EU beschließt neue Mindeststandards zum Schutz von Hunden und Katzen

Die Europäische Union will den Schutz von Hunden und Katzen verbessern. Wie der Rat Ende Oktober berichtete, wurden in den Trilogverhandlungen Einigungen über EU-weite Mindestvorschriften für Handel, Züchtung und Haltung erzielt. Ziel ist es, sowohl den Tier- als auch den Verbraucherschutz zu stärken und gleichzeitig den illegalen Handel mit Heimtieren einzudämmen.
In der EU leben rund 70 Millionen Hunde und 80 Millionen Katzen. Insgesamt halten 44 Prozent der Menschen mindestens ein Heimtier in ihrem Haushalt. Privat gehaltene Tiere profitieren jedoch größtenteils punktuell, da die neue Verordnung grundsätzlich zwischen Privatpersonen und Betrieben unterscheidet und vor allem für letztere gilt. Jeweils ab einer bestimmten Tieranzahl gelten Halter*innen als Zuchtbetriebe, Heimtierläden oder Tierheime und für diese gelten die meisten der neuen Regelungen. Dies ist aus Sicht des Deutschen Tierschutzbunds eine der Schwächen der Verordnung: Da nur Züchter- und Händler*innen ab einer bestimmten Tier- und Wurfzahl reguliert werden, lasse die Verordnung zu viele Schlupflöcher für unseriöse Zuchten und illegale Händler*innen.
EU-weite Rückverfolgbarkeit durch Mikrochip-Pflicht
Künftig müssen alle Hunde und Katzen über einen Mikrochip identifizierbar sein, der in einer Datenbank registriert ist. Zudem sollen die Datenbanken aller Mitgliedstaaten miteinander kompatibel sein. Dieses Rückverfolgbarkeitssystem soll den illegalen Handel erschweren, verhindern, dass Tiere ausgesetzt werden, und dazu beitragen, entlaufene Tiere schneller ihren Haltern zuzuordnen.
Ein damit verbundenes Online-Verifizierungssystem soll außerdem sicherstellen, dass nur registrierte Hunde und Katzen online verkauft werden dürfen. Nach Einschätzung der Tierschutzorganisation Vier Pfoten wird diese Vorabprüfung den Online-Handel mit Heimtieren deutlich reduzieren und den illegalen Handel eindämmen.
Mindestanforderungen für Haltung und Zucht
Für alle Betriebe gelten zukünftig Mindeststandards für die Haltung. Dazu gehören eine artgerechte Ernährung und Unterbringung, tierärztliche Versorgung sowie ein umfassender Schutz vor Misshandlung.
In der Zucht sollen Inzucht sowie Kreuzungen von Haustieren mit Wildtieren verboten sein. Wer Hunde oder Katzen kommerziell in die EU importieren möchte, muss zudem nachweisen, dass die Tiere bisher zu Standards gelebt haben, die den neuen EU-Vorgaben entsprechen.
Zudem sollen Tiere mit extremen Merkmalen, etwa solchen, die zu gesundheitlichen Problemen führen, nicht länger bei Shows, Ausstellungen oder Wettbewerben gezeigt werden.
Ausnahmen
Bestimmte Tiergruppen sind von den neuen Regeln ausgenommen. Dazu zählen beispielsweise Hunde, die als Herdenschutz-, Militär-, Polizei- oder Zollhunde eingesetzt werden. Diese Ausnahmen werden von Tierschutzorganisationen kritisiert. Eurogroup for Animals führt an, dass geschätzte 18 Millionen Katzen und 2 Millionen Hunde ohne adäquaten Schutz bleiben, da das Gesetz nicht für Jagdhunde, Herdenschutzhunde sowie Katzen und Hunde in landwirtschaftlichen Betrieben gelte.
Außerdem kritisiert Reineke Hameleers, Geschäftsführerin der Eurogroup for Animals, dass andere Heimtiere als Hunde und Katzen aus den Regelungen ausgeschlossen sind. Die Organisation fordert deshalb eine Positivliste, die festlegt, welche Tierarten überhaupt als Heimtiere gehalten werden dürfen.
Weitere Forderungen
Da die neuen EU-Regeln zum Teil mit längeren Übergangsfristen in Kraft treten werden, appellieren Tierschutzorganisationen an die Mitgliedstaaten. So appelliert Stefanie Köppl, Referentin für Bundespolitik Vier Pfoten Deutschland: „Wir hoffen, dass die Bundesregierung schon vor den beschlossenen Übergangsfristen zur Umsetzung einer obligatorischen Kennzeichnung und Registrierung von 10 Jahren bei Hunden und 15 Jahren bei Katzen tätig wird und entsprechende Gesetze einführt. Je schneller Regelungen in Kraft treten, desto weniger Tiere leiden im illegalen Handel.“
Während die meisten Tier- und Umweltschutzorganisationen grundsätzlich die neuen Regelungen für Hunde und Katzen begrüßen, sind die Leerstellen beim Schutz anderer Tiere nun umso deutlicher sichtbar. Um langfristig und ganzheitlich für mehr Tier- und Umweltschutz sowie gesündere Lebensmittel zu sorgen, rufen Organisationen bis zum 12. Dezember 2025 zur Beteiligung an der offiziellen Konsultation für die EU-Nutztierschutzvorschriften auf. [md]
Faktsheet der Kommission: New rules for dogs and cats in the EU
Deutscher Tierschutzbund: EU bringt Schutz von Hunden und Katzen voran
Vier Pfoten: Neue EU-Verordnung zur Bekämpfung des illegalen Handels mit Hunden und Katzen beschlossen
Eurogroup for Animals: Cats and dogs to receive improved protection as EU agrees on first regulation


