinformationsdienst Ends Europe berichtete.

Laut Sinkevičius erwäge die Generaldirektion Umwelt der Kommission eine Reihe von Optionen, während sie sich auf die Durchführung einer Folgenabschätzung vorbereite, einschließlich eines einzigen verbindlichen Ziels zur Wiederherstellung, wie es vom WWF und dem EU-Parlament gefordert werde. „Alternativ könnten wir individuelle Ziele für verschiedene Ökosysteme oder Lebensräume haben, oder sogar Gruppen von Arten […] oder eine Kombination dieser Ansätze“, zitierte Ends Europe den Umweltkommissar.

Noch bis zum 5. April läuft eine öffentliche Konsultation zur geplanten Verordnung für die Wiederherstellung der Natur im Rahmen der EU-Biodiversitätsstrategie 2030. 

International: Dasgupta-Bericht: hohe wirtschaftliche Kosten, wenn Biodiversität verloren geht

Am Dienstag wurde in London der sogenannte Dasgupta-Review präsentiert, den der britische Wirtschaftswissenschaftler Partha Dasgupta vom St John's College der University of Cambridge erstellt hatte. Im Auftrag der britischen Regierung hat Dasgupta versucht, den ökonomischen Wert der Natur zu beschreiben. Der Bericht zeigt, dass Wirtschaftswachstum und Wohlstand nur auf Grundlage einer gesunden Natur möglich sind. Das bedeute, dass Konsum, Produktion und Lieferketten auf der ganzen Welt grundlegend umstrukturiert werden müssen, um den Planeten auf eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Basis zu stellen. Konkret schlägt der Wissenschaftler vor, den globalen Pro-Kopf-Verbrauch zu verringern, die Weltbevölkerung zu reduzieren, die Effizienz, mit der Güter und Dienstleistungen bereitgestellt werden, zu erhöhen sowie Investitionen für Erhaltung und Regeneration natürlicher Systeme zu erhöhen.

Es sei ein neuer Marshall-Plan erforderlich – nach dem Vorbild des Plans, der die Volkswirtschaften Westeuropas nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich unterstützte –, um den Niedergang der Natur und die wachsenden Ansprüche der Menschen an die Biosphäre umzukehren.

Der NABU forderte, Naturschutz konsequent in wirtschaftliche und politische Entscheidungen einzubeziehen, Ökosysteme zu schützen und die Renaturierung voranzutreiben. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger merkte kritisch an: „Seit Jahrzehnten werden Natur und Umwelt zu Gunsten kurzfristiger Profite zerstört. Dadurch sind die Ökosysteme kaum noch widerstandsfähig, wodurch enorme Kosten und Risiken für heutige und zukünftige Generationen entstehen – etwa durch Pandemien, Naturkatastrophen oder Nahrungsmittelengpässe.“ Er plädierte dafür, dass alle nationalen und internationalen Biodiversitätsstrategien, die aktuell verhandelt werden, ambitionierte Ziele verfolgten und konsequent in Politik und Wirtschaft umgesetzt werden.

Auch für Eberhard Brandes, geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland, müsse der Schutz von Natur und Klima in allen wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen mitgedacht werden. Ein zentraler Baustein sei eine Kreislaufwirtschaft. „Mit unserer linearen Wirtschaft entnehmen wir dem Planeten Ressourcen, verbrauchen sie und werfen sie dann weg. Dabei entsteht ein großer Teil der klimafeindlichen Treibhausgase, artenreiche Ökosysteme wie tropische Wälder werden zerstört, wertvolle Rohstoffe werden massenhaft verschwendet“, so Brandes.

Nochmal EU: WWF stellt Erfolgsgeschichten vor

Eine aktuelle Broschüre des WWF stellt sieben Projekte zur erfolgreichen Renaturierung in Europa vor. Im Einzelnen beleuchtet der WWF die Wiederherstellung von Torfgebieten in Estland sowie von borealen Wäldern und Sumpfgebieten in Finnland. Auch der Côte Bleue Marine Park in Frankreich, die Feuchtgebiete im rumänischen Donaudelta und die Salzwiesen an der deutsche Ostseeküste stehen im Fokus. Darüber hinaus zählen der Rückbau eines Staudamms in Spanien und ein Projekt zur Wiederaufforstung in Griechenland zu den Erfolgsgeschichten. Laut WWF zeigen all diese Projekte deutlich die Vorteile der Renaturierung für die Menschen und den Planeten.

Ends Europe (kostenpflichtig): Green recovery: Sinkevicius promises ‘robust’ nature restoration law 

UK Government: Final Report - The Economics of Biodiversity: The Dasgupta Review 

NABU: Dasgupta-Bericht: Zerstörung der Natur birgt enorme Kosten und Risiken – heute und in Zukunft 

WWF Deutschland: Dasgupta-Bericht: Intakte Natur ist Grundlage für Wirtschaft und Wohlstand 

WWF EU: Nature restoration stories prove planned EU law is huge opportunity   

Redakteurin: Ann Wehmeyer

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