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Letzte Chance für starkes EU-Klimaziel vor Weltklimakonferenz
Pressemitteilung | 03.11.2025
#EU-Umweltpolitik #Klima und Energie

Letzte Chance für starkes EU-Klimaziel vor Weltklimakonferenz

Blick auf einen qualmenden Fabrikschornstein in ländlicher Umgebung/Wald
© AdobeStock / Jon Anders Wiken

Berlin – Eine Woche vor Beginn der Weltklimakonferenz in Belém beraten die EU-Umweltminister*innen beim Sonderumweltrat morgen über das neue EU-Klimaziel für 2040 und den nationalen Klimabeitrag für 2035. Der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) fordert ein klares Bekenntnis zu mindestens 90 Prozent Treibhausgasreduktion bis 2040 – ohne Schlupflöcher und Rechentricks. 

DNR-Präsident Kai Niebert betont: „Europa darf in Belém nicht mit leeren Händen dastehen. Starke Ziele für 2040 und 2035 schaffen Planungssicherheit, stärken die Wettbewerbsfähigkeit und schützen das Klima. Wer heute in Klimaschutz investiert, spart morgen doppelt – bei Emissionen und bei Kosten.“ 

Der Vorschlag der EU-Kommission, die Emissionen bis 2040 um mindestens 90 Prozent zu senken, ist wissenschaftlich notwendig, wirtschaftlich sinnvoll und völkerrechtlich geboten. Der Europäische Klimabeirat empfiehlt Reduktionen von 90 bis 95 Prozent, und über 2000 Wissenschaftler*innen haben kürzlich darauf hingewiesen, dass eine solche Zielhöhe bis 2040 über 850 Milliarden Euro an fossilen Energieimporten einsparen und mehr als zwei Millionen neue Jobs schaffen würde. Zudem hat der Internationale Gerichtshof im Juli 2025 klargestellt, dass Staaten verpflichtet sind, Maßnahmen zur Begrenzung der Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu ergreifen. 

Mit Sorge blickt der DNR auf die Schlupflöcher, mit denen EU-Mitgliedstaaten aktuell versuchen, das Klimaziel abzuschwächen. Dazu zählt die geplante Anrechnung internationaler Zertifikate, mit denen Mitgliedstaaten einen Teil ihrer Dekarbonisierungsbemühungen durch angekaufte Zertifikate von außerhalb der EU ersetzen dürfen. Schon ein Anteil von drei Prozent, wie im Koalitionsvertrag festgehalten, kann laut Schätzungen von Carbon Market Watch bis zu 30 Milliarden Euro kosten – Mittel, die für wirksamen Klimaschutz in Europa fehlen würden. Auch Spielräume bei sektoralen Zielen drohen notwendige Fortschritte etwa im Verkehr, bei Gebäuden oder in der Landwirtschaft auszubremsen.  

Die vorgesehene Überprüfungsklausel muss aus Sicht des DNR ausschließlich zur Nachschärfung des Klimaziels dienen – nicht zu dessen Abschwächung. Nur so bleibt Planungssicherheit für Unternehmen und Bürger*innen gewahrt. Außerdem dürfen Änderungen am Emissionshandelssystem, etwa Zertifikate für dauerhafte CO₂-Entnahmen oder verlängerte Verschmutzungsrechte nach 2039, erst nach einer umfassenden Folgenabschätzung beschlossen werden, um die Wirksamkeit diese zentralen Klimaschutzinstruments nicht zu gefährden. 

„Wenn wir uns beim Klimaschutz auf Rechentricks verlassen, heizen wir Europa weiter ein“, warnt Niebert. „Jetzt braucht es klare Ziele, ehrliche Maßnahmen und den politischen Mut, sie umzusetzen.“ 

Kontakt für Rückfragen

Elena Hofmann

Koordinatorin für EU-Politik

030 6781775-79

elena.hofmann@dnr.de

Adréana Hess

Referentin für Kommunikation

030 6781775-82

adreana.hess@dnr.de

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