Menü
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen
Startseite
Aktuelles & Termine
Aktuelles & EU-News
Nordsee: Einigung mit UK und Norwegen
EU-News | 18.03.2021
#Wasser und Meere #Landwirtschaft und Gentechnik

Nordsee: Einigung mit UK und Norwegen

Rubrik_Wasser_Meere_Welle_mit_Lichtreflexion_c._Pixabay_water-2208931_1920
c. Pixabay

Die EU, das Vereinigte Königreich (UK) und Norwegen haben sich am Dienstag auf Fangmengen für Kabeljau, Schellfisch, Seelachs, Wittling, Scholle und Hering für 2021 in der Nordsee geeinigt. Die Quoten für Schellfisch wurden um 20 und für Wittling um 19 Prozent erhöht. Für drei weitere kommerzielle Fischbestände wurden die Quoten im Vergleich zu 2020 gesenkt: bei Seelachs um minus 25 Prozent, 2,3 Prozent weniger bei Scholle und 7,4 Prozent weniger bei Hering.

Die Quoten für fünf dieser sechs Bestände basieren laut EU-Kommission auf dem Niveau des nach wissenschaftlichen Erkenntnissen höchstmöglichen Dauerertrags (MSY). Zudem hätten die EU und Norwegen sich auf eine Senkung der Quoten für die gemeinsam bewirtschafteten Bestände in der Nordsee und im Skagerrak um minus zehn Prozent geeinigt, wobei die EU ursprünglich eine stärkere Senkung gefordert hatte. Dafür haben sich die beiden Verhandlungspartner auf zusätzliche Schutzmaßnahmen für Kabeljau wie Gebietssperrungen verständigt. EU, UK und Norwegen wollen außerdem "zum ersten Mal in einem trilateralen Rahmen" bei der Überwachung, Kontrolle und Beobachtung zusammenarbeiten.

Der Meeresschutzexperte von Greenpeace Thilo Maack kommentierte: "Die Eigner der deutschen Supertrawler reiben sich die Hände: Fischereiministerin Julia Klöckner hat ihnen ihren Anteil an der Heringsquote von 350.000 Tonnen und damit die Pfründe gesichert." Nachhaltige Fischerei sehe anders aus. Stattdessen müsse die "kleinskalige, handwerkliche Fischerei" unterstützt werden. "Angesichts der dramatisch schwindenden Bestände in Nord- und Ostsee sollte Klöckner neue Perspektiven für die küstennahe, familiengeführte Kleinfischerei entwickeln. Nur so können die Arbeitsplätze und die Wertschöpfung in der Region gehalten werden."

Die Deutsche Umwelthilfe und die Initiative Our Fish nannten die Orientierung an wissenschaftlichen Empfehlungen bei vier von sechs Beständen "einen Schritt in die richtige Richtung". Die Fangquoten für Hering und Nordseekabeljau lägen allerdings oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen, was einer Erholung der Fischpopulationen und der Meeresökosysteme zuwiderlaufe. Die Überfischung dieser gemeinsam genutzten Fischbestände werde von Norwegen, vom UK und der EU fortgeführt. Darüber hinaus forderte die DUH von Fischereiministerin Julia Klöckner, dass die deutsche Zivilgesellschaft in Zukunft Zugang zu den Verhandlungen erhält. "Während die Fischindustrie seit jeher Teil der deutschen Delegation ist, bleiben Naturschutzverbände außen vor", kritisierte die Organisation. "Naturschutzverbände gehören an den Verhandlungstisch, wenn es um die Gesundheit der Meere geht", sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Die im Dezember 2020 beschlossenen vorläufigen Fangquoten bis Ende März 2021 (EU-News 17.12.2020) waren keine ausreichende Grundlage für das Restjahr 2021, weshalb der Fischereirat der EU-Kommission das Verhandlungsmandat übertragen hatte, mit dem Ex-EU-Mitglied Großbritannien eine Einigung zu erzielen (EU-News 27.01.2021). Eine Orientierung an wissenschaftlichen Empfehlungen sei überfällig. Von zehn kommerziellen Fischbeständen in britischen Gewässern seien sechs überfischt oder auf kritischem Niveau, hatte ein Fischereiaudit für Großbritannien der Meeresschutzorganisation Oceana ergeben. Die Einigung für die Nordsee ist nur ein Teil der noch ausstehenden Entscheidung über die Fangquoten. [jg]

Pressemitteilung EU-Kommission/DE: EU, Vereinigtes Königreich und Norwegen einigen sich auf Fangmengen für Nordseefisch und EU-Kommission ausführliche Pressemitteilung sowie Einigung zwischen der EU und Norwegen

Kommentar Greenpeace: Europäische Entscheidung zu Fischfangquoten für die Nordsee

DUH-Pressemitteilung: Nicht ausreichend: Beschlüsse zu Fangquoten zwischen Norwegen, Großbritannien und der EU

NGO-Sicht auf Fangquoten

Positionspapiere von Oceana mit Empfehlungen für die Fangquoten, die Gemeinsame Fischereipolitik und das EU-UK-Abkommen nach dem Brexit:

Nordostatlantik: NGO recommendations for the European Commission and the EU Council on the setting of Northeast Atlantic fishing opportunities for 2021
Tiefseeartenbefischung 2021-2022: NGO recommendations for deep-sea fishing limits 2021-2022
Konsultation GFP und Fangquoten 2021: NGO reply to European Commission consultation on CFP progress and fishing opportunities for 2021
Abkommen mit Großbritannien: Oceana's recommendations for the EU-UK Fisheries Agreement

Das könnte Sie interessieren

Green Deal
EU-News | 19.04.2024

#EU-Umweltpolitik #Kreislaufwirtschaft #Mobilität #Wasser und Meere #Wirtschaft

EU-Gipfel: Geopolitik, Binnenmarkt und (k)eine strategische Agenda

Das Treffen der Staats- und Regierungsoberhäupter am 17. und 18. April endete mit Schlussfolgerungen zur Ukraine, zum Nahen Osten, zur Türkei und einem neuen Deal für die europäische Wettbewerbsfähigkeit. Ein vorher durchgesickerter Entwurf für die strategische Agenda erntete harsche Kritik....