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Europa versagt beim Meeresschutz
EU-News | 05.03.2020
#Wasser und Meere #Landwirtschaft und Gentechnik

Europa versagt beim Meeresschutz

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c. Pixabay

2020 ist nicht nur das Superjahr für Biodiversität, auch in der Meeres- und Fischereipolitik laufen 2020 viele Fristen zur Umsetzung ab. Das reicht von der 2015 verabschiedeten UN-Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung über Vereinbarungen der Welthandelsorganisation (WTO) über schädliche Fischereisubventionen bis zum Meeresschutz vor der eigenen Haustür. Vom "guten Umweltzustand" sind die europäischen Meere noch weit entfernt.

Ein neuer WWF-Bericht zeigt, dass Europa bei der Umsetzung des UN-Nachhaltigkeitsziels (SDG) Nummer 14, das der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Ozeane und Meeresressourcen gewidmet ist, keine Lorbeeren ernten wird. Die EU-Mitgliedstaaten werden drei der vier 2020 fälligen Ziele zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, die Schaffung und Bewahrung gesunder Meeresökosysteme und die Durchsetzung einer nachhaltigen und lebensfähigen Fischerei eindeutig verfehlen. Das ist besonders fatal, da von der Erreichung der SDG 14-Ziele 38 Prozent der anderen 169 SDG-Ziele abhängen, beispielsweise in den Bereichen Armuts- und Hungerbekämpfung sowie Klimaschutz. Die WWF-Analyse zeigt, dass bisher weder die Finanzierung noch der politische Wille ausreichen. "Europa als weltweit größter Fischmarkt mit einem Meeresgebiet von mehr als sechs Millionen Quadratkilometern sollte nach der Annahme des europäischen Green Deals mit gutem Beispiel vorangehen", fordert der WWF Europa.

Am 8. Juni 2020, dem Weltmeerestag, müssen Regierungen auf der ganzen Welt bei der Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) ihrer Verpflichtung nachkommen, umweltschädliche Subventionen zu stoppen, die die Überfischung unterstützen und unsere Ozeane degradieren (SDG-Ziel 14.6). Nach fast zwei Jahrzehnten WTO-Verhandlungen sei es nun an der Zeit, dass die Staats- und Regierungschefs handeln, um schädliche Fischereisubventionen zu beenden, fordert Seas At Risk. Zusammen mit 109 Organisationen aus der ganzen Welt - darunter Deutsche Umwelthilfe, ClientEarth und WWF International - hat die Meeresschutzorganisation knapp hundert Tage vor der WTO-Konferenz eine politische Erklärung veröffentlicht, in der die Regierungen der Welt aufgefordert werden, endlich eine sinnvolle Vereinbarung gegen diese schädlichen Subventionen zu erzielen.

In einem öffentlichen Fachgespräch im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages am Mittwoch waren sich die ExpertInnen einig, dass die Meeresbiodiversität in Nord- und Ostsee stark unter Druck steht. Bis einschließlich 2020 sollten laut Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie mindestens zehn Prozent der Meere unter Schutz stehen und einen "Guten Umweltzustand" erreichen - dieses Ziel werde jedoch nicht erreicht, kritisierte Thilo Maack von Greenpeace. 96 Prozent der Gewässer befänden sich nicht in einem guten Zustand und auch von 32 untersuchten Fischarten in der Nordsee seien nur neun in einem guten Zustand. Zudem begönnen Teile der 1,6 Millionen Tonnen nach dem zweiten Weltkrieg versenkten Munition durchzurosten, was - ebenso wie die durchgeführten Sprengungen - eine Gefahr für marine Ökosysteme darstelle, ergänzte Edmund Maser vom Institut für Toxikologie und Pharmakologie für Naturwissenschaft in Kiel. Anne Böhnke-Henrichs vom NABU forderte Nullnutzungszonen im Meer und mehr Einsatz gegen Grundschleppnetzfischerei und den zunehmenden Sauerstoffmangel in den Tiefen des Ostseebeckens ("Todeszonen"). Antje Boetius vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, wies auf die zunehmende Erwärmung und Vermüllung der Meere hin. In einem Interview mit dem Tagesspiegel sagte die Meeresbiologin: „Es ist beschämend, dass Deutschland die Ziele zum Schutz der Meere nicht erreicht“. Seit der vor 12 Jahren vereinbarten europäischen Ziele zum Meeresschutz habe es in der deutschen Nord- und Ostsee nur wenige Fortschritte und teilweise sogar Verschlechterungen gegeben. [jg]

WWF-Pressemitteilung und vollständiger Bericht (PDF; 6,4 MB) sowie die Zusammenfassung (PDF; 5,8 MB)

Hintergrundinfo: Nachhaltigkeitsziel Nr. 14 (Deutsche Meeresstiftung)

Pressemitteilung Seas At Risk zum 100-Tage-Countdown bis zur WTO-Ministerkonferenz

Pressemitteilung Bundestag/öffentliches Fachgespräch 04.03.2020 (und längerer Artikel mit Videomitschnitt) sowie darauf bezugnehmender Artikel und Interview mit Antje Boetius im Tagesspiegel

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