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Abfall kompakt: Statistik, Batterien, Müllexport, Textilien, PET-Flaschen
EU-News | 17.02.2022
#Kreislaufwirtschaft #Chemikalien

Abfall kompakt: Statistik, Batterien, Müllexport, Textilien, PET-Flaschen

Abfallcontainer
© Foto: Pixabay/Nathan Copley
Abfallcontainer

Europa vermüllt zusehends, meldet Eurostat. Batterien-Verordnung im EU-Parlamentsausschuss. Greenpeace-Studie zu EU-Müll in der Türkei. EEA zu Fast Fashion und Mikroplastik. Wenig kreisförmiger PET-Kreislauf.

Abfall pro Kopf: steigend, Deutschland unter den negativen Top 4

Die europäische Statistikbehörde Eurostat hat das Aufkommen von Siedlungsabfällen im Jahr 2020 pro Person in der EU auf 505 Kilogramm beziffert. Das seien vier Kilogramm pro Person mehr als 2019 und 38 Kilogramm mehr als im Jahr 1995. Insgesamt seien 2020 in der EU 225,7 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle angefallen, ein Anstieg um 1 Prozent gegenüber 2019 (+1,8 Millionen Tonnen) und plus 14 Prozent gegenüber 1995 (+27,7 Millionen Tonnen).

Das Aufkommen an Siedlungsabfällen sei in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich. Im Jahr 2020 waren Dänemark und Luxemburg die größten Erzeuger von Siedlungsabfällen mit 845 Kilogramm und 790 Kilogramm pro Kopf, gefolgt von Malta (643) und Deutschland (632 Kilogramm). Rumänien (287), Polen (346) und Ungarn (364 Kilogramm) waren 2020 die Länder mit dem geringsten Siedlungsabfallaufkommen pro Person. Seit 1995 hätten nur sieben Länder ihr Abfallaufkommen reduzieren können, Deutschland war nicht dabei, sondern hat im Vergleich zum Tiefpunkt 2005 (565 Kilogramm) ordentlich zugelegt (pro Kopf plus 67 Kilogramm). Immerhin wird generell etwas mehr recycelt.

Batterien-Verordnung im Umweltausschuss des EU-Parlaments

Der Umweltausschuss im EU-Parlament (ENVI) hat in der letzten Woche über die geplante EU-Batterien-Verordnung abgestimmt (Gesetzesprozess). Die ENVI-Mitglieder stimmten für eine Austauschbarkeit aller Batterien bis 2024, bestätigten den verpflichtenden Recyclinganteil bei neuen Batterien, einigten sich auf Mindestgehalte für rückgewonnenes Kobalt, Blei und Nickel sowie eine Erklärung und ein Etikett über den Kohlenstoff-Fußabdruck von Batterien. Sie erhöhten allerdings die Rückgewinnungsquoten für Lithium (Anhang XII, Teil C) deutlich im Vergleich zum EU-Kommissionsvorschlag. So erwarten die Abgeordneten eine Rückgewinnung bis 2026 von 70 Prozent statt der vorgeschlagenen 35 und bis 2030 von 90 Prozent statt 70.

Das Europäische Umweltbüro (EEB) [engl. Video Akku bei Therapeutin] reagierte erfreut ob der „ehrgeizigen Blaupause“, sprach sich aber gegen die großzügigen „Blanko-Ausnahmeregelungen“ für das Militär aus. Die Europäische Abfallmanagementvereinigung FEAD begrüßte das Ankurbeln von höheren Recyklatanteilen, äußerte sich jedoch besorgt über die Lithiumrückgewinnung: „Die (...) angenommenen Werte für Lithium geben in unserer Industrie Anlass zur Sorge, da die benötigten Technologien nicht vor 2025 auf dem Markt sein werden“, sagte FEAD-Präsident Peter Kurth und fügte hinzu, dass das Ziel für 2030 ebenfalls „problematisch“ sei.

Im Dezember hatte sich der Umweltrat zur geplanten Batterien-Verordnung ausgetauscht (EU-News 21.12.2022), im März könnte er zu einer gemeinsamen Position kommen.

Greenpeace: EU-Müll wird in der Türkei massenhaft verbrannt – mit schlimmen Folgen

Einer Studie von Greenpeace zufolge wird in großem Maßstab Plastikmüll aus der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich in der Türkei verbrannt. Nach dem chinesischen Importverbot von Plastikmüll 2018, dem Malaysia, Vietnam und Thailand bald folgten, hat sich die Menge exportierten Mülls von der EU in die Türkei von 2004 bis April 2021 ver241-facht, errechnete die europäische Statistikbehörde Eurostat. Greenpeace hat Untersuchungen an Boden-, Asche-, Wasser- und Sedimentproben durchgeführt, die an fünf verschiedenen Standorten in der Provinz Adana entnommen wurden, in denen Plastikmüll verbrannt oder illegal deponiert wird. Ergebnis: erschreckend hohe Mengen an Schwermetallen, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen und anderen toxischen Chemikalien wie polychlorierte Dibenzo-p-Dioxine und Dibenzofurane wurden gefunden, letztere teils in Größenordnungen 8.000 Mal mehr als in Vergleichsbodenproben. Die Gesamtkonzentration von polychlorierten Biphenylen (PCB) in den Bodenproben aus Yüreğir/İncirlik entnommenen Bodenproben war 30.000 Mal höher als in der als Kontrolle entnommenen Bodenprobe.

Umwelt- und Klimasünde „Fast Fashion“

Die EU-Kommission erarbeitet derzeit eine EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien, die im März zusammen mit anderen Gesetzesvorschlägen für die Kreislaufwirtschaft veröffentlicht werden soll. Der Konsum von Textilien in Europa steht bei den Auswirkungen auf Umwelt und Klima auf Platz vier nach Lebensmitteln, Wohnraum und Mobilität, hat anlässlich dessen die Europäische Umweltagentur (EEA) ermittelt. Die EEA hat in der vergangenen Woche zwei Briefings veröffentlicht, die sich mit der Verringerung dieser Auswirkungen befassen, einschließlich des Ressourcenverbrauchs, der Treibhausgasemissionen und der Verschmutzung durch Mikroplastik.

Alle EU-Bürger*innen legen sich laut EEA (Briefing I) im Durchschnitt etwa 15 Kilogramm an Bekleidung und anderen Textilien pro Jahr zu. Dieser Verbrauch verursache einen CO2-Abdruck von rund 270 Kilogramm und erfordere pro Person 391 Kilogramm Rohstoffe, 9 Kubikmeter Wasser sowie 400 Quadratmeter Landfläche – meist außerhalb der EU –, so die EEA. Das Briefing befasst sich auch mit der Frage, wie zirkuläre Geschäftsmodelle und Design die negativen Auswirkungen verringern können, beispielsweise durch „Kreislauf-Design“, Langlebigkeit, Materialauswahl oder den Einsatz von Recyclingmaterialien. Auch eine bessere Sammlung, Wiederverwendung und das Recycling von Alttextilien würden helfen.

Ein weiteres EEA-Briefing (II) befasst sich mit Textilien als Hauptquelle für die Verschmutzung durch Mikroplastik, vor allem durch Abwässer aus Waschzyklen, aber auch durch die Herstellung, das Tragen und die Entsorgung von Kleidungsstücken am Ende ihres Lebenszyklus. Abhilfe könnten laut EEA alternative Produktionsverfahren und das Vorwaschen von Kleidungsstücken in den Produktionsstätten mit entsprechender Filterung des Abwassers bieten. Auch der Einbau von Filtern in Haushaltswaschmaschinen, die Entwicklung milderer Waschmittel und eine allgemein bessere Pflege von Kleidungsstücken seien hilfreich. Schließlich könnten die Sammlung von Textilabfällen und die Abwasserbehandlung sowie -verwaltung die Umweltverschmutzung durch Mikroplastik weiter reduzieren, so die EEA.

Zero Waste Studie: Wie zirkulär sind PET-Flaschen wirklich?

Im Auftrag von Zero Waste Europe hat Eunomia eine Studie zum Lebenszyklus von Flaschen aus Polyethylenterephthalat (PET) in Europa erstellt. Wie viel Material aus PET-Flaschen wird für das Recycling gesammelt, wie viel davon tatsächlich recycelt? Fazit: Der größte Teil des in Europa aus Flaschen wiedergewonnenen PET-Kunststoffs wird nicht zu neuen Flaschen verarbeitet, sondern in anderen minderwertigen PET-Anwendungen wie Schalen, Folien, Umreifungsbändern oder Fasern verwendet. Von den 1,8 Millionen Tonnen recycelten Flakes aus Flaschen werden nur 31 Prozent zu Flaschengranulat verarbeitet, der Rest (69 Prozent) geht in andere PET-Produkte. Neue Flaschen, die auf den Markt gebracht werden, enthalten durchschnittlich nur 17 Prozent recyceltes PET, obwohl die Recyclingquote bei rund 50 Prozent liegt. Um die Kreislauffähigkeit zu verbessern seien „erhebliche Verbesserungen beim Design, der Sammlung und dem Recycling von PET erforderlich“, zumal sich die Sammelquote je nach Staat gravierend unterscheide. [jg]

 

EEB: Life of a battery, and how the EU can save it from burnout (03.02.2022) und Why militaries shouldn’t be exempt from EU battery laws (15.02.2022)

FEAD: Batteries Regulation: ENVI Committee confirms mandatory recycled contents and increases collection targets for waste batteries

Eurostat-Pressemitteilung: Municipal waste generation up to 505 kg per person und zugehörige Statistik

Greenpeace-Studie: Game of Waste – Irreversible Impact

EEA-Pressemitteilung: Circular business models and smarter design can reduce environment and climate impacts from textiles

EEA briefing I: Textiles and the environment: The role of design in Europe’s circular economy

EEA briefing II: Microplastics from textiles: towards a circular economy for textiles in Europe

Zero Waste-Pressemitteilung: New report: PET, the most circular of all plastics, is far from real circularity und Report: How circular is PET?

Reparatur und Wiederverwendung: Konsultation noch bis 5. April
Die EU-Kommission sammelt noch bis zum 5. April Rückmeldungen zur Initiative „Nachhaltiger Konsum von Gütern – Förderung von Reparatur und Wiederverwendung”.  Wie können Produkte während ihrer gesamten Nutzungsdauer nchhaltiger genutzt werden? Wie können Verbraucher*innen nachhaltigere Kaufentscheidungen treffen, wie können defekte Güter repariert werden?

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