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Mehr Schutz für alte Wälder nötig
EU-News | 24.03.2023
#Biodiversität und Naturschutz #Wald

Mehr Schutz für alte Wälder nötig

Waldpanorama mit teils abgestorbenen Nadelbäumen
© pixabay / Colin Behrens

Am 21. März, dem internationalen Tag der Wälder, hat die EU-Kommission Leitlinien für die Definition, Kartierung, Überwachung und den strikten Schutz von Primärwäldern und alten Wäldern in der EU veröffentlicht. In Deutschland ist nur noch jeder fünfte Baum gesund.

EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius erklärte: „Wir brauchen die Hilfe aller, um die Lungen Europas zu heilen“. Mit den vorgelegten Empfehlungen könnten zwei wesentliche Ziele erreicht werden: erstens der Schutz der primären und alten Wälder und zweitens die Erhöhung der Anzahl und Qualität der Wälder nach dem Prinzip ‚der richtige Baum am richtigen Ort‘. Die Leitlinien definieren Identifikationskriterien und schlagen einen Zeitplan für die Kartierung und den strengen Schutz dieser Wälder vor.

Zur Definition von Altwäldern schlagen die Leitlinien vor, dass drei Hauptindikatoren erfüllt sein müssen: Zusammensetzung aus einheimischen Arten, hoher Anteil und Vielfalt an liegendem beziehungsweise stehendem Totholz und das Vorhandensein alter oder großer Bäume. Dazu kommen zwei ergänzende Indikatoren, nämlich die Herkunft des Bestands, strukturelle Komplexität, Habitatbäume und Indikatorarten.

Bei der Aufforstung oder Wiederaufforstung liegt der Schwerpunkt auf der Auswahl des richtigen Gebiets, das nicht zu einem Verlust der biologischen Vielfalt führt, auf der Bevorzugung der natürlichen Regeneration, der Auswahl einheimischer Arten, der Förderung einer Artenmischung und der Unterstützung der Agrarökologie. Es gibt einige Formulierungen, die sich auf die Verschiebung der Verbreitungsgebiete bestimmter Arten durch den Klimawandel beziehen, aber auch darauf, dass ein vorsorgender Ansatz gewählt werden sollte, um den Arten bei der Anpassung zu helfen.

Die Leitlinien sollen dazu beitragen, die Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 und der EU-Forststrategie zu erreichen, insbesondere die Verpflichtung der EU, bis 2030 drei Milliarden zusätzliche Bäume zu pflanzen.

Denn die Gesundheit der Wälder und ihrer Ökosysteme ist gefährdet, warnt die Europäische Umweltagentur (EEA). Einer von vier Bäumen in Europa weise mäßig bis stark geschädigte Blätter auf. Die Sterblichkeitsrate der Baumkronen habe sich seit Ende des 20. Jahrhunderts verdoppelt. Sie entspricht einem Prozent der Waldfläche der EU-27, die jährlich absterben. Um die langfristige Gesundheit der Wälder zu erhalten und zu sichern, seien nachhaltigere Bewirtschaftungspraktiken und proaktive Bemühungen zur Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels erforderlich. Die EEA hat die Veröffentlichung der Leitlinien mit zwei Briefings flankiert. Der eine Bericht How are European forest ecosystems doing (Wie geht es den europäischen Waldökosystemen?) befasst sich mit der Resilienz der europäischen Wälder. Hinzu kommt ein Hintergrundpapier über nachhaltige Bewirtschaftungspraktiken mit dem Titel European forest ecosystems: key allies in sustainable development (Europäische Waldökosysteme: wichtige Verbündete für eine nachhaltige Entwicklung).

Wälder sind mit einer Fläche von rund 160 Millionen Hektar das größte terrestrische Ökosystem in der EU-27. Derzeit sind über 90 Prozent der Wälder nur noch „überwiegend naturnah“. Primär- und Altwälder machen weniger als 4 Prozent aus. Sie sind von größter Bedeutung für die biologische Vielfalt in Europa, da sie stabiler, widerstandsfähiger und anpassungsfähiger gegenüber Störungen sind als veränderte Wälder. Waldböden und -biomasse absorbieren und speichern etwa 10 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen der EU-27. [jg]

EU-Kommission 21.03.3023 MEX

EEA: Keeping Europe’s forests healthy [...]

2022: Zustand deutscher Wälder lässt zu wünschen übrig

Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) hat die jährliche Waldzustandserhebung veröffentlicht. Nur noch jeder fünfte deutsche Baum weist keine oder geringe Kronenverlichtung auf. Das heißt 4 von 5 Bäumen sind krank. Ob Fichte, Kiefer, Buche oder Eiche – die Bäume in Deutschlands Wäldern leiden stark unter den Folgen der Klimakrise. Insbesondere Dürre und hohe Temperaturen haben den Wäldern stark zu gesetzt.

Zum BMEL

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