Strompreise senken, Klima schützen: Umweltverbände legen Fahrplan für zukunftsfestes und gerechtes Stromsystem vor

Berlin - Strom aus Wind und Sonne ist das Rückgrat unserer klimaneutralen Zukunft – und er muss bezahlbar sein. Die Umweltverbände BUND, die Deutsche Umwelthilfe, Germanwatch, Greenpeace, der NABU, das Umweltinstitut München, der WWF und der Dachverband Deutscher Naturschutzring haben heute ein gemeinsames Positionspapier veröffentlicht, in dem sie klare Forderungen und Maßnahmen nennen, wie Strompreise in Deutschland dauerhaft gesenkt und gleichzeitig Klima- und Energieziele erreicht werden können. Die zentrale Botschaft: Nur erneuerbare Energien können die Kosten im Stromsystem nachhaltig senken. Ein günstiger Strompreis ist Grundlage für sozial gerechten Klimaschutz und Voraussetzung für die erfolgreiche Elektrifizierung in den Sektoren Gebäude, Verkehr und Industrie.
„Wer Klimaschutz will, muss Strom günstiger machen. Der weiterhin ambitionierte Ausbau der erneuerbaren Energien ist dafür die Voraussetzung. Vor allem die Bereiche Gebäude und Verkehr sind klimapolitisch nicht auf Kurs, weil die regulatorischen Weichen bislang nicht richtig gestellt wurden. Hier muss die neue Bundesregierung endlich konsequent auf Effizienz und Elektrifizierung setzen. Neue Gaskraftwerke und -heizungen sind ein desaströses Signal“, so die Umweltverbände. Günstige Strompreise sind der Schlüssel, um die Attraktivität strombasierter Technologien – vom E-Auto bis zur Wärmepumpe - zu fördern. Diskussionen über ein Ausbremsen der Energiewende, wie sie von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche angestoßen wurden, sind dabei Gift für klimafreundliche Investitionen, den Umbau der Wirtschaft und bezahlbare Energiepreise. Ein klimaneutrales Energiesystem braucht nicht nur 100 Prozent erneuerbare Energien, sondern auch ein neues Strommarktdesign, das Flexibilität belohnt, Netzkosten gerecht verteilt und insbesondere Haushalte mit geringen Einkommen entlastet.
Die Umweltverbände fordern unter anderem:
- Einen naturverträglichen Turbo für Wind- und Solarenergie, damit die Kosten im Strommarkt dauerhaft sinken.
- Zielgerichtete Reformen bei Netzentgelten und Netzplanung, um das bestehende Stromnetz bestmöglich zu nutzen und den nötigen Infrastrukturausbau effizient zu gestalten.
- Die zeitlich begrenzte Senkung der Stromsteuer für alle, um Elektrifizierung schnell attraktiver zu machen ohne den Anreiz zum Energiesparen aufzugeben. Strompreissenkungen müssen aus dem allgemeinen Bundeshaushalt finanziert werden.
- Die Einführung eines gezielten Industriestrompreises, gekoppelt an Effizienzvorgaben und verbindliche Transformationspläne, anstatt milliardenschwere Vergünstigungen mit der Gießkanne zu verteilen.
- Mittel- und langfristig mehr Flexibilität im Stromsystem durch ein Mehr an Speichern, Smart Meter sowie dynamische Netzentgelte und Stromtarife, um die Stromnachfrage an das Angebot Erneuerbarer anzupassen.
- Ein klares Nein zum überdimensionierten Ausbau fossiler Gaskraftwerke, der hohe Kosten verursacht und klimafreundliche Technologien ausbremst. Kohlenstoff-Abscheidevorrichtungen an Gaskraftwerken (CCS) sind abzulehnen, da sie fossile Lock-ins begünstigen und Investitionen in echte Zukunftstechnologien verhindern.
- Die Beteiligung der Bürger*innen zu stärken, z. B. durch Energy Sharing, Bürger*innenenergie und kommunale Wertschöpfung.
„Ein bezahlbarer Strompreis ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Energiewende. Statt fossile Abhängigkeiten durch Gassubventionen teuer zu verlängern, muss die Bundesregierung jetzt die Weichen für ein zukunftsfähiges, erneuerbares, sozial gerechtes und flexibles Stromsystem stellen. Das Festhalten an alten Strukturen gleicht einer Realitätsverweigerung“, so die gemeinsame Position der Verbände.
Das vollständige Positionspapier finden Sie hier.

Birthe März
Referentin für Klima- und Energiepolitik, insbesondere erneuerbare Energien und Gebäude
