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Wildtierhandel, Umweltkriminalität, Trophäenjagd
EU-News | 18.03.2021
#Tierschutz #EU-Umweltpolitik #Biodiversität und Naturschutz

Wildtierhandel, Umweltkriminalität, Trophäenjagd

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c. pixabay/Antony Trivet

Tierschutzorganisationen fordern die Europäische Kommission auf, illegalen Wildtierhandel als schweres Vergehen zu ahnden. Die Überarbeitung der Umweltkriminalitätsrichtlinie ist Teil der neuen EU-Biodiversitätsstrategie 2030. Pro Wildlife kritisiert, dass die Einfuhr von Jagdtrophäen nach Deutschland trotz der Pandemie nur leicht zurückgegangen ist. Die Weltnaturschutzunion hat Folgen von Covid-19 auf Naturschutzprojekte erfragt (Randspalte).

Handel mit Wildtieren ist für Kriminelle risikoarm und profitabel

Die Human Society International (HSI) Europe und der International Fund for Animal Welfare (IFAW) wollen, dass Verbrechen im Zusammenhang mit Wildtieren als schwere kriminelle Aktivität anerkannt werden. Die Organisationen erhoben diese Forderung am Dienstag bei einer Online-Veranstaltung (Mitschnitt auf Youtube) zur Überarbeitung der EU-Umweltkriminalitätsrichtlinie, die in Zusammenarbeit mit EU-Abgeordneten organisiert wurde.

Dr. Joanna Swabe von HSI/Europa, sagte: "Tragischerweise wird der Handel mit Wildtieren oft als eine risikoarme und hochprofitable Aktivität angesehen, was ihn für transnationale Netzwerke des organisierten Verbrechens, insbesondere für solche mit Schmuggelmöglichkeiten, sehr attraktiv macht. Viele Strafverfolgungsbehörden behandeln den Wildtierhandel und andere Formen der Wildtierkriminalität mit geringer Priorität, und viele EU-Mitgliedstaaten wenden immer noch nur relativ schwache Strafen an. In ihrer EU-Biodiversitätsstrategie hat sich die Europäische Kommission verpflichtet, die aktuelle Richtlinie zur Umweltkriminalität zu überarbeiten. Es ist höchste Zeit, dass Wildtierkriminalität als schwerwiegende kriminelle Aktivität anerkannt wird, die hart bestraft werden sollte."

Ähnlich drückte sich IFAW-Sprecherin Eleonora Panella aus. Sie betonte, dass es eine viel bessere Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten geben müsse, um grenzüberschreitende umweltkriminelle Verbrechen wie den Wildtierhandel zu bekämpfen. Oft kämen diese mit anderen Formen des organisierten Verbrechens, wie Geldwäsche, Drogen und Terrorismus, gemeinsam vor. "Wildtierkriminalität ist in hohem Maße schädlich für die biologische Vielfalt und das Überleben der Arten", betonte Panella. Nur werde der illegale Wildtierhandel selten hart bestraft. Die Gefahr, festgenommen oder strafrechtlich verfolgt zu werden, sei gering.

„Die Europäische Kommission muss Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass sich Wildtierkriminalität nicht lohnt.“
Eleonora Panella, IFAW EU

Deutsche Jäger*innen importierten im letzten Jahr 543 geschützte Tiere

"Trotz Corona-bedingter Reisebeschränkungen ist die Einfuhr von Jagdtrophäen nach Deutschland im vergangenen Jahr nur leicht zurück gegangen", kritisierte die Artenschutzorganisation Pro Wildlife am Montag. Darunter seien unter anderem 113 Affen, 40 Giraffen, 15 Braunbären, 14 Löwen, 11 Leoparden, 8 Elefanten, 3 Breitmaulnashörner, 3 Geparde und 1 Eisbär gewesen. Das gehe aus einer Antwort auf eine Frage der grünen Bundestagsabgeordneten Steffi Lemke vom Februar hervor.

2019 seien Trophäen von 750 geschützten Tieren nach Deutschland eingeführt worden. Pro Wildlife und viele weitere Tier- und Naturschutzverbände fordern die Bundesregierung seit langem auf, die Einfuhr von Jagdtrophäen gefährdeter und geschützter Arten zu verbieten. "Wir erleben das dramatischste Artensterben seit der Dinosaurierzeit – es kann nicht angehen, dass Großwildjäger sogar bedrohte und geschützte Arten allein der Trophäe wegen töten dürfen. Die Trophäenjagd auf bedrohte Arten sendet ein fatales Signal und unterminiert Bemühungen, genau dieselben Arten vor Wilderei und illegalem Handel zu schützen", so Daniela Freyer von Pro Wildlife.

Deutsche Jäger*innen gehörten nach US-Amerikaner*innen und Spanier*innen zu den Spitzenreitern bei der Trophäenjagd. Manche europäische Länder hätten die Einfuhr von Jagdtrophäen bestimmter Arten bereits verboten oder bereiteten entsprechende Gesetze vor, so Pro Wildlife. Die Bundesregierung hingegen halte weiter daran fest, die Einfuhr von Jagdtrophäen zu genehmigen und behaupte, diese würden einen finanziellen Anreiz zum Erhalt bejagter Arten leisten. Die Bundesregierung fördere Projekte mit "Jagdkomponente" mit 140 Millionen Euro, zitiert die Organisation die im März veröffentlichte Antwort auf eine Kleine Anfrage. [jg]

Pressemitteilung HSI/Europe: Leading animal protection organisations urge European Commission to recognise wildlife crime as a serious offense

Pressemitteilung Pro Wildlife: Deutsche Trophäenjäger erschießen hunderte Tiere bedrohter Arten pro Jahr

IUCN: Pandemie gefährdet Naturschutz

Die Pandemie hat den Naturschutz weltweit erheblich beeinflusst. So gab es Arbeitsplatzverluste in Schutzgebieten. Patrouillen gegen Wilderei mussten reduziert werden und politische Rückschritte im Umweltschutz sind ebenfalls zu beklagen. Das geht aus einer Sammlung neuer Forschungsarbeiten hervor, die die Weltnaturschutzunion (IUCN) in einer Sonderausgabe von PARKS, der Zeitschrift der IUCN World Commission on Protected Areas, veröffentlicht hat. Die Erhaltungsbemühungen in Afrika und Asien seien am stärksten betroffen. Mehr als die Hälfte der Schutzgebiete in Afrika hätten angegeben, dass sie gezwungen waren, Feldpatrouillen und Maßnahmen zur Bekämpfung von Wilderei sowie Umwelt- und Naturschutzbildung sowie Öffentlichkeitsarbeit zu stoppen oder zu reduzieren. Ein Viertel der Schutzgebiete in Asien habe ebenfalls berichtet, dass die Erhaltungsmaßnahmen reduziert worden seien. In Lateinamerika und Nordamerika, Europa und Ozeanien konnten die meisten Schutzgebiete trotz Schließungen und Verlusten an Tourismuseinnahmen den Kernbetrieb aufrechterhalten, so die IUCN. "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nur durch Investitionen in eine gesunde Natur eine solide Grundlage für unsere Erholung von der Pandemie schaffen und künftige Krisen der öffentlichen Gesundheit vermeiden können", mahnte IUCN-Generaldirektor Dr. Bruno Oberle. Weiterlesen

Aufruf: Gemeinsam für Biodiversität

Die EU-Kommission hat Nationalparks, Forschungszentren, Museen, Aquarien, botanische Gärten und Zoos aufgerufen, dem globalen Bündnis „Gemeinsam für Biodiversität“ beizutreten. In dem genau vor einem Jahr am Weltartenschutztag 2020 gegründeten Bündnis haben sich bereits 205 Einrichtungen aus 47 Ländern zusammengeschlossen, darunter 32 aus Deutschland. Das Bündnis setzt sich für ambitionierte Ziele auf der nächsten Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt ein. Die Europäische Kommission will sich als Teil der High Ambition Coalition auch aktiv für das Ziel, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresgebiete zu schützen, einsetzen. Weiterlesen

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