Mittelmeer: Erstmals Mehrjahrespläne, Korallenschutz verschoben

Bereits letzte Woche haben sich die Anrainerstaaten vom Mittelmeer gemeinsam mit der EU erstmals auf fünf mehrjährige Bewirtschaftungspläne geeinigt. Das gilt als Erfolg gegen Überfischung. Oceana kritisierte, dass der Schutz einer wichtigen Kaltwasserkorallenzone auf 2023 verschoben wurde.
Die EU und die Nachbarländer des Mittelmeers haben sich am 13. November erstmals auf fünf mehrjährigen Bewirtschaftungspläne (MAP) im Mittelmeerraum geeinigt. Die 21 beschlossenen Maßnahmen beruhen nach Auskunft der EU-Kommission auf der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU und seien ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der ökologischen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit der Fischerei im Mittelmeer. Die EU unterstütze die Umsetzung aller Maßnahmen und die neue Strategie mit einer jährlichen Finanzhilfe in Höhe von 8 Millionen Euro.
Die Einigung wurde auf der 45. Jahrestagung der Allgemeinen Kommission für die Fischerei im Mittelmeer (GFCM) verabschiedet. Der GFCM gehören 22 Mittelmeer- und Schwarzmeerländer sowie die Europäische Union an. Die fünf neuen Mehrjahrespläne konzentrieren sich auf die wichtigsten Unterregionen: das Alborán-Meer, die Straße von Sizilien, das Ionische Meer und das Levantische Meer. Die Mehrjahrespläne sollen dazu beitragen, die Überfischung zu verringern und den Zustand einiger der wertvollsten Fischbestände im Meeresbecken wie Tiefseegarnelen, Seehecht und Rote Fleckbrasse zu verbessern.
Die Meeresschutzorganisation Oceana kritisiert, dass der Schutz des Seamount Cabliers auf sich warten lässt. Am 11. November hatten sich die GFCM-Mitglieder geeinigt, erst im Jahr 2023 eine neue Fischereisperre zu verhängen, um den Seamount Cabliers vor den Auswirkungen der zerstörerischen Fischerei zu schützen. Es handelt sich um das einzige bekannte Riff im Mittelmeer, das an einem Unterwasserberg ein nahezu unberührtes Kaltwasserkorallenriff beherbergt. Trotz der Bemühungen der EU und Marokkos und obwohl wissenschaftliche Erkenntnisse über diesen außergewöhnlichen Tiefsee-Hotspot der Biodiversität sehr zahlreich seien, habe die GFCM diese Entscheidung auf 2023 verschoben, kritisierte Helena Álvarez, Meereswissenschaftlerin im Europabüro von Oceana. „Die GFCM hat eine Gelegenheit verpasst, im Einklang mit dem Vorsorgeprinzip zu handeln, zumal einige Grundschleppnetzfischer in dem Gebiet fischen, wodurch der Seamount irreversibel geschädigt werden könnte.“ Ein Fischereisperrgebiet um den Cabliers-Seamount würde dazu beitragen, die Verpflichtungen aus der MedFish4Ever-Erklärung von 2017 sowie die neue GFCM-Strategie 2030 zu erfüllen, die von den Fischereiminister*innen des Mittelmeers im Jahr 2021 verabschiedet wurde, so Oceana. [jg]
EU-Kommission: Fischerei: Erstmals mehrjährige Bewirtschaftungspläne für Mittelmeerraum beschlossen
Oceana Europe: Mediterranean countries commit to protect unique deep-sea coral from destructive fishing