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Verbesserungsfähig: Status Quo bei Schutzgebieten und Raubtieren
EU-News | 12.07.2023
#Biodiversität und Naturschutz

Verbesserungsfähig: Status Quo bei Schutzgebieten und Raubtieren

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© VIER PFOTEN/Fred Dott

Deutschland hinkt bei der Ausweisung streng geschützter Schutzgebiete in der EU erheblich hinterher, zeigt eine Studie, die auch die Tagesschau aufgriff. Der Wissenschaftliche Dienst des EU-Parlaments hat parallel ein Briefing zum Stand der Diskussion und dem Schutzstatus von Wolf, Bär und Co verfasst.

Deutschland auf dem drittletzten Platz

Laut EU-Biodiversitätsstrategie sollen bis 2030 zehn Prozent der Flächen streng geschützt sein. Doch kaum ein Mitgliedstaat hat ausreichend große Gebiete unter Schutz gestellt. Bei den streng geschützten Gebieten ist der Umfang „mit wenigen Ausnahmen sehr begrenzt“, zudem neigen die Staaten dazu, lieber die Bergregionen zu schützen. Das hat eine europäische Forschergruppe unter Leitung der Universität Bologna in einer Studie analysiert.

Laut Studie haben lediglich Luxemburg und Schweden die Zehn-Prozent-Marke erreicht. Deutschland kommt im Durchschnitt auf 0,6 Prozent der Flächen, das ist Platz 25 von 27. Auf Platz 3, 4 und 5 liegen Finnland, Lettland und Italien. Die EU-Mitgliedstaaten insgesamt haben zusammengerechnet bisher 3,37 Prozent der Flächen streng geschützt, heißt es in der Studie.

Basis der Studie waren die von der Weltnaturschutzunion IUCN definierten Typen Ia, Ib und II, analysiert wurden die Flächenausdehnung auf der Ebene der biogeografischen Regionen, der Länder und der Höhengradienten. Dabei zeigte sich, dass Bergregionen besser geschützt werden als das Flachland. Beispielsweise schützt Deutschland zwar fünf Prozent der Gesamtfläche alpiner Regionen, aber nur 0,3 Prozent der Gesamtfläche atlantischer Regionen.

Heiße Wolfsdebatten sachlich zusammengefasst

Die Populationen von Großraubtieren wie Bär, Luchs oder Wolf sind in den letzten Jahrzehnten erheblich geschrumpft, wobei ein Ziel der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) deren Wiederansiedlung ist. Dies führt besonders in wirtschaftlich genutzten Regionen mitunter zu Konflikten. Derzeit wird nach einem Kompromiss gesucht, der sowohl das Überleben der großen Carnivoren als auch die Fortführung beruflicher Tätigkeiten gewährleistet. Der Wissenschaftliche Dienst des EU-Parlaments (EPRS) hat die „nationale Umsetzung des Schutzes von Großraubtieren“ unter die Lupe genommen.

Das Briefing gibt einen Überblick über gemeldete Fakten zum Schutz großer Raubtiere in den Mitgliedstaaten, die Höhe der Kompensationsmaßnahmen (die finanzielle Erstattung reicht von 50 bis 100 Prozent) sowie Zahlen von Wolfsangriffen (2020 verzeichnete Frankreich 11.849 getötete Nutztiere, Deutschland 3.959, Tschechien 616, Belgien 139, Südtirol 98). Der EPRS spiegelt mit vielen Links die verschiedenen Standpunkte von Interessengruppen und laufende Diskussionen innerhalb der EU-Institutionen wider. Auch die Positionen von Umweltverbänden sind vertreten. Diese mahnen, dass sechs von neun grenzüberschreitenden Wolfspopulationen in Europa immer noch den Status „gefährdet“ oder „nahezu gefährdet“ hätten und dass zahlreiche Nicht-EU-finanzierte Projekte zeigten, dass die Koexistenz mit großen Raubtieren möglich ist. [jg]

tagesschau: Vergleich strenger Schutzgebiete: Deutschland bei Naturschutz fast EU-Schlusslicht

Studie/Springer: Analysing the distribution of strictly protected areas toward the EU2030 target

EPRS:  EU Habitats Directive: National implementation of protection of large carnivores

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