Deutsche Agrarpolitik konterkariert EU-Agrarreform

Der deutsche Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat der Landwirtschaftspolitik der Bundesregierung ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Das geht aus dem aktuellen Umweltgutachten hervor, das das wissenschaftliche Beratungsgremium gestern veröffentlichte.
In dem Gutachten, das seit 1994 alle zwei Jahre veröffentlicht wird, nehmen die Expert*innen die Umweltpolitik in Deutschland unter die Lupe und sprechen Empfehlungen aus, wie die ökologische Transformation gelingen kann.
Aus Sicht des agrarpolitischen Sprechers der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied des Umweltausschusses Martin Häusling bremst die Bundesregierung die Bemühungen um eine ökologische Reform der europäischen Agrarpolitik. Sie nutze die Möglichkeiten einer umweltgerechten Agrarpolitik nur mangelhaft, wie das SRU-Gutachten belegt.
Im Gegensatz zu anderen EU-Mitgliedsländern habe sich Deutschland wiederholt gegen eine anspruchsvolle Verknüpfung der Agrarförderung an Umweltforderungen eingesetzt, monierte Häusling. Beispiele hierfür seien die mangelhafte Umsetzung der Wasserrahmen- beziehungsweise der Nitratrichtlinie. Auch den Einsatz des Pestizids Glyphosat in der Landwirtschaft nennt Häusling als Beleg für eine fehlgeleitete Agrarpolitik. Statt ökologische Vorrangflächen zu fördern, setze die Bundesregierung auf den Anbau von Zwischenfrüchten wie Ackersenf. Die Pflanze gilt in der konventionellen Landwirtwirtschaft häufig als Unkraut und wird zur Vorbereitung der Saat der Folgefrucht mithilfe von Glyphosat beseitigt. Die Auswirkungen des Pestizids auf Umwelt und Gesundheit spielten dabei keine Rolle. [mbu]