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Noch keine Entscheidung zu Kriterien von endokrinen Disruptoren
EU-News | 27.09.2016
#Chemikalien

Noch keine Entscheidung zu Kriterien von endokrinen Disruptoren

Plastikmuell_c._Hannah_Fabian
© Foto: Hannah Fabian
Zur Eindämmung der Plastikflut werden internationale Regelungen gebraucht.

Eine Abstimmung über EU-Kriterien für Umwelthormone (endokrine Disruptoren) in den zuständigen Ausschüssen ist in der letzten Woche verschoben worden. Aus einzelnen Mitgliedsstaaten und von Umwelt- und Gesundheitsverbänden kommt teils harsche Kritik an den Vorschlägen der EU-Kommission.

Im Juni dieses Jahres hatte die EU-Kommission einen Vorschlag für Kriterien zur Identifizierung von Hormongiften (Endocrine Disrupting Chemicals, EDCs) vorgelegt (EU-News 16. Juni). Diesen Kriterien sollten Regierungsvertreter der Mitgliedsstaaten in der letzten Sitzung der Fachausschüsse für Pestizide und Biozide zustimmen. Länder wie Frankreich, Schweden und Dänemark fordern erhebliche Nachbesserungen bei den Vorschlägen der Kommission zum Schutz von Verbrauchern und Umwelt und ziehen im Ernstfall auch eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof in Betracht. Die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Gesetzesänderungen würden den Schutz von Umwelt und Verbrauchern vor gesundheitsschädlichen Chemikalien um viele Jahre zurückwerfen, kritisieren das Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN), der BUND, das Umweltinstitut München und andere Verbände. Sie fordern eine klare Positionierung der Bundesregierung zum Schutz von Mensch und Umwelt in den laufenden Debatten um Umwelthormone.

"Die EU-Kommission ist dabei, das Pestizidrecht in seinen Grundpfeilern zu verändern, sodass selbst für erkannte hormonschädliche Wirkstoffe keine Maßnahmen zur Expositionsminderung umgesetzt werden müssen. Die bestehenden Schutzstandards für Landwirte, Verbraucher und für die Umwelt werden so beträchtlich abgeschwächt. Die Kommission überschreitet damit deutlich ihre Befugnisse. Hier erwarten wir von der deutschen Bundesregierung ein klares Veto", fordert Susanne Smolka, Pestizidexpertin von PAN Germany.

Die beteiligten Organisationen fordern die Bundesregierung auf,

  • das im EU-Recht verankerte Vorsorgeprinzip zu schützen und sich für Kriterien einzusetzen, die eine gesetzliche Regulierung von potenziellen Hormongiften ermöglichen, bevor diese Mensch und Umwelt schaden können;
  • auf eine Minimierung der Belastung von Mensch und Umwelt durch Hormongifte gemäß den Vorgaben des EU-Umweltaktionsprogramms 2020 zu drängen;
  • dafür zu sorgen, dass Deutschland, als einer der größten Chemiestandorte der Welt, zusammen mit Ländern wie Frankreich, Schweden und Dänemark eine Vorreiterrolle beim Schutz von Mensch und Umwelt vor hormonellen Schadstoffen übernimmt.

Die Organisationen haben eine Online-Petition "Hormongifte stoppen" gestartet.

Hormonell wirksame Substanzen wirken ähnlich wie körpereigene Hormone und können in den empfindlichen Hormonhaushalt von Menschen und Tieren eingreifen. Sie gelten unter anderem als Mitauslöser für Fruchtbarkeitsstörungen, Diabetes, Hoden- und Brustkrebs und können schon in kleinsten Mengen Wirkung zeigen. Besonders gefährdet sind Embryos, Kinder und Jugendliche. Hormongifte finden nicht nur in Pestiziden Verwendung, sondern auch in vielen Alltagsprodukten, wie Kosmetika, Spielzeug, Schuhe, Sportartikel oder Lebensmittelverpackungen. An die 800 Chemikalien gelten derzeit als potenzielle EDC. Experten rechnen damit, dass diese Zahl in den kommenden Jahren noch steigen wird. [jg]

Gemeinsame Pressemitteilung

BUND-Aktion Hormongifte stoppen

Ständiger Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel der EU

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