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Klimaschutz im Luftverkehr: EU-Emissionshandel versus CORSIA
EU-News | 19.03.2021
#Klima und Energie #Mobilität

Klimaschutz im Luftverkehr: EU-Emissionshandel versus CORSIA

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Einer Studie der EU-Kommission zufolge, die lange unter Verschluss gehalten wurde, werde die geplante internationale Maßnahme CORSIA nicht dafür sorgen, dass die Treibhausgasemissionen im internationalen Flugverkehr sinken werden.

Nach eigener Aussage liegt der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) eine wohl ziemlich heikle Studie der EU-Kommission vor, die auf September 2020 datiert und das Verhältnis zwischen dem globalen Mechanismus zur Kompensation und Reduktion von CO2-Emissionen (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation, CORSIA) und dem europäischen Emissionshandelssystems (EU-ETS) untersucht.

Seit langem gibt es Querelen, ob CORSIA, von der Internationalen Zivilen Luftfahrtorganisation der Vereinten Nationen ICAO vorgeschlagen, das einzige Instrument weltweit sein soll, um den Klimaschutz in der zivilen Luftfahrt voranzutreiben. Die ICAO hätte es am liebsten, wenn regionale CO2-Regulierungsmaßnahmen – also auch das EU-ETS – abgeschafft würden.

Das EU-ETS umfasst derzeit alle Flüge innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums, aber keine Flüge in die und aus der Region (sogenannter Stop-the-Clock-Mechanismus). Im Juni wolle sich die EU-Kommission, die die Veröffentlichung der Studie verzögert hatte, dazu äußern, ob bzw. wie das UN-Abkommen für europäische Flüge gelten soll, erklärte T&E in einer Pressemitteilung.

Die Ergebnisse der Studie seien laut T&E eindeutig. Demnach sei die Verschmutzung durch EU-Fluggesellschaften allein mit CORSIA zu regeln, die schlechteste Option. „Diese Option ist mit dem größten globalen Nettoanstieg der CO2-Emissionen des Luftverkehrs verbunden...“, sei im Dokument zu lesen (Seite 26).

Zudem würde die EU mit CORSIA das Ziel aufs Spiel setzen, „bis Mitte des Jahrhunderts Netto-Null-Emissionen zu erreichen“, wenn es die bestehenden EU-Klimaregelungen ersetze. Ebenso sei es fraglich, ob die CO2-Ausgleichsmaßnahmen tatsächlich Emissionsreduktionen liefern würden. Denn keines der genehmigten Ausgleichsprogramme erfülle nach Meinung der Studienautor*innen alle erforderlichen Kriterien.

Mit einem Preis von weniger als einem Euro würden die CO2-Kompensationen außerdem zu billig sein, um tatsächlich Anreize für Airlines zur CO2-Minderung zu schaffen. Zurzeit gebe es ein Überangebot an Carbon Offsets: das Angebot sei dreimal so groß wie die Nachfrage.

T&E forderte deshalb die EU auf, aus CORSIA auszusteigen. Ein reformierter EU-Emissionshandel und ehrgeizige EU-Vorschriften für grüne Flugkraftstoffe seien wirkungsvoller, um Fluggesellschaften auf den Weg zu null Emissionen zu bringen.

T&E: Revealed: Unpublished EU analysis is scathing of airline CO2 deal 

EU-Kommission: Assessment of ICAO's global market-based measure (CORSIA) pursuant to Article 28b and for studying cost pass-through pursuant to Article 3d of the EU ETS Directive

Redakteurin: Ann Wehmeyer

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