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Studie zu Klimarisiken: Aufwachen, Europa!
EU-News | 15.03.2024
#Klima und Energie

Studie zu Klimarisiken: Aufwachen, Europa!

Weckerzifferblatt am wolkenverhangenen Himmel
© pixabay / 51581

Die aktuelle Studie zu Klimarisiken in der EU malt eine düstere Zukunft aus, sollten die EU und die Mitgliedstaaten nicht zügig gegensteuern. Um dramatische Zukunftsszenarien auf dem europäischen Kontinent abzuwenden, seien drastische Maßnahmen erforderlich. Umweltorganisationen kritisieren die mangelnde Ambition der EU-Kommission in diesem Punkt. 

Häufigere und noch stärkere Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürren und Waldbrände: All diese Extremwettereignisse, in verschlimmertem Ausmaß, sind auch in Europa in nicht allzu weiter Zukunft äußerst wahrscheinlich. Es sind düstere Szenarien, die sich für den europäischen Kontinent abzeichnen und vor denen der am 11. März vorgelegte erste Bericht zur Klimarisikobewertung der Europäischen Umweltagentur (EEA) eindrücklich warnt.

Die flächendeckende Analyse der Risiken für die EU könnte kaum dramatischer ausfallen. Von 36 in der Studie aufgelisteten Klimarisiken erfordern 21 demnach „sofortige zusätzliche Maßnahmen“ und acht sogar dringendes Handeln. In Kurzfassung gefährden die ausgemachten Klimarisiken „die Energie- und Ernährungssicherheit, die Infrastruktur, die Wasserressourcen, die Finanzstabilität und die Gesundheit der Menschen in Europa", so der Bericht.

Besonders in Gefahr sind außerdem Europas Ökosysteme, allem voran an den Küsten- und Meeresgebieten. Laut Ylä-Mononen, EEA-Chefin, drohe hier insbesondere ein erheblicher Verlust der Artenvielfalt bis hin zu „Massensterblichkeitsereignissen“, sollten erforderliche Maßnahmen auf Ebene der EU und der nationalen Politik nicht ergriffen werden. Südeuropa ist dem Bericht zufolge der größten Bedrohung durch den Klimawandel ausgesetzt. Dort drohen Brände, Wasserknappheit und Hitze sowie deren Effekte auf Lebensbereiche wie Arbeit, Landwirtschaft oder Gesundheitsschutz. Auch finanzielle und wirtschaftliche Auswirkungen in Bezug auf höhere Versicherungsprämien, gefährdete Hypotheken und höhere Kreditkosten für Nationalstaaten seien in der EU zu erwarten.

Und was passiert, wenn die Politik nicht ins Handeln kommt oder die Maßnahmen zur Risikoabwendung scheitern? Dann könnten laut der Expert*innen des Berichts „die meisten der festgestellten Klimarisiken bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein kritisches oder katastrophales Ausmaß erreichen". Zudem würden wahrscheinlich Hunderttausende Menschen in Hitzewellen sterben und auch wirtschaftliche Verluste in Billionenhöhe wären nicht auszuschließen.

Weckruf an Europa und die EU-Kommission

„Europa muss aufwachen“, resümiert Viviane Raddatz, Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik bei der Umweltorganisation WWF in Deutschland, die erschreckenden Ergebnisse des Berichts. Es brauche mehr Klimaschutz in allen Bereichen und Geld in Milliardenhöhe müsse endlich in Klimaschutz statt in „umweltschädliche Praktiken“ fließen. WWF Europa fordert zudem einen neuen Rahmen für Klimaanpassung, in dem die Maßnahmen der EU-Mitgliedstaaten besser koordiniert und vorangetrieben werden als es bei der bisherigen EU-Anpassungsstrategie der Fall ist. 

Das europäische Department von Greenpeace kritisiert indes EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen scharf: Sie hätte „Pläne, die solche Katastrophen verhindern könnten, verzögert, verwässert oder fallen gelassen“. Europa sei entsprechend vollkommen unvorbereitet auf die Zunahme von Extremwettereignissen.

Klima-Kommissar Wopke Hoekstra verweist nach der Veröffentlichung der Studie auf Unklarheiten bezüglich der Verantwortungsübernahme beim Schutz des europäischen Wohlstands vor Klimarisiken. Die Klimarisikobewertung der EU-Agentur helfe nun bei der Beantwortung dieser Frage. Es sei „ökonomisch sinnvoller, jetzt Klimaresilienz aufzubauen, als später die Kosten der Klimaschäden zu tragen“, so Hoekstra weiter.

Am 12. März hat die Kommission zudem eine Mitteilung zur Klimaresilienz veröffentlicht. Es ist zu erwarten, dass sowohl der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments als auch die Umweltminister*innen der nationalen Regierungen der Mitgliedstaaten den Vorschlag der Kommission diskutieren werden. Der Umweltrat trifft am 25. März und am 17. Juni zusammen, der Umweltausschuss des Parlaments am 19. März, 4. April und 9. April. Wie die EU-Kommission mit den Erkenntnissen aus der Studie darüber hinaus verfährt und wie es dann konkret um die Maßnahmenumsetzung steht, wird sich in der kommenden Legislatur ab Sommer 2024 zeigen müssen. [mi]

 

Europäische Kommission - Vertretung in Deutschland: Pressemitteilung.

Klimareporter: Europas Zukunftsbremse. 

ZEIT.de: Europa bereitet sich laut EU-Bericht zu wenig auf Klimakrise vor. 

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