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EU-Abgeordnete fordern ethischere und effizientere Tiertransporte
EU-News | 09.12.2021
#Tierschutz #Landwirtschaft und Gentechnik

EU-Abgeordnete fordern ethischere und effizientere Tiertransporte

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c. pixabay Gina_Janosch

Der Sonderausschuss für Tiertransporte im EU-Parlament (ANIT) hat nach eineinhalb Jahren Arbeit seinen Abschlussbericht und Empfehlungen veröffentlicht. Vielen Tierschutzorganisationen gehen die Forderungen nicht weit genug.

Untersuchung und Empfehlungen

Bei 30 Ja-Stimmen und einer Enthaltung nahmen die Abgeordneten des ANIT-Ausschusses den Abschlussbericht mit großer Mehrheit am Freitag vergangener Woche an. Die bestehenden EU-Vorschriften zu Tiertransporten seien veraltet, irreführend, würden nur unzureichend umgesetzt und würden „den unterschiedlichen Transportbedürfnissen von Tieren nicht vollständig Rechnung tragen“, heißt es aus dem Parlament. Der Bericht fasst die Ergebnisse einer Analyse der letzten Monaten über Verstöße gegen EU-Tierschutzvorgaben beim Transport von noch lebenden Tieren zusammen.

In einem weiteren Bericht, den die Abgeordneten mit 24 Ja-Stimmen, einer Gegenstimme und 5 Enthaltungen annahmen, formulierten sie Empfehlungen für eine Verbesserung der Situation. So sollen beispielsweise Überwachungskameras und Temperatur-, Feuchtigkeits- und Ammoniakmessgeräte in Transportfahrzeugen Verstöße gegen geltendes Recht verhindern. Bis spätestens 2023 solle die EU-Kommission zudem einen Aktionsplan für den Übergang zu einem „effizienteren und ethischeren“ Tiertransportsystem vorlegen. Dieser müsse unter anderem vorsehen, dass die Beförderung von Fleisch und Fleischprodukten Lebendtiertransporten vorgezogen werden und ein Verbot für den Transport von Tieren, die jünger als 35 Tage sind, enthalten. Bedingungen und die Einhaltung von EU-Standards bei Transporten in Drittstaaten sollen von den Mitgliedstaaten kontrolliert werden.

Reaktionen

Tierschutzorganisationen begrüßten die Analyse des Ausschusses, kritisierten jedoch fehlende konkrete Forderungen etwa zu einer maximalen Transportzeit von acht Stunden und einem Verbot von Lebendtiertransporten in Drittstaaten.

Für den Deutschen Tierschutzbund sind die Ergebnisse des Sonderausschusses „wenig ambitioniert und unkonkret“. Im Bericht fehle „die klare Empfehlung, Langstreckentransporte, insbesondere in Länder außerhalb Europas zu beenden“, erklärte Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Nun sei es an der neuen Bundesregierung, die fehlenden Punkte umzusetzen „und sich auf EU-Ebene für dieses Ziel stark [zu] machen“, so Schröder.

Die Tierschutzorganisation ProVieh bezeichnet die Inhalte des Abschlussberichts als „vernichtend – und doch wenig überraschend“ und forderte die restlichen Abgeordneten des Parlaments auf, sich den Ausschussforderungen anzuschließen und diese zu ergänzen. Die EU-Kommission müsse „dringend den geltenden Rechtsrahmen überarbeiten und die Mitgliedsstaaten zu einer besseren Rechtsdurchsetzung verpflichten“.

Die Empfehlungen könnten „ein erster Schritt sein, die systemischen Probleme von Lebendtiertransporten innerhalb und außerhalb der EU in Zukunft besser zu regeln“, resümierte die Organisation Vier Pfoten. Sie gingen jedoch „definitiv nicht weit genug“, erklärte Rüdiger Jürgensen, Politischer Direktor von Vier Pfoten. „All die Millionen transportierten Tiere leiden schreckliche Qualen auf den oft tage- und wochenlangen Routen. Hier muss dringend nachgebessert werden“, so Jürgensen.

Eurogroup for Animals bezeichnete den Bericht als „verpasste Chance“, einen systemischen Wandel einzuleiten. Er zeuge „von einer politischen Spaltung des ANIT-Ausschusses und von einem schwerwiegenden Versäumnis, die Grausamkeiten und Tragödien anzugehen, mit denen wir seit Jahrzehnten konfrontiert sind“, erklärte Reineke Hameleers, Geschäftsführerin von Eurogroup for Animals.

Voraussichtlich im Januar stimmt das Plenum des EU-Parlaments über die Empfehlungsentwürfe ab. [km]

EP: Animal welfare: MEPs urge a shift from live to meat-and-carcass transport

Deutscher Tierschutzbund: Europäischer Untersuchungssauschuss zu Tiertransporten mit ernüchterndem Ergebnis

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