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EU-Ratsvorsitz: Auf Wiedersehen, Deutschland – Bom dia, Portugal
EU-News | 13.01.2021
#EU-Umweltpolitik

EU-Ratsvorsitz: Auf Wiedersehen, Deutschland – Bom dia, Portugal

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c. Sofia Morgado | Pixabay

Nach Ansicht des EuropĂ€ischen UmweltbĂŒros (EEB) muss die portugiesische EU-RatsprĂ€sidentschaft fĂŒr eine ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Erholung nach der Coronapandemie sorgen. FĂŒr Deutschlands RatsprĂ€sidentschaft vergibt das EEB gemischte Noten.

Portugal ist am Zug

Seit 1. Januar sitzt das sĂŒdeuropĂ€ische Land dem Rat der EU vor. Unter dem Motto „Zeit zu liefern: fĂŒr eine faire, grĂŒne und digitale Erholung“ wird sich Portugal vorrangig der BekĂ€mpfung der Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen negativen wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen widmen.

Nichtsdestotrotz betont das Land in seinem Arbeitsprogramm, dass der Aufschwung nachhaltig und innovativ sein mĂŒsse. „Zu diesem Zweck werden wir der Umsetzung des europĂ€ischen Green Deals und den Verpflichtungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Kampf gegen den Klimawandel sowie der StĂ€rkung der Energiewende, der nachhaltigen MobilitĂ€t und der blauen (Meeres-)Wirtschaft PrioritĂ€t einrĂ€umen“, heißt es weiter.

Im Juni etwa soll eine hochrangige Konferenz in Lissabon stattfinden, auf der die nationalen Wiederaufbau- und ResilienzplÀne der Mitgliedstaaten diskutiert werden sollen.

Umweltpolitischer Ausblick auf portugiesischen Ratsvorsitz

Das EEB und die Meeresschutzorganisation Seas At Risk schĂ€tzen, dass es fĂŒr die fortschreitende Umsetzung des Green Deals eine wichtige PrĂ€sidentschaft sein wird. Denn in den kommenden sechs Monaten wird sich der Rat mit zahlreichen Gesetzgebungsverfahren, zum Beispiel zur Batterierichtlinie, zur Verordnung ĂŒber die Verbringung von AbfĂ€llen, zur Aarhus-Verordnung ĂŒber den Zugang von Personen und Organisationen zu Gerichten in Umweltangelegenheiten, zum Achten Umweltaktionsprogramm (UAP) und zur nachhaltigen UnternehmensfĂŒhrung befassen. WĂ€hrend der Amtszeit sollen auch wichtige Gesetzespakete auf den Weg gebracht werden, insbesondere das „Fit-fĂŒr-55“-Klimapaket und das MobilitĂ€tspaket. Allerdings gehen beide Organisationen davon aus, dass beide Pakete auch in den ZustĂ€ndigkeitsbereich nachfolgender PrĂ€sidentschaften fallen könnten.

Neue Strategien werden ebenfalls auf der Agenda zur Beratung stehen: die kĂŒrzlich veröffentlichte Chemikalienstrategie fĂŒr Nachhaltigkeit, die versprochene aktualisierte Industriestrategie fĂŒr Europa, die erwartete EU-Klimaanpassungsstrategie, die Bodenstrategie und die EU-Forststrategie. Der Ă€ußerst wichtige Aktionsplan zur BekĂ€mpfung der Verschmutzung von Wasser, Luft und Boden (Zero Pollution Action Plan for Water, Air and Soil - ZPAP) wird voraussichtlich ebenfalls wĂ€hrend des Ratsvorsitzes vorgelegt.

Deutscher Vorsitz musste enorme Herausforderungen bewÀltigen

Kurz und bĂŒndig fasst das EEB die Leistung des deutschen EU-Ratsvorsitzes zusammen: „Gut beim Vorantreiben des europĂ€ischen Green Deals in Zeiten der Corona-Krise, mit wichtigen Vereinbarungen zum Haushalt, zum Konjunkturpaket, zur BiodiversitĂ€t und zur Digitalisierung, aber schwachem Engagement beim Klima, enttĂ€uschend bei Aarhus und sehr schlecht bei der Landwirtschaft.“

Insgesamt sei es der deutschen RatsprĂ€sidentschaft gelungen, nach sehr schwierigen Verhandlungen ĂŒber den neuen EU-Haushalt 2021-27 und das Konjunkturpaket fĂŒr 2021-25 eine Einigung zu erzielen.

Die deutsche RatsprĂ€sidentschaft habe zudem starkes Engagement gezeigt, eine Einigung ĂŒber das Klimagesetz zu erzielen und die politische Einigung ĂŒber die Anhebung des EU-Ziels fĂŒr die Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 zu beschleunigen. Das vereinbarte Ziel von minus 55 Prozent der Netto-Treibhausgasemissionen (bezogen auf 1990) liege jedoch deutlich unter dem, was Wissenschaft und internationales Recht fordern, und ist damit unvereinbar. Das Gesamtergebnis sei daher schwach, betonen EEB und Seas At Risk.

Gute Anstrengungen habe Deutschland unternommen, um die dringend benötigte UnterstĂŒtzung der EU-Mitgliedstaaten fĂŒr die globalen BiodiversitĂ€tsfragen im Allgemeinen und die EU-BiodiversitĂ€tsstrategie im Besonderen zu sichern. Aber angesichts der VersĂ€umnisse bei der Integration und Operationalisierung dieser Verpflichtungen in andere Politikbereiche, insbesondere in der Land- und Fischereiwirtschaft, sei das Gesamturteil gemischt. Die ehrgeizigen Ziele der EU-BiodiversitĂ€tsstrategie werden ohne eine grundlegend reformierte Gemeinsame Agrar- und Fischereipolitik (GAP, EMFAF) nicht erreicht, prognostizieren beide NGOs.

Laut EEB gab es außerdem erheblichen Widerstand, die Farm-to-Fork-Ziele zu unterstĂŒtzen und ein VersĂ€umnis, die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) mit dem Green Deal in Einklang zu bringen. Zum gegenwĂ€rtigen Zeitpunkt bestehe die Gefahr, dass die GAP den EGD untergrĂ€bt. WĂ€hrend die deutsche Umweltministerin Kritik an den GAP-VorschlĂ€gen geĂ€ußert hat, war die deutsche RatsprĂ€sidentschaft insgesamt sehr schwach in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft.

Offizielle Website der portugiesischen EU-RatsprÀsidentschaft

Arbeitsprogramm des portugiesischen Ratsvorsitzes

TerminĂŒbersicht der Ratstreffen vom Netzwerk EBD 

EEB/Seas At Risk: Portuguese Presidency Memorandum 2021

EEB’s assessment of the German EU presidency’s environmental performance

Redakteurin: Ann Wehmeyer

Kleine TerminĂŒbersicht (Stand: 13.01.2021)

Umweltrat: 18. MĂ€rz, 23. April (informell), 21. Juni

Rat fĂŒr Landwirtschaft und Fischerei: 25. Januar, 22. Februar, 22./23. MĂ€rz, 26./27. April, 31. Mai, 13.-15. Juni (informell), 28./29. Juni

Energierat: 22. April (informell), 22. Juni

Verkehrsrat: 29./30. MĂ€rz (informell), 3./4. Juni

EuropÀischer Rat (Euco): 21. Januar, 25./26. MÀrz, 8. Mai (informell), 24./25. Juni

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