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„Gesunde Lebensmittel und intakte Natur gewährleisten“
EU-News | 05.09.2024
# sozial-ökologische Transformation #Biodiversität und Naturschutz #Landwirtschaft und Gentechnik

„Gesunde Lebensmittel und intakte Natur gewährleisten“

Demonstration für gute Lebensmittelsysteme - Transparentaufschrift: "WE CAN´T EAT PROMISES!"
© Good Food, Good Farming, Kristof Vadino
Von Versprechungen wird man nicht satt. Demonstration anlässlich der Europäischen Aktionstage 2023

Interview mit Pauline Naterstad, GFGF

Die Kampagne Good Food Good Farming bereitet gerade Aktionstage im Oktober vor. Was ist da genau geplant und wer ist eigentlich „GFGF“?

Wir von Good Food Good Farming bereiten uns gerade zum siebten Mal auf die Europäischen Aktionstage vor. Im Oktober sind Gruppen und Aktivisten in ganz Europa aufgerufen, lokale Veranstaltungen zu organisieren, um die große Bedeutung unserer Lebensmittelsysteme, gesunde Ernährung und nachhaltige Landwirtschaft hervorzuheben. In den letzten sechs Jahren haben sich Tausende an Veranstaltungen wie Hofbesuchen, Diskussionen, Klimamärschen, Flashmobs in Städten und vielem mehr teilgenommen.

Wer eine Aktion planen oder diese Gelegenheit nutzen möchten, kann ab sofort Veranstaltungen auf unserer Webseite registrieren. Wir werden die Veranstaltung dann auf unserer interaktiven Aktionskarte hervorheben und in den sozialen Medien bewerben. Wir verschicken auch kostenloses Kampagnen-Material in allen Sprachen! In diesem Jahr besteht das Material aus einem informativen Poster zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und einer Buchseite, die Teilnehmende ausfüllen können. Wir werden die Seiten zu einem Buch zusammenbinden und es an die Europäische Kommission geben!

Jedes Jahr orientiert sich die Kampagne Good Food Good Farming an wichtigen politischen Entscheidungen der EU, um das Bewusstsein für deren Auswirkungen auf die Lebensmittelsysteme in ganz Europa zu lenken. Im Jahr 2025 wird der Mehrjährige Finanzrahmen, also das langfristige EU-Budget, verhandelt, der bestimmt, wie und wo das Geld verteilt wird. Auf Grundlage dieses Budgets wird die EU-Kommission eine neue Gemeinsame Agrarpolitik vorschlagen. Sie stellt eine der umfassendsten EU-Gesetzgebung dar, deshalb hat sie einen enormen Einfluss darauf, welche Arten von Lebensmitteln und Landwirtschaft finanziert werden. Da die Gespräche unter den Entscheidungsträgern bereits begonnen haben, ist dies unsere Chance, die Politik aufzufordern: Wir wollen eine gerechte und nachhaltige Transformation unserer Lebensmittelsysteme!

Die EU-Kommission wollte ursprünglich schon im letzten Herbst einen Gesetzesvorschlag über nachhaltige Lebensmittelsysteme (Sustainable Food Systems Law - SFS) veröffentlichen. Daraus ist nichts geworden. Was wird aus der Idee, gibt es da etwas Neues aus Brüssel?

Im vergangenen Jahr war das Gesetz über nachhaltige Ernährungssysteme ein großes Diskussionsthema, wurde jedoch von der EU-Kommission letztlich verworfen, bevor etwas Konkretes überhaupt vorgeschlagen werden konnte. Stattdessen initiierte die Kommission Anfang des Jahres strategische Dialoge mit 29 Akteuren aus dem europäischen Agrarsektor. Die Empfehlungen aus diesen Dialogen wurden gestern (EU-News 05.09.2024) veröffentlicht.

Nach monatelangen intensiven Diskussionen mit Stakeholdern mit unterschiedlichen Standpunkten wurde ein Kompromiss erzielt und ein gemeinsames Empfehlungsschreiben herausgegeben. Bei Good Food Good Farming betrachten wir diese Empfehlungen als einen Schritt in die richtige Richtung. Besonders hervorzuheben ist der Vorschlag, von einem flächenbasierten Zahlungsansatz in der Gemeinsamen Agrarpolitik auf ein einkommensbasiertes Modell umzusteigen. Diese Änderung soll sicherstellen, dass die GAP-Subventionen nicht nur den großen Landbesitzer*innen zugutekommen, sondern auch kleinen und mittleren Betrieben. 

Portrait Pauline Naterstad, GFGF
Wir wünschen uns eine Zukunft, in der die Lebensgrundlage von Bauern und Bäuerinnen gesichert ist und öffentliche Mittel dazu verwendet werden, die Sozialgerechte Agrarwende und gutes Essen für alle zu unterstützen.
Pauline Naterstad
Kommunikations- und Projektmanagerin bei Good Food, Good Farming

Auch wenn wir die Empfehlungen insgesamt als positiven Schritt bewerten, ist es wichtig zu beachten, dass es sich bisher um Empfehlungen handelt und diese rechtlich nicht verbindlich sind. Es ist daher entscheidend, die unterzeichnenden Gruppen zur Verantwortung zu ziehen und sicherzustellen, dass diese Empfehlungen in künftigen Politiken und Gesetzen berücksichtigt werden.

Wie muss sich aus Ihrer Sicht die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) verändern, damit es gute Lebensmittel und ein gutes Leben für Bäuerinnen und Bauern in der EU geben kann?

Good Food Good Farming stellt sich ein gerechtes und resilientes Lebensmittelsystem vor, das auf Agroökologie basiert und allen den Zugang zu gesunden und lokal erzeugten Lebensmitteln garantiert. Wir wünschen uns eine Zukunft, in der die Lebensgrundlage von Bauern und Bäuerinnen gesichert ist und öffentliche Mittel dazu verwendet werden, die Sozialgerechte Agrarwende und gutes Essen für alle zu unterstützen. Um dies zu erreichen, müssen wir sicherstellen, dass die Gemeinsame Agrarpolitik ihre Finanzierung von großangelegter, industrieller Agrarproduktion abwendet und mehr Mittel in die Unterstützung von kleinen und mittleren Betrieben sowie genügend Unterstützung für den agroökologischen Übergang zu Verfügung stellen. Wir benötigen diese Transformation, um in der Zukunft gesunde Lebensmittel und intakte Natur zu gewährleisten. Es muss sichergestellt werden, dass die Bauern und Bäuerinnen ausreichend Unterstützung erhalten, damit Umwelt- und Sozialziele Hand in Hand gehen.

Pauline Naterstad ist Kommunikations- und Projektmanagerin bei Good Food Good Farming. Aufgewachsen auf einem Bauernhof an der Westküste Norwegens hat sie Global Studies an der Universität Freiburg mit Schwerpunkt auf nachhaltigen Ernährungssystemen und EU-Agrarpolitik studiert. 

„Good Food Good Farming“ ist ein zivilgesellschaftliches Bündnis, das für nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft in ganz Europa kämpft. GFGF vereint Gruppen und Organisationen auf lokaler, nationaler und EU-Ebene, um Druck auf Entscheidungsträger auszuüben und Veränderungen in den EU-Lebensmittel- und Agrarpolitiken zu fordern.

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