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Klima und Energie kompakt vom 02.09.2021
EU-News | 02.09.2021
#Klima und Energie

Klima und Energie kompakt vom 02.09.2021

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c. pixabay

Boykott von Veranstaltungen mit fossilem Sponsoring

Sechzehn europäische zivilgesellschaftliche Organisationen haben in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an die Redakteur*innen von Euractiv, The Financial Times und Politico Europe angekündigt, dass sie in Zukunft keine Einladungen für Veranstaltungen mehr annehmen werden, die von Unternehmen der fossilen Energiewirtschaft gesponsert werden.

Die drei Medien hätten in den vergangenen zwölf Monaten zahlreiche Veranstaltungen zur EU-Klima- und Energiepolitik veranstaltet, an denen EU-Entscheidungsträger*innen teilnahmen und die von Unternehmen der fossilen Energiewirtschaft gesponsert wurden, monieren die Nichtregierungsorganisationen in ihrer Boykotterklärung.

Zu den unterzeichnenden Organisationen zählen unter anderem Corporate Europe Observatory, Greenpeace, Heal, Naturfreunde International, Friends of the Earth Europe, Transport & Environment und der WWF.

Offener Brief: NGOs to refuse invitations to speak at fossil-fuel sponsored media events 

FoEE: Fossil fuelled media events boycotted 

Schiffsverkehr auf See: Treibhausgase, Unterwasserlärm und invasive Arten

Am Mittwoch stellten die Europäische Umweltagentur (EEA) und die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) mit dem Europäischen Umweltbericht über den Seeverkehr eine erste umfassende Prüfung dieses Sektors vor. Aus dem Bericht geht hervor, dass Schiffe im Jahr 2019 13,5 Prozent aller verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen in der EU verursachten. Nach dem Straßenverkehr mit 71 Prozent und dem Luftverkehr mit rund 14 Prozent liegt der Seeverkehr an dritter Stelle. Die Schwefeldioxidemissionen (SO2) von Schiffen, die europäische Häfen anlaufen, beliefen sich im Jahr 2019 auf etwa 1,63 Millionen Tonnen.

Aus dem Bericht geht zudem hervor, dass der Seeverkehr „schätzungsweise“ dazu beigetragen habe, dass sich der Unterwasserlärm in europäischen Gewässern zwischen 2014 und 2019 mehr als verdoppelt hat. Er sei auch für die Hälfte aller seit 1949 in die europäischen Meere eingeführten nicht heimischen Arten verantwortlich. Ein weiteres Ergebnis: Obwohl die Menge des auf dem Seeweg beförderten Öls stetig zunimmt, kam es in den zurückliegenden zehn Jahren in EU-Gewässern nur zu acht unfallbedingten mittelgroßen bis großen Ölverschmutzungen durch Öltanker, konstatierten EEA und EMSA.

EEA und EMSA: European Maritime Transport Environmental Report 2021 

Rohstoffe und Treibhausgasemissionen

Zwar ist der Anteil nicht energetischer und nicht landwirtschaftlicher Rohstoffe von allen verbrauchten natürlichen Ressourcen in der EU gering. Dennoch verursachen ihr Abbau und die Verarbeitung rund 18 Prozent der EU-weiten Treibhausgasemissionen. Einem neuen Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) zufolge könnten durch bessere Beschaffungspraktiken die damit verbundenen verbrauchsbedingten Emissionen um mindestens 10 Prozent gesenkt werden, häufig sogar deutlich mehr.

Der am Montag veröffentlichte Bericht bewertet das Potenzial der Rohstoffe Kupfer, Eisen, Gold, Kalkstein und Gips, Bauxit und Aluminium, Holz, chemische und Düngemittelminerale sowie Salz zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bei deren Gewinnung und Verarbeitung.

EEA-Bericht: Improving the climate impact of raw material sourcing 

Datteln 4 anscheinend vor dem Aus

Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster gab vergangene Woche der Normenkontrollbeschwerde des nordrhein-westfälischen Landesverbandes des BUND gegen den Bebauungsplan für das seit 15 Jahren umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln 4 statt. Der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt freute sich: „Das Urteil ist ein großer Erfolg des BUND. Es korrigiert glasklar politische Fehlentscheidungen.“

Das Urteil geht auf eine Klage von Anwohner*innen zurück, die von der Umweltrechtsorganisation ClientEarth unterstützt wurde, sowie auf eine weitere Klage des BUND NRW.

Client Earth zufolge entzieht das Urteil dem Steinkohlekraftwerk eine von zwei Rechtsgrundlagen, die es braucht, um weiter betrieben werden zu können. Die Anwohner*innen hätten bereits eine zweite Klage gegen die Betriebsgenehmigung – den zweiten Rechtsgrund – vorbereitet. Wenn Datteln 4 beide Rechtsgrundlagen verliert, muss der Betrieb eingestellt werden.

BUND: Kommentar: Gericht entscheidet gegen Datteln 4 – Großer Erfolg für den BUND und weiterer Sargnagel für Steinkohle-Kraftwerk 

Client Earth: German coal phase-out schedule in question as court rules against newest plant


Erschütternder Bericht des Weltklimarates

Der am 9. August veröffentlichte 3.500 Seiten lange Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) hat gezeigt, dass dem Planeten dramatische klimatische Veränderungen bevorstehen, wenn die Emissionen aus fossilen Brennstoffen und anderen Quellen nicht sofort eingedämmt werden. Aber er macht auch deutlich, dass „strenge Emissionsreduzierungen (...) unmittelbare und nachhaltige Auswirkungen auf den vom Menschen verursachten Klimawandel“ haben.

Das Klimaaktionsnetzwerk CAN Europe forderte „angemessene Maßnahmen“ angesichts der jetzt schon wütenden Waldbrände und Überschwemmungen. „Wir fordern die EU auf, ihre Anstrengungen zur Beschleunigung des Wandels hin zu einem klimaneutralen Kontinent zu verstärken. Dieser Bericht unterstreicht die Notwendigkeit für die europäischen Gesetzgeber, das Klima- und Legislativpaket 'Fit for 55' in ein Paket von Strategien und Maßnahmen zu verwandeln, das für 1,5 Grad geeignet ist“, sagte Wendel Trio, Direktor von CAN Europe.

Als Reaktion auf den IPCC-Bericht forderte die Clean Arctic Alliance die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) auf, die Rußemissionen der Schifffahrt in der Arktis sofort zu reduzieren und weltweit dringend zu verringern. Denn sich absetzender Ruß, der bei der Verbrennung von ölbasierten Kraftstoffen wie Schweröl durch Schiffe entsteht, hat in der Arktis unverhältnismäßig große Auswirkungen und verursacht eine verstärkte Eisschmelze. Außerdem solle die IMO 1,5-Grad-kompatible CO2-Reduktionen der Schifffahrt beschließen sowie eine vollständige Dekarbonisation „weit vor 2050“ erreichen.

Laut Informationsdienst Euractiv nahmen zahlreiche Regierungen und Sprecher*innen von Institutionen und Nichtregierungsorganisationen den Bericht zum Anlass, die Politik zu wirksamen Gegenmaßnahmen aufzufordern. Demnach sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres, der Bericht müsse „die Totenglocke“ für Kohle, Öl und Gas läuten und warnte, dass fossile Brennstoffe den Planeten zerstören. Der EU-Vizekommissionspräsident Frans Timmermans äußerte die Hoffnung, dass es noch nicht zu spät und der unkontrollierte Klimawandel noch aufzuhalten sei.

Der im August veröffentlichte IPCC-Bericht ist der erste Teil von weiteren, die in den nächsten Monaten erwartet werden. Auch in Deutschland gab es zahlreiche Reaktionen (siehe Aktuelles vom 11.08.2021).

Reaktion CAN: Temperature rising faster than expected towards catastrophic rates -Europe must step up emission reductions to avoid surpassing the 1.5°C limit

IPCC Report on Climate Crisis: Clean Arctic Alliance Calls for Black Carbon Cuts from Shipping

Euractiv: World shudders at ‘terrifying’ UN climate report


Umweltorganisationen fordern: Stoppt den Energiechartavertrag (ECT)

Slowenische Umweltorganisationen haben den zuständigen Infrastrukturminister Jernej Vrtovec laut Informationsdienst Euractiv aufgefordert, die Zeit der EU-Ratspräsidentschaft zu nutzen, um eine politische Diskussion über den Ausstieg der EU aus dem Vertrag über die Energiecharta (ECT) anzustoßen. Gegen den ECT gibt es seit geraumer Zeit Protest von EU-Abgeordneten und aus der Zivilgesellschaft (u.a. EU-News 29.10.2020, Petition von urgewald et al.). „Der Vertrag über die Energiecharta ist ein Hindernis für den Übergang zu sauberer Energie, weshalb es höchste Zeit ist, aus ihm auszusteigen“, erklärte die Nichtregierungsorganisation Umanotera laut Euractiv. Vrtovec soll aus Sicht der Organisationen den EU-Energierat im September dazu nutzen, sich darauf zu einigen, den ECT spätestens auf der internationalen UN-Klimakonferenz COP26 im November zu verlassen.

In seiner derzeitigen Form ermöglicht der ECT es Energieunternehmen, Staaten auf Entschädigungen zu verklagen, wenn diese Maßnahmen für den Umwelt- oder Klimaschutz umsetzen.

Euractiv: NGOs urge Slovenia’s minister to propose EU exit Energy Charter Treaty

Rekordmonat Juli: bisher heißester Monat – aber mit hoher Solarenergieausbeute

Der Juli 2021 gilt als der weltweit heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das hat die US-amerikanische Behörde für Ozeane und Atmosphäre (NOAA) berechnet. Die kombinierte Land- und Meeresoberflächentemperatur habe 0,93 Grad Celsius über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts (15,8 Grad Celsius) gelegen. Der Juli 2021 lag damit noch 0,01 Grad Celsius über dem bisherigen Rekord vom Juli 2016, der 2019 und noch einmal 2020 eingestellt wurde.

Eine neue Analyse der Denkfabrik Ember zeigt, dass im Juni und Juli dieses Jahres zum ersten Mal ein Zehntel des Stroms in der EU durch Solaranlagen erzeugt wurde. In acht EU-Ländern, darunter Spanien und Deutschland, wurden neue Rekorde aufgestellt. Noch erzeugten Solarmodule allerdings weniger Strom als die europäischen Kohlekraftwerke. Ember hat berechnet, dass sich das jährliche Wachstum der Solarstromerzeugung verdoppeln muss, um die Emissionsziele der EU für 2030 zu erreichen.

NOAA: It’s official: July was Earth’s hottest month on record

ember: EU solar power hits new record peak this summer

Redaktionell bearbeitet von: Ann Wehmeyer und Juliane Grüning

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