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Aufschub für Gene Drives verlangt
EU-News | 24.10.2018
#Landwirtschaft und Gentechnik

Aufschub für Gene Drives verlangt

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c. Pixabay

Gene Drives sind Manipulationen am Erbgut, durch die eine gentechnisch eingebaute Eigenschaft in Pflanzen oder Tieren dominant vererbt wird und sich dadurch besonders schnell in einer Population ausbreitet. Für diese Methode fordern AgrarexpertInnen und UmweltschützerInnen ein Moratorium.

Die Vertragsstaaten der UN-Biodiversitätskonvention (CBD) wollen im November in Ägypten darüber diskutieren, wie Gene Drives kontrolliert werden sollen. Das Verfahren könne Arten zum Verschwinden bringen und untergrabe eine nachhaltige und gerechte Landwirtschaft, heißt es in dem Aufruf, den zahlreiche VertreterInnen von Landwirtschafts- und Entwicklungsorganisationen unterschrieben haben. Sie plädieren darin für ein weltweites Moratorium für die Freisetzung von Gene Drives und begründen dies mit dem Vorsorgeprinzip.

Darüber hinaus haben die Heinrich-Böll-Stiftung und die kanadische Umweltorganisation ETC Group einen Bericht herausgegeben, der über den Forschungsstand und die möglichen Risiken von Gene Drives informiert. Darin wird deutlich, dass sich die Pläne nicht auf Moskitos beschränken. Dem Bericht zufolge wollen WissenschaftlerInnen auch an Fruchtfliegen, Heuschrecken, pflanzensaugenden Käferarten und anderen Schädlingen Gene Drives anwenden und damit wild lebende Populationen bekämpfen. Neben Ratten und Mäusen sind auch Schweine bereits Forschungsobjekte für die Methode der beschleunigten Ausbreitung von Genmanipulationen.

Die AutorInnen warnen vor unerwarteten Nebeneffekten der Eingriffe ins Erbgut. Diese seien nicht wieder rückgängig zu machen. Deshalb fordern sie ein Verbot der Freisetzungen von Gene Drives und empfehlen, die Forschung vorerst zu stoppen. Zunächst seien eine breite gesellschaftliche Debatte über diese Technik und klare Regelungen für den Umgang damit erforderlich.

Solche Regelungen stehen auch auf der Tagesordnung der CBD-Konferenz (COP14) im November in Ägypten. Im Kapitel über den Umgang mit Gene Drives sind zwar Vorsorgeprinzip, mögliche Risiken und deren Abschätzung erwähnt, ein Moratorium ist allerdings nicht vorgesehen.

Das Bundesumweltministerium (BMU) äußerte bereits seine Skepsis über die Freisetzung von Gene Drives. In einem offenen Brief hatten die Arbeitsgemeinschaft für bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der Bund Ökologische Lebensmitelwirtschaft (BÖLW), der BUND, die IG Saatgut, Save our Seeds und das Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie Testbiotech im Juli dieses Jahres auf die Gefahren von Gene Drives hingewiesen. Solange negative Effekte auf die Biodiversität nicht ausgeschlossen werden könnten, dürften aus Vorsorgegründen in Deutschland keine Organismen freigesetzt werden, die nach dem Gene Drive-Verfahren entstanden sind, heißt es in der Antwort aus dem Ministerium. Im Rahmen der UN-Biodiversitätskonvention werde man sich für die Umsetzung des Vorsorgeprinzips einsetzen.

Weder in der EU noch in anderen Teilen der Welt dürfe es zu unkontrollierbaren Freisetzungen von gentechnisch veränderten Organismen kommen, kommentierte Silvia Bender vom BUND die Antwort des BMU. Die Umwelt- und Erzeugerverbände hoffen, dass sich Deutschland für ein Moratorium stark macht. [mbu]

Aufruf zum Schutz des Ernährungssystems vor Auslöschung durch Gentechnik

ETC Group, Heinrich-Böll-Stiftung: Forcing The Farm: How Gene Drive Organisms Could Entrench Industrial Agriculture and Threaten Food Sovereignty (Oktober 2018)

Offener Brief an BMU (Juli 2018)

Quelle Infodienst Gentechnik

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