Drei Fragen an Ole Pellmann
Wunschliste von Jugendumweltverbänden

Wir haben Ole Pellmann, Mitglied des Bundesvorstands der Naturfreundejugend Deutschlands gefragt, was er sich für die Zukunft wünscht.
Eure Generation wird die Folgen der Klimakrise deutlich spüren. Wie ist das sozial und gerecht abzufedern?
Es muss endlich gehandelt werden. Die notwendigen wissenschaftlichen Erkenntnisse im Natur-, Umwelt- und Klimaschutz sind vorhanden und mit völkerrechtlich bindenden Verträgen wie dem Klimaschutzabkommen von Paris und dem Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework gibt es bereits eine klare Richtung. Entsprechend notwendige Maßnahmen zur Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels und einer Umkehr des Biodiversitätsverlusts bis 2030 müssen durch eine konsequente Ordnungspolitik umgesetzt werden. Klare Vorgaben und Ziele geben allen Sicherheit: den Menschen genauso wie Wirtschaftsunternehmen. Gleichzeitig muss diese Ordnungspolitik sozialgerecht flankiert werden, wie beispielsweise durch ein schon lange versprochenes Klimageld. Die Lasten der notwendigen Transformation müssen gerecht aufgeteilt werden.
Was wünscht ihr euch, damit wir für das Leben auf der Erde keine zweite Arche Noah brauchen?
Eine wehrhafte Demokratie gegen all die Multimilliardäre, Rechtsextremen und Fossil-Lobbyisten. Denn nur demokratische Gesellschaften bieten die Möglichkeit eines gerechten und gleichwertigen Zusammenlebens, denn es ist ihre inhärente Grundannahme, dass alle Menschen gleich sind. Damit steht sie jedoch den libertären und autokratischen Weltanschauungen so vieler überreicher Menschen entgegen, welche auch noch durch notwendige sozial-ökologische Transformation ihren Einfluss und Reichtum bedroht sehen. Sie spielen die Auswirkungen der menschengemachten Klimakrise herunter oder leugnen sie komplett. Diese Kräfte nutzen die Unsicherheit der Menschen aus und instrumentalisieren die Klima- und Nachhaltigkeitspolitik für ihre eigenen Zwecke. Dem muss eine Politik entgegengesetzt werden, die soziale und ökologische Gerechtigkeit gewährleistet. Die Vermögensungleichheit muss wirksam bekämpft werden und klimaschädliche Subventionen gestoppt werden. Die Demokratie ist entscheidend für eine erfolgreiche nachhaltige Transformation. Wie auch sozial-ökologische Gerechtigkeit die Grundlage einer starken Demokratie ist.
Unsere Demokratie fußt auf Mitbestimmung. Was muss passieren, damit ihr mehr als „nur ein Wörtchen“ mitzureden habt?
Wir brauchen eine jugendgerechte Gesellschaft, in der die Perspektiven und Interessen junger Menschen genauso politisch wahrgenommen und nach ihnen gehandelt wird wie die Interessen aller anderer Generationen. Neben einer weiteren Absenkung des Wahlalters ist eine gesetzlich verankerte und wirksame Jugendbeteiligung durch demokratische Selbstorganisationen auf allen föderalen Ebenen (Kommunen, Länder, Bund, Europa) dringend notwendig. Diese Selbstorganisationen müssen finanziell und personell gestärkt werden. Zudem muss der Jugend-Check als ein verbindliches Instrument der Gesetzesfolgenabschätzung für junge Menschen eingeführt werden.