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Kreislaufwirtschaft steht vor großen Herausforderungen
EU-News | 30.09.2022
#Kreislaufwirtschaft

Kreislaufwirtschaft steht vor großen Herausforderungen

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© Hannah Fabian

Die Organisation Zero Waste Europe hat sich zur geplanten Überarbeitung der Abfallrahmenrichtlinie geäußert. Eine Studie des Öko-Instituts zeigt, dass die stoffliche Verwertung aus Klimasicht neunmal günstiger ist als die chemische Pyrolyse.

Überarbeitung der Abfallrahmenrichtlinie

Wie kann die EU-Gesetzgebung so überarbeitet werden, dass sie mit den Zielen des europäischen Green Deal übereinstimmt? Das hat sich die Umweltorganisation Zero Waste Europe (ZWE) gefragt und ein entsprechendes Positionspapier veröffentlicht. Die EU habe sich mit dem ersten Paket zur Kreislaufwirtschaft (EU-News 31.03.2022) vorgenommen, die unnötige Verschwendung von Ressourcen, Energie und Nährstoffen zu bekämpfen und mit dem europäischen Green Deal bis 2050 kohlenstoffneutral und kreislauforientiert zu sein. Ein zweites Paket zur Kreislaufwirtschaft soll am 30. November veröffentlicht werden.

Bisher habe die EU-Abfallpolitik nur zu einer quantitativen Steigerung des Recyclings und einer Verringerung der Deponierung geführt, aber weiterhin die Verbrennung in großem Umfang unterstützt, kritisierte ZWE. Die Abfallmenge habe in den letzten zehn Jahren eher zu- als abgenommen. Die Abfallrahmenrichtlinie (Waste Framework Directive - WFD) wird derzeit überarbeitet und aus Sicht von ZWE müsse das Ziel die qualitative Verbesserung des Abfallmanagementsystems sowie grundsätzlich die Abfallvermeidung sein. Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft sollte vor allem die Verringerung der Ressourcennutzung in den Mittelpunkt stellen, dazu müssten Gewinnungs-, Produktions- und Verbrauchsmuster völlig umgestaltet werden. Die Kreislaufwirtschaft in Europa habe laut Circularity Gap Report 2022 derzeit nur einen Anteil von 12,8 Prozent, die lineare Wirtschaft sei in Europa nach wie vor die Norm. Es fehle nötige Infrastruktur, die Recycling- und Wiederverwendungsquoten seien zu niedrig und Fast Fashion erhöhe die Müllberge.

Die ZWE begrüßt die Absicht der EU-Kommission, Ziele für die Abfallvermeidung und die Reduzierung von Lebensmittelabfällen vorzuschlagen sowie die getrennte Sammlung zu verbessern und zu harmonisieren, finanzielle Anreize wie Pay As You Throw (PAYT) zu schaffen, die Wiederverwendung stärker zu fördern, den Anwendungsbereich der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) auszuweiten und die EPR zur Erreichung der Abfallvermeidungsziele zu nutzen. Die WFD-Überarbeitung komme deshalb zur rechten Zeit und müsse aus Sicht von ZWE folgende Ziele erreichen:

  1. Erleichterung der konkreten Umsetzung vor Ort in den europäischen Gemeinden durch die Verabschiedung verbindlicher Abfallvermeidungsziele und Konzentration auf die Verringerung des Restmülls insgesamt, anstatt einer Entsorgungstechnologie den Vorzug vor einer anderen zu geben;
  2. Neugestaltung der verbindlichen Regelungen zur erweiterten Herstellerverantwortung (EPR-Systeme) in einer Weise, die die Macht der Hersteller begrenzt und die Verursacher zur Verantwortung zieht;
  3. Anhebung der Standards für die Abfallsammlung und -verwertung, um mehr und sicherere hochwertige Sekundärrohstoffe zu liefern.

Studie: Stoffliche Verwertung neunmal klimafreundlicher als Pyrolyse

Mechanisches Recycling von Verpackungen stößt neunmal weniger Treibhausgasemissionen aus als chemisches Recycling (Pyrolyse). Das ist das Ergebnis einer Studie von ZWE und der Allianz Rethink Plastic, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Die Studie "Climate impact of pyrolysis of waste plastic packaging in comparison with reuse and mechanical recycling" basiert auf den geschätzten zukünftigen Recyclinganteilzielen in Plastikverpackungen, die wiederum das Beratungsunternehmen Eunomia für die EU-Kommission in verschiedenen Szenarien erarbeitet hatte. Hintergrund ist die Überarbeitung der Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle und die mögliche Einführung von Zielen für den Recyclinganteil von Kunststoffverpackungen bis 2030.

Die Studie wurde vom Öko-Institut durchgeführt und zeigt die Treibhausgasemissionen, den Kohlenstoffverlust und den Zusammenhang mit dem 1,5-Grad-Klimaziel in den Eunomia-Szenarien auf. Demnach sind die Treibhausgasemissionen der Pyrolyse neunmal höher als die des mechanischen Recyclings. In allen betrachteten Szenarien seien mehr als 75 Prozent der Treibhausgasemissionen auf das chemische Recycling zurückzuführen. Zudem gingen mehr als die Hälfte des Kohlenstoffgehalts von Kunststoffen im Pyrolyseprozess verloren und müsse durch neuen Kunststoff ersetzt werden. Deshalb müsse laut Studie die werkstoffliche Verwertung bevorzugt werden. Die Umstellung auf eine stärkere werkstoffliche Verwertung in Verbindung mit einer Verringerung des Verpackungsaufkommens um 20 Prozent könnte die Treibhausgasemissionen um 45 Prozent im Vergleich zum Szenario „chemische Verwertung“ reduzieren. [jg]

Revision of the Waste Framework Directive

ZWE study founds that, to remain in line with the Paris Agreement, mechanical recycling of plastic packaging should be prioritised over pyrolysis

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