Meere zwischen Schutz und Nutzung – Wunschliste und Fangquoten
Sechs Meeresschutzorganisationen haben der EU-Kommissionspräsidentin eine „Muster-Stellenbeschreibung“ für den zukünftigen Kommissionsposten für Ozeanschutz geschickt. Die EU-Kommission hat Ostsee-Fangquoten vorgelegt.
Aus Umweltsicht müsse die zuständige Person einen „klaren Auftrag für Klima-, Biodiversitäts- und Gesundheitsschutz“ erhalten sowie die „langfristige Nachhaltigkeit bei der Nutzung der Meere“ sichern. Das steht in der „Wunschliste“ an Ursula von der Leyen, die als Blaupause für den entsprechenden Mission Letter ihres künftigen Kommissionsteams dienen soll. Die Mission Letters beschreiben traditionell den Aufgabenbereich der einzelnen Direktorate der EU-Kommission beziehungsweise die Aufgabenzuschnitte ihrer Köpfe.
Birdlife Europe & Central Asia, ClientEarth, Oceana, Seas At Risk, Surfrider Europe und das WWF European Policy Office betonen, dass der Europäische Ozeanpakt, den die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen in ihren politischen Leitlinien für die nächste Europäische Kommission 2024-2029 (EU-News 19.07.2024) angekündigt hat, „ein vielversprechender Schritt in die richtige Richtung für den Schutz der Ozeane“ sei. Dieser sollte für den neuen EU-Ozeankommissar oder die EU- Ozeankommissarin Priorität haben, so die Organisationen. Die Meere müssten gesund sein, um weiterhin die Lebensgrundlage und das Wohlergehen der Menschen in der EU zu sichern. Vor den EU-Wahlen hatten die Organisationen bereits die Schlüsselelemente einer Vision und eines politischen Fahrplans für den Ocean Deal dargelegt (An Ocean of Change 2024).
Fangquotenvorschlag für die Ostsee: Reduzierung wegen schwieriger Lage
Laut wissenschaftlicher Gutachten befinden sich die meisten Fischpopulationen kommerziell befischter Arten in der Ostsee in einer „schwierigen Lage“. Für neun der zehn von der EU bewirtschafteten Fischbestände in der Ostsee hat die EU-Kommission Ende August neue Quoten für 2025 vorgeschlagen. Der Vorschlag für den Bottnischen Hering steht noch aus.
Die zulässigen Gesamtfangmengen (TAC) und Quoten für das kommende Jahr sehen wegen der langfristigen Arterhaltung in den meisten Fällen Reduktionen vor. Ausnahme: Höhere Fangmöglichkeiten für Hering in der mittleren Ostsee (plus 108 Prozent) und Hering im Rigaischen Meerbusen (plus 10 Prozent). Reduziert werden soll die Lachsfischerei im Hauptbecken (minus 36 Prozent), im Finnischen Meerbusen um 20 Prozent. Auch für den Bestand der Sprotte schlägt die Kommission eine Kürzung vor, und zwar um 42 Prozent. Die Schollenfänge würden unverändert bleiben.
Außerdem möchte die EU-Kommission unvermeidbare Beifänge von Dorsch in der westlichen Ostsee um minus 73 Prozent, Dorsch in der östlichen Ostsee um minus 68 Prozent und Hering in der westlichen Ostsee um minus 50 Prozent kürzen.
Im Herbst werden traditionell Quotenvorschläge für die Europäischen Meere vorgeschlagen. Letztlich entscheidet der Rat. [jg]