EU auf der Suche nach neuen Energiequellen
EU-Kommission prüft beschleunigten Ausbau von erneuerbaren Energien. Außerdem will die EU die LNG-Infrastruktur ausbauen. Deutsche Umwelthilfe warnt vor neuer fossiler Falle.
Um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland zu reduzieren, will die EU-Kommission prüfen, ob eine Erhöhung der Ausbauziele für erneuerbare Energien möglich ist. Mechthild Wörsdörfer, stellvertretende Generaldirektorin der Energieabteilung der Kommission, teilte in einem Treffen der EU-Gesetzgeber*innen am Mittwoch mit, dass mit Hochdruck daran gearbeitet werde, den Vorschlag, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 45 Prozent zu erhöhen, zu berücksichtigen. Derzeit sehen die Vorschläge der EU-Kommission einen Anteil von 40 Prozent erneuerbarer Energien bis 2030 vor. Sie werden aktuell von Rat und EU-Parlament verhandelt. Der europäische Klimadachverband CAN-Europe fordert ein Ausbauziel von 50 Prozent.
Im Mai wird die Kommission mit der Mitteilung RePowerEU bekannt geben, wie sie ihre Abhängigkeit von Energiequellen aus Russland beenden will. Wörsdörfer kündigte bereits an, dass der Plan einen Gesetzesvorschlag enthalten wird, welcher Genehmigungsverfahren im Bereich der erneuerbaren Energien vereinfachen soll.
Flüssigerdgas aus Kanada soll russisches Gas ersetzen
Um die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren, plant die EU außerdem, ihre Energiequellen zu diversifizieren. Mitte März kündigten die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der kanadische Präsident Justin Trudeau an, die Zusammenarbeit im Energiebereich vertiefen zu wollen. Eine spezielle Arbeitsgruppe für den ökologischen Wandel und Flüssigerdgas werde eingerichtet, heißt es in der Erklärung. Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zur Folge wird in Kanada bereits darüber diskutiert, die Bauarbeiten für einen LNG-Terminal (Liquified Natural Gas- Flüssiggas) an der kanadischen Ostküste noch in diesem Jahr zu beginnen. Kanada könne dann ab 2027 Gas an die EU liefern. Darüber hinaus will die EU mit Energiepartnern wie Norwegen, Japan, Südkorea und Katar zusammenarbeiten und den Austausch im Bereich LNG weiter ausbauen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht mit dem Ausbau der LNG-Infrastruktur die Einhaltung der Klimaziele gefährdet. Der Bau von LNG-Terminals in Deutschland erhöhe die Abhängigkeit von fossilem Gas. Die Bundesregierung investiere Milliarden Euro Steuergeld in den Import von Flüssigerdgas aus aller Welt, lege die Fakten aber nicht auf den Tisch. Immer noch sei unklar, ob es überhaupt einen Bedarf für LNG-Terminals gebe, so Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. [lw]
Reuters: European Commission analysing higher 45% renewable energy target for 2030
Europäische Kommission: REPowerEU
Europäische Kommission: Gemeinsame Erklärung von Präsidentin von der Leyen und Premierminister Trudeau
Süddeutsche: Wie Flüssigerdgas aus Kanada russische Lieferungen ersetzen soll