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Tiertransporte: Parlament will Verbesserungen, aber kein Verbot für lange Strecken
EU-News | 21.01.2022
#Tierschutz

Tiertransporte: Parlament will Verbesserungen, aber kein Verbot für lange Strecken

Tiertransport
© AdobeStock/somrerk
Tiertransport

Die EU-Mitgliedstaaten sollen den Tierschutz beim Transport besser achten und künftig Fleisch anstelle von lebenden Tieren befördern. Das sind zwei der Forderungen, die das EU-Parlament am Donnerstag mit großer Mehrheit angenommen hat. Tierschutzorganisationen kritisieren, dass qualvolle Langstreckentransporte in Drittländer weiter erlaubt bleiben.

Der Bericht des eigens vor 18 Monaten eingesetzten Untersuchungsausschusses im Zusammenhang mit dem Schutz von Tieren beim Transport (ANIT) mit einer Reihe von Empfehlungen wurde mit 557 Ja-Stimmen bei 55 Gegenstimmen und 78 Enthaltungen angenommen. Die Haupterkenntnisse und Forderungen:

  • Die EU-Vorschriften für Tiertransporte von 2005 sind veraltet, irreführend und werden nur unzureichend durchgesetzt;
  • nötig sind eine neue Aktualisierung und ein stärkerer politischer Wille;
  • Beförderungsdauer begrenzen, Bequemlichkeit für die Tiere erhöhen und Exporte strenger kontrollieren;
  • einen Posten in der EU-Kommission für Tierschutz schaffen.

Der ANIT hat während der Erarbeitung des Berichts viele Verstöße festgestellt, darunter mangelnde Stehhöhe, Wasser- oder Nahrungsversorgung, der Transport nicht transportfähiger Tiere und Überfüllung. Oft würden Fahrzeuge verwendet, die für den Transport von Tieren ungeeignet sind, und die Transporte fänden manchmal bei extremen Temperaturen und über lange Transportzeiten statt.

Die europäische Tierschutzorganisation Eurogroup for animals reagierte enttäuscht: Obwohl das EU-Parlament nun eine maximale Transportzeit von acht Stunden auch für Zuchttiere fordert, gelte diese Grenze leider nur für den Straßentransport, während die auf dem Seeweg transportierten Tiere vergessen würden.

Auch die Tierschutzorganisation PETA Deutschland kritisierte, dass Änderungsvorschläge zur Abschaffung von langen Transporten lebender Tiere nicht angenommen wurden und befand: „Alle Abgeordneten, die (…) dagegen gestimmt haben, den Transport fühlender Lebewesen zumindest auf acht Stunden zu begrenzen, sind verantwortlich für millionenfaches Leid, das nun weiterhin auf Europas Straßen und über die Grenzen hinweg stattfinden wird – sie sollten sich schämen“. Dies führe zu weiteren „wochenlangen Horrorfahrten“, bei denen die Tiere dicht gedrängt, ohne Wasser und medizinische Versorgung in ihren Exkrementen stünden und bei denen dadurch bedingte Verluste von vorneherein einkalkuliert seien. PETA forderte den deutschen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, dieses Ergebnis nicht hinzunehmen, sondern sich mit Nachdruck für ein EU-weites Verbot von Langstreckentransporten einzusetzen. „Außerdem appellieren wir an alle Verbraucher*innen, zu veganen Lebensmitteln zu greifen, um diese verabscheuungswürdige Tierausbeutung nicht zu unterstützen.“

Allein im Jahr 2019 sind laut EU-Parlament mehr als 1,6 Milliarden lebende Tiere innerhalb der EU und außerhalb der EU in Drittstaaten transportiert worden. [jg]

EU-Parlament: Tiere müssen beim Transport besser geschützt werden.

Eurogroup for Animals: EP Plenary: disappointing vote on live animal transport

Peta Deutschland: EU-Parlament lehnt Abschaffung von Langstreckentiertransporten ab – PETA: „Tierschutz erneut mit Füßen getreten – Abgeordnete sollten sich schämen“

Deutscher Tierschutzbund: Die gestrige Abstimmung des Europäischen Parlaments macht fassungslos

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