Welttierschutztag: Tierschutzorganisationen fordern entschlosseneres Handeln für wirksamen Tierschutz

Berlin – Exotische Tiere im Wohnzimmer, überfüllte, nicht artgemäße Ställe in der Landwirtschaft, überlastete Behörden – zum Welttierschutztag richten die Tierschutzorganisationen Animal Advocacy and Protection, Albert Schweitzer Stiftung, Bund gegen Missbrauch der Tiere, Deutscher Tierschutzbund, Europäischer Tier- und Naturschutz, Menschen für Tierrechte, Pro Wildlife, PROVIEH, VIER PFOTEN und der Dachverband Deutscher Naturschutzring in einem offenen Brief vier zentrale Forderungen an die Bundesregierung.
Tierschutz in der Landwirtschaft konsequent stärken:
„Wir brauchen einen verbindlichen Rahmen für den Um- und Abbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung hin zu mehr Tierschutz. Damit dieser Umbau gelingt, ist eine Erweiterung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung auf alle Tierarten und die Novellierung des Tierschutzgesetzes mit einer schrittweisen Anhebung des gesetzlichen Tierschutzniveaus dringend notwendig. Auch einige Empfehlungen der Borchert-Kommission und der Zukunftskommission Landwirtschaft müssen aufgegriffen werden. Wir fordern die Bundesregierung auf, den Versprechen im Koalitionsvertrag nachzukommen – zum Beispiel mit mehrjähriger und verlässlicher Finanzierung, vereinfachten Genehmigungen und finanzieller Förderung der Mehrkosten von landwirtschaftlichen Betrieben mit hohem Tierschutzstandard.
Die staatlich verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung muss wie geplant im Frühjahr 2026 starten. Dafür müssen die Standards weiterentwickelt und ausgebaut sowie wirksame Kontrollen sichergestellt werden, um mehr Tierschutz über die gesamte Lebensspanne der Tiere sicherzustellen. Mittelfristig muss die Kennzeichnung für alle Tierarten, Produkte und Absatzwege gelten.
Um Tierleid bei Transporten zu verringern, brauchen wir ein nationales Verbot von Lebendtierexporten in Drittländer und verbindliche Obergrenzen für Transportzeiten. Bei Schlachtungen fordern wir eine höhere Kontrolldichte sowie flächendeckende Videoaufzeichnungen mit systematischer Auswertung”, so die Tierschutzorganisationen.
Heim- und Wildtierhaltung – Schluss mit Qualzuchten, Exotenhaltung und Tierleid in der Manege:
Im offenen Brief fordern die Tierschutzorganisationen zudem: „Exotische Tiere haben im heimischen Wohnzimmer nichts zu suchen. Um die Privathaltung von Wildtieren zu regulieren, brauchen wir endlich eine gesetzlich verankerte Positivliste für Heimtiere. Diese soll wissenschaftsbasiert, präventiv und vollzugstauglich sein. Auch fordern wir ein bundesweites Verbot von Wildtieren im Zirkus und verbindliche, tierschutzgerechte Vorgaben für die Haltung von Tieren in Zoo und Zirkus. Qualzucht muss durch Rechtsverordnungen, praxistaugliche Vollzugshilfen sowie spürbare Sanktionen endlich wirksam unterbunden werden, um weiteres Tierleid zu verhindern.“
Onlinehandel – Tierschutzlücken im Netz endlich schließen:
„Der Online-Handel darf nicht länger ein Schlupfloch für den illegalen oder tierschutzwidrigen Tierhandel sein. Erforderlich sind sichere Identitätsnachweise der Verkäufer*innen sowie Herkunftsnachweise der Tiere bereits vor der Inserat-Schaltung. Ergänzt werden muss dies durch bessere Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern, Zoll und Plattformen sowie gezielte Schwerpunktkontrollen – nicht nur im Online-Bereich, sondern auch im Vor- und Umfeld von Tierbörsen. Ein Verkaufsverbot von Tieren auf öffentlichen Plätzen muss dringend umgesetzt werden”, so die Tierschutzorganisationen.
Tierversuchsfreie Wissenschaft stärker fördern:
„Schließlich braucht es auch Fortschritte in der Forschung. Dafür muss die Förderung tierversuchsfreier Methoden deutlich ausgebaut werden. Darüber hinaus braucht es eine Fortführung der Bemühungen zur Erarbeitung einer Reduktionsstrategie für Tierversuche, um Tierschutz und Wissenschaft zu stärken und Deutschland zukunftsfähig zu machen”, so die Tierschutzorganisationen.
Der offene Brief ist hier abrufbar.

Svenja Schünemann
Referentin für Naturschutz und Agrarpolitik
