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Viva la Vielfalt - von Weltartenschutztag bis Wiederherstellung
EU-News | 03.03.2021
#EU-Umweltpolitik #Biodiversität und Naturschutz

Viva la Vielfalt - von Weltartenschutztag bis Wiederherstellung

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c. WWF, EEB, BirdLife

Die #RestoreNature-Kampagne nimmt an Fahrt auf, um der Forderung nach einem ehrgeizigen Wiederherstellungsziel in Europa Nachdruck zu verleihen. Die Weltnaturschutzunion hat eine globale Typologie für Ökosysteme entwickelt, die EU-Kommission erneuert ihren Aufruf, am weltweiten Bündnis "Gemeinsam für Biodiversität" teilzunehmen (siehe rechte Spalte). Der Druck auf die letzten Urwälder Europas nimmt zu, kritisiert der WWF Central and East Europe. Und kommerzieller Wildtierhandel ist eine Gefahr für die globale Artenvielfalt, warnt Pro Wildlife. Die EU mache sich durch Importe mitschuldig.

Ist Heilung möglich? Für starke EU-Wiederherstellungsziele: #RestoreNature

WWF, Europäisches Umweltbüro (EEB) und BirdLife haben mit Unterstützung vieler anderer Umweltverbände ihre Kampagne #RestoreNature gestartet, um 100.000 Unterschriften für das geplante Gesetz für rechtsverbindliche Ziele zur Wiederherstellung von Natur in allen EU-Mitgliedstaaten zu sammeln. Bis zum 5. April können Interessierte sich noch an der entsprechenden öffentlichen Konsultation der EU-Kommission beteiligen. Damit möglichst viele Menschen dieses Interesse in Brüssel demonstrieren können, stellen die Organisationen auf der Seite https://restorenature.eu/de Beteiligungsmöglichkeiten zur Verfügung. "Dieses EU-Gesetz kann ein echter Wendepunkt für Mensch und Natur sein, aber nur, wenn es wissenschaftlich fundiert ist. Wenn nicht, riskiert es, als leeres Greenwashing-Instrument zu enden. Es geht um das Überleben unserer wertvollen Feuchtgebiete, Torfmoore, Graslandschaften, Wälder, Auen, Flüsse und Ozeane. Aber es geht auch um unser Klima, um unsere Gesundheit und um das Überleben der Menschheit", heißt es auf der Kampagnenseite.

WWF CEE: Fragmentierung von Lebensräumen und Waldverlust

In Mittel- und Osteuropa nimmt der Druck auf die Wälder zu, sowohl durch nicht nachhaltige legale und illegale Abholzung als auch durch die Auswirkungen des Klimawandels. Das kritisiert der WWF-Zentral- und Osteuropa (WWF CEE) anlässlich des Weltartenschutztages. Genau wie im Amazonasgebiet und anderswo könnten die Fragmentierung und Zerstörung von Waldlebensräumen dazu führen, dass sowohl Tiere als auch Krankheitsüberträger unbeabsichtigt immer häufiger mit Menschen in Kontakt kommen.
Der WWF CEE sorgt sich um die größten Gebiete mit überlebenden alten Wäldern in Europa (außerhalb Russlands), die sich hauptsächlich in Rumänien, der Ukraine, der Slowakei und Bulgarien befinden. Sie sind die Heimat der größten überlebenden Großraubtierpopulationen in Europa sowie tausender anderer Tier- und Pflanzenarten. "Die Zerschneidung des Lebensraums von Wildtieren und die Zerstörung der Wälder sind nicht nur ein Problem des globalen Südens", warnte WWF-CEE-Sprecherin Irene Lucius . "Braunbären in den Karpaten zum Beispiel geraten zunehmend in Konflikt mit dem Menschen, da Wildtierkorridore durch Waldrodungen, Straßen oder eindringende Siedlungen durchschnitten werden." Dabei hätten die Raubtiere wie Wölfe in ihren natürlichen Lebensräumen eine regulierende Rolle, um zum Beispiel die Wildschweine und damit die von ihnen übertragenen Krankheiten zu kontrollieren, wie der Fall der Klassischen Schweinepest in der Slowakei zeige. Die neue EU-Biodiversitätsstrategie 2030 fordert verstärkte Anstrengungen zur Wiederherstellung und Erhaltung des Naturkapitals Europas. Auch deshalb müsse ein Teil der Wiederaufbaufonds hier zum Wohle von Mensch und Natur investiert werden, so der WWF CEE. Des Weiteren brauche es Kompensationsmechanismen, eine schnelle Aufnahme wertvoller Urwälder in einen echten Schutzgebietsstatus, nachhaltige Forstbewirtschaftungsmethoden und Alternativen für den Brennstoff Holz, um den Druck auf die Wälder zu verringern.

Kommerzieller Wildtierhandel bedroht globale Artenvielfalt

"Bedrohte Arten enden in der EU als Heimtier, Delikatesse, Jagdtrophäe oder Luxusprodukt", kritisiert die Organisation Pro Wildlife. Der Wildtierhandel müsse endlich effizient beschränkt werden, forderte der Artenschutzverband. Die direkte Ausbeutung von Wildtieren und -pflanzen sei laut Weltbiodiversitätsrat IPBES neben der Land- und Meeresnutzung die Hauptursache für den dramatischen Rückgang der Biodiversität. Die Corona-Krise verdeutliche zudem, welche Gefahren von Wildtieren übertragene Krankheiten für die menschliche Gesundheit mit sich brächten.

„Die massenhafte Einfuhr von Wildtieren und -pflanzen muss ein Ende haben. Die EU hat noch nicht einmal Kontrolle darüber, welche Arten, woher und in welchen Mengen importiert werden. Damit gefährdet sie nicht nur die Artenvielfalt in anderen Ländern, sondern riskiert auch, dass gefährliche Krankheiten oder invasive Arten eingeschleppt werden.“
Daniela Freyer, Pro Wildlife

Für den Wildtierhandel gelte bislang: Was nicht ausdrücklich verboten ist, ist erlaubt. Die "Notbremse" durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) sei zu langsam und zu punktuell, kritisierte die Organisation. So importiere die EU jährlich 4.000-4.600 Tonnen Froschschenkel, was etwa 86 bis 200 Millionen Frösche das Leben koste, die dann in den Ökosystemen der Türkei oder Indonesien fehlten. Einer Studie von Pro Wildlife im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Naturschutz zufolge wurden allein in Deutschland in 12 Monaten 1.532 verschiedene Arten von Reptilien, 361 Amphibien und 194 Säuger als exotische Heimtiere angeboten. Zwischen 2017 und 2020 wurden Jagdtrophäen von 636 Zebras, 418 Pavianen, 104 Braunbären, 100 Leoparden, 99 Flusspferden, 93 Afrikanischen Elefanten, 68 Löwen, 58 Wölfen, 39 Wildschafen, 25 Geparden, neun Breitmaulnashörnern, sieben Eisbären, einem Spitzmaulnashorn sowie von zahlreichen weiteren geschützten Arten nach Deutschland eingeführt beziehungsweise entsprechende Einfuhrgenehmigungen erteilt. Der Massenimport von Wildtieren aus fernen Ländern boome und die EU nehme ihre Kontrollfunktion nicht ernst genug. [jg]

#RestoreNature: https://restorenature.eu/de

WWF CEE: World Wildlife Day 2021: Forests and Livelihoods - Sustaining People and Planet

Pro Wildlife: Weltartenschutztag: Kommerzieller Wildtierhandel bedroht globale Artenvielfalt

IUCN-Katalog von Ökosystemen

Erster globaler Katalog von Ökosystemen soll koordinierte Schutzbemühungen ermöglichen

Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat Anfang März eine globale Typologie der Ökosysteme veröffentlicht, nach eigenen Angaben das allererste umfassende System zur Klassifizierung und Kartierung aller Ökosysteme auf der Erde, basierend auf ihren Funktionen und ihrer Zusammensetzung. Die Typologie soll besser koordinierte und effektivere Ansätze für das Naturschutzmanagement ermöglichen. Weiterlesen

Aufruf: Gemeinsam für Biodiversität

Die EU-Kommission hat Nationalparks, Forschungszentren, Museen, Aquarien, botanische Gärten und Zoos aufgerufen, dem globalen Bündnis „Gemeinsam für Biodiversität“ beizutreten. In dem genau vor einem Jahr am Weltartenschutztag 2020 gegründeten Bündnis haben sich bereits 205 Einrichtungen aus 47 Ländern zusammengeschlossen, darunter 32 aus Deutschland. Das Bündnis setzt sich für ambitionierte Ziele auf der nächsten Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt ein. Die Europäische Kommission will sich als Teil der High Ambition Coalition auch aktiv für das Ziel, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresgebiete zu schützen, einsetzen. Weiterlesen

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