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Strompreise fair gestalten: Neue Studie untersucht Auswirkungen zeitvariabler Netzentgelte
Pressemitteilung | 20.11.2025

Strompreise fair gestalten: Neue Studie untersucht Auswirkungen zeitvariabler Netzentgelte

Gemeinsame Pressemitteilung von Deutscher Naturschutzring, BUND, Deutsche Umwelthilfe, Germanwatch, Greenpeace, NABU und WWF

Strommast
© Nikola Johnny Mirkovic

Eine heute veröffentlichte Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) untersucht, wie sich die Einführung von zeitvariablen Netzentgelten auf die Stromkosten und den Netzausbaubedarf auswirken könnte. Dabei wurden die Auswirkung der Einführung auf sechs möglichst repräsentative Beispielhaushalte modelliert. Die Untersuchung im Auftrag des Umweltdachverbands Deutscher Naturschutzring (DNR) sowie der Umweltorganisationen BUND, Deutsche Umwelthilfe (DUH), Germanwatch, Greenpeace, NABU und WWF zeigt, dass zeitvariable Netzentgelte ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem effizienteren und gerechteren Energiesystem sein können – allerdings nur, wenn auch sozial gerechte Ausgleichsmechanismen berücksichtigt werden.

Direkt zur Studie

„Die Studie liefert uns wichtige Erkenntnisse, wie die Energiewende effizienter und gerechter gestaltet werden kann. Ein Netzentgeltmodell, das die Kosten der Nutzung des öffentlichen Stromnetzes bestmöglich widerspiegelt, ist dabei ein zentraler Baustein, der auch in Zukunft weiterentwickelt werden muss. Ein solches Modell kann helfen, das Netz effizienter zu nutzen und Kosten zu senken – doch es muss sozial gerecht gestaltet werden, damit alle davon profitieren“, so die beteiligten Organisationen.

Zentrale Ergebnisse 
Die Studie zeigt, dass Haushalte mit Energiewendetechnologien wie PV-Anlagen, Speichern oder E-Autos von zeitvariablen Netzentgelten profitieren können, da sie ihren Verbrauch zeitlich verschieben und so Kosten sparen können. So lassen sich durch eine gezielte Anpassung des Verbrauchs Stromkosten von bis zu 12 % pro Jahr einsparen – bei Kombination mit dynamischen Stromtarifen sogar bis zu 20 %.

„Es zeigt sich, dass vor allem Haushalte mit höherem Einkommen und eigenen Häusern, die in Energiewendetechnologien investieren können, von dem neuen Netzentgeltmodell profitieren. Für einkommensschwächere Haushalte ohne die Möglichkeit, ihre Energienutzung flexibel zu gestalten, fällt der Nutzen deutlich geringer aus“, so die Auftraggeber*innen des Gutachtens. Die Studie verdeutlicht auch, dass für rund 70 % der Haushalte – vor allem Mieter*innen und Menschen ohne Energiewendetechnologien – die Einführung zeitvariabler Netzentgelte nur geringe Auswirkungen auf die Stromkosten haben wird. Gleichzeitig fällt auch die kurzfristige Mehrbelastung für diese Haushalte mit höchstens 1,4 % minimal aus.

Notwendige politische Maßnahmen
Die Umweltverbände fordern die Politik und Bundesnetzagentur auf, die Einführung dynamischer Netzentgelte voranzutreiben und sicherzustellen, dass einkommensschwache Haushalte durch Ausgleichsmechanismen geschützt werden. 

Folgende Maßnahmen sollten zukünftig u.a. priorisiert werden: 
-    Regulatorische Grundlage für dynamisch-zeitvariable Netzentgelte schaffen
-    Smart-Meter-Rollout beschleunigen 
-    Soziale Gerechtigkeit fördern in Form von Ausgleichsmechanismen für Haushalte ohne Flexibilitätspotenzial
-    Unabhängiges Verteilungswirkungsmonitoring für die allgemeine Netzentgeltesystematik
-    Bundesweite Informationskampagne zur Einführung zeitvariabler Netzentgelte
 

Hintergrund: Was sind zeitvariable Netzentgelte?
Sie variieren je nach Zeit und Netzregion und sollen Verbraucher*innen dazu motivieren, Strom dann zu verbrauchen, wenn das Stromnetz durch den eigenen Verbrauch nicht zusätzlich belastet, sondern entlastet wird. Voraussetzung dafür ist, dass Haushalte über entsprechende Technologien verfügen. Möglich ist dies bspw. mit Wärmepumpen oder E-Autos. Gelingt eine solche Flexibilisierung, lassen sich dadurch der Netzausbau und die dazugehörigen Kosten verringern, da Erzeugung und Verbrauch besser aufeinander abgestimmt werden und ein effizienterer Netzbetrieb möglich ist.
 

Die gesamte Studie finden Sie hier

Eine Zusammenfassung der Studie finden Sie hier

Kontakt für Rückfragen

Birthe März

Referentin für Klima- und Energiepolitik, insbesondere erneuerbare Energien und Gebäude

030 6781775-917

birthe.maerz@dnr.de

Leonie Gehrke

Koordinatorin für Presse und Kommunikation

030 6781775-78

leonie.gehrke@dnr.de

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