Alle deutschen Bundesländer verfehlen Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie

Nur noch acht Prozent der deutschen Bäche und Flüsse können als ökologisch intakt bezeichnet werden: zu viel Nitrat und Quecksilber. Hinzu kommen Begradigungen, Vertiefungen, Wehre und Stauanlagen – der Zustand deutscher Gewässer ist flächendeckend prekär und verstößt gegen die Wasserrahmenrichtlinie. Bei der Umsetzung einer nachhaltigen Wasserpolitik gibt es gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern, hat der WWF ermittelt.
Laut der WWF-Untersuchung bilden Rheinland-Pfalz, Bayern oder Schleswig-Holstein zwar die Spitzengruppe beim Wasserschutz, bleiben aber "weit hinter den gesetzlichen Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zurück". Zum Mittelfeld gehörten Hessen, Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Saarland und Baden-Württemberg. Die Nachzügler seien Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Eine Bewertung für Hamburg und Bremen war laut WWF nicht möglich. Beide Stadtstaaten hätten ihre Fließgewässer als „erheblich beeinträchtigt“ eingestuft, so dass keine natürlichen Fließgewässer mehr in Bremen und Hamburg vorkommen.
Die EU-Kommission überprüft zurzeit die WRRL. Der WWF und andere Umweltverbände der Kampagne #Protect Water fordern Deutschland auf, sich auf EU-Ebene offensiv für die Erhaltung des heutigen Rechtsrahmens aussprechen. Die Bestrebungen auf EU-Ebene - auf Drängen von Industrie-Lobby und einiger Mitgliedstaaten – die Zielvorgaben der Wasserrahmenrichtlinie aufzuweichen, Fristen zu verlängern und damit insgesamt den Wasserschutz zu schwächen, bezeichnete WWF-Vorstand Christoph Heinrich als "absolut kontraproduktiv und gefährlich". Außerdem forderte er angesichts der Nitrat- und Quecksilberbelastung eine Wende in der Landwirtschaft und einen zügigen Ausstieg aus der Kohlestromerzeugung. [jg]
WWF-Report: Zustand der Gewässer in Deutschland - Kurzfassung und - Langfassung