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EU beschließt Fangquoten - Bündnis fordert Kurswechsel
EU-News | 18.12.2025
#Wasser und Meere

EU beschließt Fangquoten - Bündnis fordert Kurswechsel

Fischerboot
© Paul Einerhand/Unsplash

Der EU-Landwirtschaft und Fischereirat hat die Fangquoten für 2026 festgelegt. Umweltverbände kritisieren insbesondere die weiterhin erlaubte Befischung von Nordseekabeljau und Hering und warnen vor einem Kollaps wichtiger Bestände. Gleichzeitig fordert ein Bündnis aus Fischerei, Fischhandel, Wissenschaft und Naturschutz einen grundlegenden Kurswechsel hin zu einem ökosystembasierten Fischereimanagement.

Der Rat der EU für Landwirtschaft und Fischerei hat Mitte Dezember und die zulässigen Gesamtfangmengen und die Fischereiaufwandsbeschränkungen für das Jahr 2026 beschlossen. Für manche Fischbestände gilt die Einigung auch für 2027 und 2028. Die Fangquoten beziehen sich auf den Atlantik, die Nordsee, das Mittelmeer, das Schwarzen Meer und andere Gewässer.

Besonders besorgniserregend bewertet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die festgelegten Fangquoten für den Nordseekabeljau. Obwohl die wissenschaftliche Empfehlung für eine Einstellung des Fangs plädiert, erlaubt die Entscheidung des Rats den Fang von 14.034 Tonnen aus den drei Teilpopulationen. Diese Entscheidung erhöhe das Risiko eines Populationszusammenbruchs und kollidiere mit den rechtlichen Verpflichtungen der EU, die Überfischung in europäischen Gewässern zu beenden, so die DUH. Ebenfalls gefährdet seien die Bestände von Nord- und Ostseeheringen. Beim Nordseehering, dessen Population sich mit dem dezimierten westlichen Ostseehering mische, reicht die beschlossene Reduktion der Fangmengen um 15 Prozent nicht aus.

„Eine nachhaltige Fischerei erreichen wir nur durch ein ganzheitliches Management, welches das Ökosystem in seiner Gesamtheit berücksichtigt. Dazu gehören selektive Fangmethoden, strenge Kontrollen und ein klarer Vorrang für ökologische Resilienz vor kurzfristigen Profiten“, so Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. Darüber hinaus fordert er den für Fischerei zuständigen Bundesminister Alois Rainer auf, dringend konkrete Maßnahmen für ein langfristig ausgerichtetes, ökosystembasiertes Fischereimanagement durchzusetzen.

Rethink Fisheries-Bündnis fordert Kurswechsel in der EU-Fischereipolitik

Während die EU-Fischereiminister*innen in Brüssel über die Fangquoten verhandelten, trat ein ungewöhnliches Bündnis aus Fischerei, Fischhandel, Wissenschaft und Naturschutz an die Öffentlichkeit. Fünfzehn Organisationen, darunter der Verband der europäischen Kleinfischer*innen (Low Impact Fishers of Europe), die europäische Meeresschutzorganisation Seas At Risk sowie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) äußerten ihre Sorge um die Meeresökosysteme und die wirtschaftliche Existenz kleiner Küstenfischer*innen. Marta Cavallé, Geschäftsführerin des Verbands europäischer Kleinfischer*innen, stellt klar: „Die europäische Fischerei steht an einem Scheideweg. Angesichts des rasanten ökologischen und gesellschaftlichen Wandels weltweit brauchen wir eine neue, gemeinsame Vision für die Fischerei, die uns eine bessere Zukunft sichert.“ Die Zukunft liege in umweltschonender Fischerei, die die Funktionen der Ökosysteme wiederherstelle, Fairness und soziale Gerechtigkeit gewährleiste und lebendige lokale Fischereigemeinschaften sowie würdige Existenzgrundlagen fördere.

Fischereisektor braucht stabile Ökosysteme 

Stattdessen verschlechtere sich der Zustand vieler Fischpopulationen weiter. Die Verpflichtung der EU, die Überfischung bis zum Jahr 2020 zu beenden, wurde immer noch nicht erfüllt, ebenso wenig wie das Ziel, einen guten Umweltzustand von Nord- und Ostsee wiederherzustellen, so das Bündnis.

Es brauche einen grundlegenden Systemwandel. Dieser sei sowohl eine wirtschaftliche Notwendigkeit als auch eine ökologische und moralische Verpflichtung. „Der Wandel wird nicht über Nacht geschehen, aber er ist möglich. Was jetzt benötigt wird, sind politischer Wille, öffentliche Investitionen und kollektiver Mut, um ihn in Gang zu setzen“, so Valeska Diemel, BUND-Expertin für Fischerei.

Unabhängig von den Appellen des Bündnisses tritt die Verordnung über die Fangquoten nach ihrer formellen Verabschiedung durch den Rat zum 1. Januar 2026 in Kraft. [md]


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Website des Bündnisses Rethink Fisheries

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