Verbände kritisieren Hochwasserschutzpläne für die Oder
Deutsche und polnische Umweltverbände haben auf einer Fachtagung in Słubice deutliche Kritik an der Ausrichtung des länderübergreifenden Hochwasserschutzes an der Oder geübt. Drei Jahre nach Unterzeichnung des deutsch-polnischen Wasserstraßenabkommens haben sie zwei Fachgutachten vorgelegt. "Nach den vorliegenden Erkenntnissen widersprechen die Ausbaupläne an der Oder nicht nur dem europäischen Naturschutzrecht, sondern sind sogar kontraproduktiv für den Hochwasserschutz", kritisierte Florian Schöne, Generalsekretär des Umweltdachverbands Deutscher Naturschutzring (DNR). Auch WWF, BUND, DUH und die polnische Koalition Rettet die Flüsse (Koalicja Ratujmy Rzeki) fordern: "Naturschutz und Hochwasserschutz müssen Hand in Hand gehen".
Das deutsch-polnische Abkommen soll eigentlich gewährleisten, dass Hochwasser an dem Grenzfluss zukünftig schneller abfließt und die Fahrwasserverhältnisse für die Schifffahrt stabil bleiben. Das gilt besonders für den Einsatz der deutsch-polnischen Eisbrecherflotte im Winter. Die Umweltverbände beidseits der Oder sehen in der Umsetzung dieses Abkommens jedoch geradezu eine Gefahr für Hochwasserschutz und Umwelt.
Aus Sicht der Umweltorganisationen müssten jegliche Vorhaben vermieden werden, die einem der wenigen naturnahen mitteleuropäischen Ströme seine Dynamik nehmen sowie die vielseitigen, artenreichen Lebensräume weiter einschränken und damit ökologisch abwerten. Es sollten Konzepte entwickelt werden, die den Hochwasserschutz stärken und zugleich die Regionalentwicklung, den Tourismus, den Naturschutz und die Schifffahrt miteinander harmonisieren. Vorschläge von polnischen und deutschen Akteuren im Oder-Mündungsgebiet gebe es dazu bereits.
Politik, Wasserwirtschaft, Landnutzer und AnwohnerInnen müssten aktiv und grenzüberschreitend in die Diskussion um den zukünftigen Hochwasserschutz an der Oder einbezogen werden, fordern die Verbände. [jg]