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Push forward statt Rollback – 75 Jahre Deutscher Naturschutzring  
News | 02.07.2025
# sozial-ökologische Transformation #Politik und Gesellschaft

Push forward statt Rollback – 75 Jahre Deutscher Naturschutzring  

zwei Kinder klettern einen Abhang im Wald hinauf
© pixabay / barbaramatthijs

Die Welt ist in Aufruhr und Politik und Gesellschaften stehen vor erheblichen Aufgaben. Der Umweltdachverband mit seinen Mitgliedern und Verbündeten streitet für Ökologie und Soziales, für kulturelles Miteinander und Demokratie. Damit am Ende alle gewinnen.

Von Anna Geuchen, Deutscher Naturschutzring

Wir befinden uns in gesellschaftlich herausfordernden Zeiten: Das Völkerrecht steht unter Druck und erzwingt eine neue internationale Ordnung, autoritäre Führungen und wirtschaftsstarke Tech-Unternehmen bilden noch nie dagewesene Allianzen gegen Demokratien mit der Folge eines zunehmenden Abbaus längst errungener sozialer Standards und Rechte.  

Auch die Natur-, Umwelt- und Klimapolitik steht spürbar unter Druck. Während die Ampelregierung mit ihrem Koalitionsvertrag noch Aufbruchstimmung für einen gesellschaftlichen Fortschritt vermittelte, zeigt der aktuelle politische Kurs deutliche Abwehrkämpfe gegenüber dem Schutz unserer natürlichen Grundlagen.  

Doch ist Krisenstimmung nicht Teil der umweltpolitischen Identität, die uns seit Jahrzehnten antreibt und zusammenhält, für eine bessere Zukunft zu kämpfen?  

Als der Deutsche Naturschutzring 1950 gegründet wurde, galt es, die negativen Folgen des Wirtschaftswunders anzugehen und den Erhalt unserer ökologischen Grundlagen zu wahren. Mit Erfolg:  Von den ersten Naturschutzprogrammen der Bundesregierung in den 1970er Jahren, über die Gründung des Bundesumweltministeriums 1986, den Atomausstieg, das Klimaschutzgesetz bis hin zum europäischen Green Deal war der DNR immer gefragt, die Zukunft mitzugestalten.  Dass die Anliegen und Ziele der Umweltbewegung heute genauso aktuell sind wie zur Gründung des DNR, zeigen die dramatischen globalen Auswirkungen der Klimakrise und das Voranschreiten des Artensterbens.  

Engagement für Umwelt- und Naturschutz als Gesellschaftspolitik

Aus den 19 Gründungsmitgliedern ist 75 Jahre später ein starker Verband aus rund 100 Organisationen entstanden. Dabei hat sich der Dachverband im Zuge der politischen Entwicklung – wie beispielsweise der Wiedervereinigung und der europäischen Integration –zu einem relevanten Akteur entwickelt und nimmt heute an entscheidenden Beteiligungsprozessen von Politik und Gesellschaft teil.  

Der Umweltschutz hat sich nicht zuletzt aufgrund komplexer werdender politischer Rahmenbedingungen in den letzten 75 Jahren stark weiterentwickelt: Längst geht es nicht mehr nur um den Erhalt einzelner Lebensräume oder Arten, sondern um die grundlegende Erneuerung unserer Gesellschaft. Der Ausbau erneuerbarer Energien ist heute nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch ein strategisches Element zur Stärkung unserer geopolitischen Sicherheit.  

Umweltpolitik ist somit Gesellschaftspolitik. Klimaschutz, die Stärkung der biologischen Vielfalt, soziale Gerechtigkeit und technologische Innovation gehören zusammen. Die Mitgliedsorganisationen des DNR zeigen entgegen jeder Krise, wie das geht – mit der Wiederbelebung von Mooren, der Begrünung von Städten, indem sie Quartiere lebenswerter machen oder den digitalen Wandel ökologisch und gerecht gestalten.  

Gemeinsam stark

Durch ihr zivilgesellschaftliches Engagement leisten unsere Mitglieder nicht nur einen essentiellen Beitrag für den Erhalt unserer ökologischen Grundlagen, sondern stärken auch seit Jahrzehnten das kulturelle Miteinander und das demokratische Zusammenleben unserer Gesellschaft. Um diesen Entwicklungen gerecht zu werden, hat sich auch der DNR immer wieder hinterfragt und Gestaltungswillen durch Satzungsänderungen zum Ausdruck gebracht. Heute bildet das Präsidium die Vielfalt der Verbände in seiner Zusammensetzung ab und die Frauenquote soll eine möglichst hohe Beteiligung und Vertretung durch Frauen fördern.  

Momentan werden die Handlungsspielräume allerdings wieder gezielt eingeschränkt. Durch den wachsenden Rechtsruck und mediale Angriffe gerät die Arbeit vieler Umweltverbände zunehmend unter Druck. Uns als Dachverband kommt somit umso mehr die zentrale Rolle zu, die umweltpolitischen Anliegen der Verbände zu vertreten und gleichzeitig einen Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog zu leisten. Um die starke Stimme des Naturschutzes immer wieder zu bekräftigen und gemeinsame Positionen zu finden, setzt er innerverbandlich auf eine enge Kommunikation durch Fachrunden, Mitgliederforen und Beteiligungsprozesse.

Lust auf Zukunft

Genau in solchen Zeiten braucht es mutige Stimmen für das Gemeinwohl. Der DNR wird daher auch in Zukunft Brücken über Krisen hinweg bauen – zwischen Fachwelt und Politik, zwischen ökologischen Notwendigkeiten und gesellschaftlicher Realität. Sicherheit, Soziales, Umwelt und gesellschaftlicher Zusammenhalt gehören für uns untrennbar zusammen.  

Der DNR begreift den Weg in eine nachhaltige Gesellschaft nicht nur als ein naturschutzfachliches und technisches Projekt. Er ist ein kulturelles, ein demokratisches Versprechen. Ein Versprechen auf eine Zukunft, die mehr ist als Verzicht: gerechter, gesünder, friedlicher. Eine Zukunft, in der Naturschutz im Dienst der Gesellschaft steht – und wir alle gemeinsam gewinnen.   

Anna Geuchen

Referentin des Präsidiums

030 6781775-902

anna.geuchen@dnr.de

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